Edingen-Neckarhausen

Die Fähre kann weiterfahren

Rat stimmte Rettung der Neckarverbindung durch die Gemeinde zu - Viel Lob für Bürgermeister Simon Michler

24.10.2019 UPDATE: 25.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden

Nicht nur an Aktionstagen wie dem Lebendigen Neckar wird die Fähre zwischen Neckarhausen und Ladenburg gern genutzt. Vorerst bleibt die Verbindung bestehen. Foto: Pilz

Edingen-Neckarhausen. (nip) Es ist eher selten, dass die Gemeinderatsfraktionen derart ins Schwärmen geraten. Doch wenn es um die Neckarfähre geht, brechen sich die Emotionen Bahn. Einmütig stimmte der Gemeinderat am Mittwochabend der von Bürgermeister Simon Michler in der vergangenen Woche vorgestellten Rettungsmöglichkeit der Verbindung über den Neckar zu: Die Kommune übernimmt Fähre, Fährhäuschen, Maschinen- und Ersatzteile zu einem Gesamtpreis von 35.000 Euro von der Fährgemeinschaft (FG), die sich Anfang April 2020 auflösen wird.

Nachdem die Hauptanteilseigner im Juni bei einem Treffen der FG angekündigt hatten, sich aus dem Fährbetrieb zurückzuziehen, sei den verbliebenen vier Familien schnell klar geworden, dass es nicht mehr möglich sei, die Fahrdienste weiterhin privat zu organisieren, so FG-Sprecher Jochen Krauß vergangene Woche.

Ohnehin schwebt das Damoklesschwert über der seit 1483 bestehenden "schwimmenden Brücke": Wenn 2024/25 die neue Neckarbrücke fertiggestellt ist, könnten die Fahrgastzahlen einbrechen und den Betrieb unwirtschaftlich machen. Krauß meinte hingegen, er sehe für die Fähre weiterhin eine "gute Chance".

Edingen-Neckarhausen und Ladenburg sind sich einig, die wichtige Verbindung aufrechterhalten zu wollen. Die Doppelgemeinde übernimmt die Fähre ab 7. April und Ladenburg hat zugesagt, Verluste finanziell mitzutragen. Im ersten Jahr, so Michler, werde das höchstwahrscheinlich so sein. Zu den Kosten der Übernahme kommen rund 50.000 Euro für ein neues Fährzeugnis, weil das bisherige nach fünf Jahren ausläuft. Zur Erneuerung wird das 1989 gebaute Fährschiff auf eine Werft gebracht, dort überprüft und gegebenenfalls repariert.

Die jährlichen Unterhaltungs- und Versicherungskosten sind auf 15 bis 20.000 Euro beziffert. Die Verwaltung rechnet mit jährlichen Zuschusskosten von 50.000 Euro, doch sollen bei gleichbleibenden Nutzerzahlen die zu erwartenden sechsstelligen Einnahmen aus dem Transportgeld die Personalausgaben übersteigen. Drei Vollzeitkräfte will die Gemeinde anstellen. Martina Kreutzer, bislang im Nebenerwerb tätig, hat sich bereits um eine Vollzeittätigkeit beworben. Ihre beiden Töchter sagten Wochenenddienste zu. Michler erklärte, fast täglich gingen Bewerbungen von Fährleuten mit Fährpatent ein.

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Michler sagte auch, die Fährpreise sollten nicht steigen. Aus dem unter Denkmalschutz stehenden Fährhäuschen könnte zudem ein kleiner Kiosk werden, wobei das Gebäude nicht in allerbestem Zustand sei. Darum werde sich Rathausmitarbeiterin Patricia Hauck kümmern. Die Architektin stammt aus Neckarhausen. Der neue kommunale Betrieb ist in der Stabstelle des Bürgermeisters bei Thea-Patricia Arras angesiedelt. Die Gründung eines Fördervereins ist angedacht. Außerdem werde man beim Regierungspräsidium in Karlsruhe und beim Kreis um Förderung ersuchen.

"Wir sind superglücklich und stolz auf die Verwaltung. Großes Lob für die schnelle und effiziente Arbeit", erklärte Birgit Jänicke (Offene Grüne Liste). Ihre Fraktion lege Wert auf die Nutzung des Fährhäuschens, möglicherweise auch gastronomisch. Jetzt hänge die Fähre nicht mehr am "seidenen Faden", meinte Thomas Zachler (SPD), sondern am "Rettungsseil der Gemeinde". Wichtig sei es nun, die Bürger ganz genau zu informieren. "Nichts bewegt die Leute mehr als die Fähre." Michler sagte das zu.

"Es ist sehr positiv, dass die Verwaltung so schnell reagiert hat", meinte Klaus Merkle (UBL). Es sei aber noch ein "harter Brocken Arbeit", den Fährbetrieb ganzjährig zu den bisherigen Zeiten aufrechtzuerhalten. Die Kosten der Übernahme seien überschaubar, dafür müsse man der Fährgemeinschaft danken. Ihnen sei es nicht um Bereicherung, sondern um den Erhalt gegangen.

"Das ist ein Punkt, an dem es nur zu loben gibt", fasste sich Edgar Wunder (Die Linke) kurz. "Wir sind betrübt, dass sich die Fährgemeinschaft auflöst, aber erfreut über die Aktion des Bürgermeisters", sagte Florian König (CDU).

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