Wohnungsmarkt in Mosbach angespannt

Die Stadt braucht ein Entwicklungskonzept

Familienheim-Geschäftsführer Dr. Klaus-Dieter Roos zeigt diverse Lösungsansätze auf

25.09.2019 UPDATE: 26.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden

Wohnraum ist nicht nur in großen Städten, sondern auch in Mosbach seit Jahren ebenso knapp wie ein viel diskutiertes Thema. Dr. Klaus- Dieter Roos als Geschäftsführer des Familienheims (mit mehr als 1000 Wohnungen im Bestand) wünscht sich in der Großen Kreisstadt eine "Wohnraumallianz". Von einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft hält er allerdings wenig. Foto: Alexander Rechner

Von Alexander Rechner

Mosbach. Die Innenstadt ist immer noch eine der wichtigsten Visitenkarten für Mosbach. Davon ist Dr. Klaus-Dieter Roos, Geschäftsführer der Baugenossenschaft Familienheim Mosbach, fest überzeugt. Ein Aushängeschild, das wie ein Magnet auf die Menschen wirkt. Mit Folge: Immer mehr - vor allem ältere - Menschen wollen in Stadtnähe wohnen. Allerdings ist die bundesweite Entwicklung im ländlichen Mosbach angekommen. "Auch in unserer Heimatstadt gibt es für bestimmte Gruppen Probleme, angemessene Wohnungen zu finden", weiß Klaus-Dieter Roos.

Insbesondere Menschen mit kleinem Einkommen finden häufig schwer eine bezahlbare Bleibe. Über seine Tätigkeit im Familienheim Mosbach berichtet er, dass immer wieder Menschen kommen und ein Zuhause suchen. "Die Nachfrage ist deutlich höher als wir sie bedienen können". Und dem Familienheim Mosbach gehören immerhin 1050 Wohnungen (davon 235 in Eberbach).

Ein Patentrezept, das Wohnungsproblem zu lösen, gibt es aus seiner Sicht nicht. Aber für Mosbach glaubt der Experte eine Schwachstelle ausgemacht zu haben: Es fehle ein durchdachtes und langfristiges Stadtentwicklungskonzept, in dem auch der Daseinsgrundfunktion Rechnung getragen wird. Mit dieser Meinung weiß er sich in Fachkreisen nicht alleine. Mit einem solchen Instrumentarium könnte die Stadtverwaltung jedenfalls aufzeigen, in welche Richtung die Reise in diesem wichtigen Themenfeld gehen soll, findet Roos.

Den Weg, kurzerhand neue Baugebiete auszuweisen, erachtet der Geschäftsführer dagegen für Mosbach als nicht zielführend. "Das führt letztlich doch nur zu einer weiteren Zersiedelung der Landschaft, und über kurz oder lang werden in den Siedlungskernlagen Wohnung und Häuser leer stehen", gibt Roos zu bedenken. Vielmehr sollte man sich darüber Gedanken machen, wie man neue Sanierungsgebiete ausweisen könne. Hier sieht er Stadt, Land und den Bund in der Verantwortung. Schließlich könne damit die Politik Anreize setzen, aus alten Immobilien moderne Wohnungen zu schaffen. Zumal die Große Kreisstadt auch vor einer topografischen Herausforderung stehe. Der Hungerberg (oberhalb der Johannes-Diakonie) sei zwar eine Idee, aber doch etwas weiter entfernt vom Zentrum. Allein deshalb präferiert er, unter anderem vorhandene Baulücken zu nutzen. Konkret wünscht sich der Experte eine sogenannte "Wohnraumallianz" auf kommunaler Ebene.

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Mit einer solchen Einrichtung könne man detailliert und passgenau dem Thema "Wohnungsbau in Mosbach" auf den Grund gehen, ist der Geschäftsführer überzeugt. "Es müssten alle Akteure der Wohnungswirtschaft daran beteiligt werden, um alle wichtigen Aspekte zusammenzutragen", sagt er. Stadtplaner wie Private als auch die Genossenschaften sollten dabei mit im Boot sein. "Mit der Wohnraumallianz könnte in Mosbach am meisten bewirkt werden", unterstreicht Roos.

Dagegen helfe aus seiner Sicht eine ins Spiel gebrachte Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft in der Großen Kreisstadt nicht weiter. "Ich halte davon nicht viel", sagt er klar. Um eine solche aus der Taufe zu heben, sei ein großer Aufwand nötig. Überdies benötige sie wohl einen Grundstock von etwa 200 bis 250 Wohnungen. "Die Große Kreisstadt hat aber nur um die 100 Wohnung in ihrem Eigentum", schildert er und ergänzt fragend: "Darüber hinaus müsste man wohl eine Million Euro in die Hand nehmen, aber woher soll das Geld kommen?". Zumal die Wohnungsbaugesellschaft auch nicht günstiger bauen und keine Grundstücke "schnitzen" könne. "Wir alle kochen mit dem gleichen Wasser", urteilt der Geschäftsführer. Allerdings hat er eine weitere Idee, die dazu beitragen kann, um die Wohnraum-Herausforderung zu meistern.

Genossenschaften sind nach seiner festen Überzeugung die Akteure, mit denen das Wohnungsproblem gelöst werden kann. Der Gedanke dahinter: Diese Genossenschaften könnten etwas teurere, moderne Neubauten errichten. In die könnte dann "Besserverdienende" einziehen, die die derzeit noch in günstigeren Wohnungen der Genossenschaften lebten. Dadurch würde dieser Wohnraum wiederum frei für Menschen, die weniger Geld zur Verfügung haben. Dazu benötige man aber einen entsprechend großen Grundstücksstock, zeigt Klaus-Dieter Roos auf.

Klare Worte findet Roos zur Diskussion um die Dualen Hochschulen (DHBW) Mosbach und Heilbronn. "Wenn die Konkurrenzklausel fallen sollte, wird dies sicher in den kommenden zehn Jahren Auswirkungen haben", befürchtet er und meint damit auch die Wohnungswirtschaft. Deshalb appelliert er an alle Verantwortlichen, den Mosbacher Hochschulstandort nicht zu schwächen. Schließlich sei der eine weitere wichtige Visitenkarte der Großen Kreisstadt.

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