Heidelberger Druck plant großen Industriepark
Ein Drittel des derzeitigen Geländes soll dafür umgestaltet werden - Stadt hat die Planungshoheit

Ein Drittel des Werksgeländes der Heidelberger Druckmaschinen in Wiesloch soll in einen Industriepark umgewandelt werden, in dem sich fremde Unternehmen ansiedeln können. Foto: Hans-Dieter Siegfried
Von Hans-Dieter Siegfried
Wiesloch. Es ist zwar noch ein Konzept, aber alle Beteiligten wollen mit Nachdruck daran arbeiten. Die Heidelberger Druckmaschinen AG plant, auf einem Drittel ihres Areals am Stammwerk Wiesloch-Walldorf einen Industriepark zu errichten. 270.000 Quadratmeter (die Gesamtfläche im Werk beträgt 840.000 Quadratmeter) sollen dafür genutzt und es soll ein städtebaulicher Rahmen dafür geschaffen werden.
Mit im Boot: die Stadt Wiesloch, denn über 86 Prozent des infrage kommenden Geländes liegt auf der Gemarkung der Weinstadt und somit ist man im Rathaus für die Erstellung eines Bebauungsplans zuständig.

OB Dirk Elkemann und HDM-Vorstandsmitglied Dirk Kaliebe (re.) arbeiten in dem Projekt eng zusammen. Foto: Siegfried
In einem Hintergrundgespräch gaben jetzt Dirk Kaliebe, Finanzvorstand bei Heidelberg, und Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann erste Einzelheiten für das zukunftsweisende Vorhaben bekannt. Die Kooperation mit den Verantwortlichen im Wieslocher Rathaus ist dabei von entscheidender Bedeutung, können doch so die so dringend benötigten Gewerbeflächen, die bereits erschlossen sind, für Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Es handelt sich dabei um einen großen Bereich, vom Hauptgebäude aus in Richtung Bahngleise, der umgestaltet werden soll.
Elkemann sieht große Chancen für die Stadt. "Wir werden das Projekt von Heidelberg mit Nachdruck begleiten und unterstützen, das habe ich ausdrücklich zur Chefsache erklärt", betonte er. Für Dirk Kaliebe genießt die Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert. "Wir werden natürlich verdichten, also die uns dann noch zur Verfügung stehenden Hallenkapazitäten sinnvoll und effizient auffüllen", kündigte er an.
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Und einen Namen hat man bei Heidelberger Druck für den zu erstellenden Bereich bereits gefunden: "Heidelberg Digital Campus of Things", mit diesem Begriff wollen die Verantwortlichen im Unternehmen nicht nur den derzeitigen Kulturwandel untermauern, sondern zudem auch Zeichen für die Zukunft setzen und die sich daraus ergebenden Veränderungen damit verdeutlichen.
Die ersten "Duftnoten" hat man bereits gesetzt. In den Hallen 43 und 44 wird derzeit fleißig gewerkelt, wird doch dort die "Heidelberg Digital Unit" ein neues Domizil finden. Dabei wird die alte Bausubstanz geschickt mit den neuen Arbeitsbedingungen verknüpft. Schon erkennbar sind die verschiedenen Ebenen, auf denen die Belegschaft künftig arbeiten wird. Offenheit und möglichst viel Platz für Kommunikation steht dabei mit im Vordergrund, auch Arbeitsplätze im Außenbereich sind fest eingeplant. Als befruchtendes Beispiel dient dabei das erst im Vorjahr eröffnete Innovationszentrum in der Halle 10.
"Wir sind froh, das Projekt gemeinsam mit der Stadt Wiesloch umsetzen zu können, denn im dortigen Rathaus laufen die Fäden für das Baurecht und die städtebaulichen Planungen zusammen", gab sich der Finanzvorstand zufrieden. Man habe bereits Anfragen möglicher Interessenten, jedoch gelte es, zunächst einmal eine umfassende Planung zu erstellen. "Wir haben vor, im Spätsommer dazu einen städtebaulichen Wettbewerb zu starten, in den wir einige Büros, die dabei bereits Erfahrungen gesammelt haben, einbinden werden", kündigte Kaliebe an.
Mit enthalten sein wird ein ausgeklügeltes Verkehrskonzept, das Errichten von sogenannten "Servicepoints", um so zu gewährleisten, dass eine Trennung zwischen den Heidelberger Aktivitäten und den sich ansiedelnden Unternehmen gewährleistet sein wird. Auch zwei Parkhäuser - mehrgeschossig - sind in dem künftigen Bereich vorgesehen. Außerdem ist ein Fahrrad- und Gehweg entlang der Bahngleise vorgesehen. Viele Hallen werden im Rahmen des Konzeptes abgerissen werden, um somit den künftigen Anforderungen mit Neubauten Rechnung zu tragen.
"Wichtig ist für uns, und dies trägt sicherlich auch zur Beruhigung der Belegschaft bei: Wir können dann die derzeitige Produktion am Standort halten." Wie Kaliebe ergänzte, wird man in erster Linie an eine Vermietung der zu erstellenden Gebäude denken, aber auch ein Verkauf von Teilbereichen könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden. "Aber das sehen wir nur dann, wenn sich ein Unternehmen auch langfristig hier bei uns auf dem Gelände ansiedeln möchte", unterstrich er.

Schon jetzt bauen die Heidelberger Druckmaschinen alte Werkshallen für ihre eigene "Heidelberg Digital Unit" um. Künftig soll ein Industriepark hinzukommen. Foto: Siegfried
Die fortschreitende Digitalisierung als Leitschnur dürfte, so Kaliebe, sicherlich für Software-Unternehmen von großer Bedeutung sein, zumal sich dabei Synergien untereinander oder mit Heidelberg selbst ergeben könnten. Die vorhandene Infrastruktur, beispielsweise die Kantine, könnte von den neuen Unternehmen mit genutzt werden. "Aber klar ist auch: Wir werden auf einer solch großen Fläche nicht nur Software-Firmen hier unterbringen."
Die Planungsphase selbst soll bis 2022 laufen, ehe dann die bauliche Umsetzung erfolgen wird. "Uns geht es, das betone ich nochmals, um die Nachhaltigkeit in dem gesamten Prozess", sagte Kaliebe. Für den Wieslocher Rathauschef ein "echter Glücksfall", denn man habe ja bereits ein erschlossenes Industriegebiet und damit einen zeitlichen Vorteil gegenüber Planungen "auf der grünen Wiese".
Und: Man könne in den kommenden Jahren wieder verstärkt auf Anfragen von Unternehmen, die hier ihre Zelte aufschlagen möchten, positiv reagieren. Einen zu beachtenden Nebeneffekt sieht Elkemann natürlich auch in künftigen Einnahmen bei der Gewerbesteuer und die Chance, in der Region neue Arbeitsplätze zu schaffen. Der Wieslocher Gemeinderat war bereits in zwei nichtöffentlichen Sitzungen über die Pläne informiert worden.
Zeitdruck sehen beide nicht. Es gehe nicht um eine kurzfristige Umsetzung, vielmehr wolle man ein ausgewogenes und auf die Zukunft ausgerichtetes Projekt schrittweise verwirklichen. "Wir haben mit unserem Innovationszentrum bereits ein Zeichen gesetzt, jetzt folgen die nächsten Schritte."
Über Details zur Finanzierung äußerte sich Kaliebe noch nicht. "Aber im Herbst dieses Jahres werden wir sicher in vielen Belangen weiter sein", versprach er. Über eine Fertigstellung des Gesamtkomplexes könne man zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Angaben machen.



