TSG-Keeper im Interview

Das sagt Oliver Baumann über seine Karriere und den Traumjob Fußballprofi

So sieht er die Entwicklung in Hoffenheim - Anekdote zu Christian Streich

26.08.2019 UPDATE: 26.08.2019 18:00 Uhr 2 Minuten, 54 Sekunden
Oliver Baumann. Foto: dpa

Von Achim Wittich

Zuzenhausen. Oliver Baumann geht in seine sechste Bundesliga-Saison mit der TSG Hoffenheim und hat auch schon unruhige Zeiten im Kraichgau erlebt. Der 29-jährige Torwart absolvierte gegen Frankfurt seine 300. Erstligabegegnung, hat bei 1899 einen Vertrag bis 2021 und spricht im RNZ-Interview über den "Traumjob" eines Bundesligaprofis.

Das TSG-Team hat ein stark verändertes Gesicht bekommen.

Sicher haben wir Leistungsträger verloren, aber auch gute Jungs dazubekommen, die sehr talentiert und von ihrem Charakter her einwandfrei sind. Das ist die wichtigste Basis für Erfolg. Und wir dürfen nicht vergessen, dass in Frankfurt mit Kramaric, Hübner und Grillitsch eine wichtige Achse aufgrund von Verletzungen gefehlt hat und Belfodil ebenfalls noch nicht wieder fit genug für die Anfangself war.

Was wäre denn nach dem Abschluss der Saison ein Erfolg?

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Wir haben intern noch nicht über eine konkrete Zielsetzung gesprochen. Aber klar: Diejenigen, die Europa- und Champions League gespielt haben, wollen das natürlich am liebsten wieder. Die Champions League war schon mega, aber davon will ich jetzt nicht sprechen. Wichtiger ist zunächst, dass wir uns als Team immer besser finden, unsere Philosophie vom dominanten, attraktiven Fußball auf den Platz bringen und dann natürlich auch die entsprechenden Ergebnisse einfahren.

Wie sehen Sie denn die Entwicklung in Hoffenheim?

Der Weg, den der Verein eingeschlagen hat, ist aus meiner Sicht genau richtig. Die TSG ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen, auch größer geworden in der öffentlichen Wahrnehmung. Das merke ich regional zum Beispiel an den Fotowünschen auf der Straße. Das hat hier deutlich zugenommen.

Hintergrund

Oliver Baumann wurde am 2. Juni 1990 in Breisach am Rhein geboren. Vom FC Bad Krotzingen ging er 2002 zum SC Freiburg und durchlief dort alle Jugendstationen. Insgesamt absolvierte der 1,87 Meter große Torwart von seinen 300-Bundesligaspielen 131 für die

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Oliver Baumann wurde am 2. Juni 1990 in Breisach am Rhein geboren. Vom FC Bad Krotzingen ging er 2002 zum SC Freiburg und durchlief dort alle Jugendstationen. Insgesamt absolvierte der 1,87 Meter große Torwart von seinen 300-Bundesligaspielen 131 für die Breisgauer. Zur Saison 2014/15 wechselte er zur TSG 1899 Hoffenheim. Baumann ist seit 2016 mit seiner langjährigen Freundin Charlotte verheiratet und baut derzeit. awi

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Blicken wir zurück. In Freiburg haben Sie den Durchbruch geschafft.

Dort habe ich mit 19 Jahren die Chance bekommen, mich zu beweisen, und konnte mich festbeißen. Christian Streich und Torwarttrainer Andreas Kronenberg waren große Förderer von mir. Ich habe ihnen viel zu verdanken.

Dann haben Sie sich entschieden, in den Kraichgau zu wechseln.

Wir hatten in der Vorsaison fast alle Leistungsträger verloren und ich habe mich schon gefragt, wie wir das eigentlich rocken sollen. Ich bin damals geblieben, es war eine sehr harte Saison - aber wir haben den Klassenverbleib dennoch geschafft. Im Anschluss wollte ich dann den nächsten Schritt gehen.

Was viele in Freiburg gar nicht so toll fanden, auch Christian Streich nicht.

Tatsächlich kam mir viel Unverständnis entgegen und auch meine Verabschiedung war nicht unbedingt optimal. Aber dennoch sind am letzten Tag einige Tränen bei mir geflossen.

Und Streich?

Ich war damals bei ihm in der Kabine, um ihm meine Entscheidung mitzuteilen. Er war - sagen wir so - nicht sehr erfreut, schließlich hatte er einen seiner Ziehsöhne verloren. Aber mittlerweile ist längst wieder alles in Ordnung, mit sämtlichen Verantwortlichen vom SC. Ich habe Christian Streich zu unserem Spiel gegen Manchester City eingeladen - und er ist gern gekommen (grinst).

Haben sie den Wechsel jemals bereut?

Nein. Vor meiner Zeit war es ja hier schon mal etwas wild, mit einigen Trainerwechseln. Aber ich habe gesehen und gespürt, dass bei der TSG großes Potenzial vorhanden ist. Und jetzt bin ich sehr glücklich darüber, dass sich das bestätigt hat.

Alfred Schreuder übernimmt von Julian Nagelsmann. Wo unterscheiden Sie sich?

Klar hat Julian hier einen besonderen Effekt gehabt, auch was die Aufmerksamkeit betrifft. Die beiden zu vergleichen, ist jedoch schwierig. Julian war aufgrund seines Alters natürlich mehr so der jugendliche Typ, Alfred geht eher in die Richtung Vaterfigur mit viel Erfahrung, auch aus seiner Ajax-Zeit. Aber beide sind sehr hart im Training, geben klare Ansagen und unterbrechen, wenn ihnen etwas nicht gefällt. Gewisse disziplinarische Dinge, dass die jungen Spieler zum Beispiel die Tore tragen müssen, galten zwar schon immer - aber Alfred achtet vielleicht noch mal einen Tick genauer darauf.

In Freiburg und Hoffenheim schaffen es immer wieder einige Youngster in den Profibereich.

Ja, bei beiden Vereinen ist die Durchläufigkeit hoch, da viel Wert auf die eigenen Talente gelegt wird. Niklas Süle beispielsweise, der die TSG-Akademie durchlief, ist für mich mittlerweile einer der besten Innenverteidiger der Welt.

Stammtorwart bei einem Bundesligisten, seit 2016 verheiratet: Sie haben beruflich und auch privat nicht viel verkehrt gemacht. Wünschen Sie sich dennoch manchmal, ein normales Leben zu führen?

Für mich ist es definitiv weiterhin ein Traumjob. Natürlich bestimmt der Fußball weitgehend unser Leben, vor allem der Trainings- und Spiel-Rhythmus, meist ohne richtige Wochenenden zum Beispiel. Und in Freiburg ging’s oft gegen den Abstieg, da ist man auch mal drei Tage lang nicht so gut drauf nach einem verloren Spiel. Meine Frau musste und muss schon gewisse Sachen aushalten, muss einige Dinge allein machen, weil ich einfach nicht da sein kann, aber dennoch: Sie unterstützt mich immer, und dafür bin ich ihr extrem dankbar.

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