Schattenplätze sind heiß begehrt
Die Hitzephase lässt die Besucherzahlen der Buga sinken und den Aufwand steigen - Gießwasser aus dem Karlssee

Von Armin Guzy
Heilbronn. Tropische Pflanze möchte man sein, im Stadt-Dschungel auf der Bundesgartenschau: im leichten Schatten, dauerbewässert durch hauchfeinen Sprühnebel, sanft heruntergekühlt bei annähernd 37 Grad Lufttemperatur. Die Hitzewelle macht Besuchern wie Pflanzen und Gärtnern gleichermaßen zu schaffen. "Schatten ist gerade heiß begehrt", kalauert Buga-Sprecherin Suse Bucher-Pinell, macht aber auch deutlich, dass die aktuelle Wetterlage etliche Herausforderungen für die Schau bringt und potenzielle Besucher eher ins Freibad denn aufs Buga-Gelände lockt. "Wir können das Wetter schon an den Besucherzahlen ablesen", räumt sie ein: "25 Grad, leicht bewölkt, das wäre ideal." Davon ist die Schau am Mittwoch aber weit entfernt.
Schon morgens um 6 Uhr strömen die ersten Gärtnerkolonnen aus und bewässern alles, was nicht ohnehin schon nachts über automatische Beregnungsanlagen mit dem lebenswichtigen Nass versorgt wurde. Der vor wenigen Wochen gepflanzte Sommerflor geht jetzt erst richtig in die Blüte, und der Pflegeaufwand ist immens. "Die Sprinkler laufen länger, und wir gießen bis in den späten Vormittag hinein. Die Qualität der Schau soll ja trotz der Hitze erhalten bleiben", sagt Bucher-Pinell.
Immerhin: Zusätzliche Wasserkosten verursacht die Hitzephase bislang nicht. Das meiste Gießwasser wird dem Karlssee und dem Floßhafen-See entnommen, und falls der Wasserstand zu stark sinkt, darf die Buga auch auf Neckarwasser zurückgreifen. Leitungswasser wird meist nur bei den Pflanzungen am Rande des fast 40 Hektar großen Geländes verwendet.
Auch die Besucher passen sich der Hitze an. Sie kommen, wenn es denn geht, so früh wie möglich oder mit Dauerkarte erst abends, und nutzen jeden Schattenplatz, und sei es unterm Großkunstwerk. Viele schützen sich auch mit Sonnenschirmen, kühlen Füße und Waden in den beiden Seen oder verwandeln den Buga-Faltplan notfalls in einen provisorischen Sonnenhut oder falten ihn zum Fächer. Auch das Angebot der drei über das Gelände verteilten kostenlosen Trinkbrunnen wird gerne und oft angenommen.
Dennoch sind die Sanitäter öfter im Einsatz als bislang. Nicht nur bei älteren Buga-Besuchern bleiben Kreislaufprobleme bei dieser Hitze nicht aus. "Wir haben immer einen Rettungsdienst direkt auf dem Gelände", sagt Bucher-Pinell - konkrete Zahlen hat sie zwar nicht, aber die Zahl der Einsätze sei gestiegen.
Dass gerade junge Besucher den Karlssee mitunter zur Ganzkörperabkühlung nutzen, wird von den Buga-Verantwortlichen eher kritisch gesehen. "Das ist eher wie ein Teich zum Füße-rein-Hängen, kein Badesee", betont Bucher-Pinell. Die Wasserqualität werde dennoch ständig kontrolliert. Bisher habe es keine Probleme gegeben. Das Wasser der beiden Seen zirkuliert und in den Uferbereichen sind natürliche Retentionsbodenfilter angelegt, die organische Stoffe binden.
Dennoch wird die Hitzephase die Buga wohl einige Besucher kosten. Reisegruppen haben langfristig gebucht und kommen zuverlässig, und auch die Schulklassen strömen nach wie vor ins "bunte Klassenzimmer", das, so gut es geht, in den Schatten verlegt wird. Aber etliche Tagesgäste werden ihren Besuch wohl verschieben. Hält die Hitze längere Zeit an, könnte das den guten Start und viele besucherstarke Wochenenden wieder nivellieren. Die hohe Zahl der verkauften Dauerkarten ist zwar ein guter Grundstock, aber die Bundesgartenschau lebt eben zu einem großen Teil von den Tageseintritten.
Bislang kann Bucher-Pinell den ohnehin nicht zu ändernden äußeren Umständen aber noch etwas Positives abgewinnen: "Es geht insgesamt entspannter zu", sagt sie und schildert, wie die Leute im "Inzwischenland" unter den Pappeln sitzen oder ihre Füße von der Hafenmauer ins Wasser baumeln lassen. Besonders beliebt sei gerade der Campus-Park mit der Verdunstungskühle des Gradierwerks und dem Schatten der ältesten Platane der Stadt. Dort in den Hängesitzen zu schaukeln und sich eine Auszeit vom Alltag zu nehmen, mache besonderen Spaß. "Daran ändert auch die Hitze nur wenig", sagte Bucher-Pinell.
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