Windatlas Baden-Württemberg

Bald mehr Windräder im Neckar-Odenwald-Kreis?

Der neue Atlas weist deutlich mehr Windkraft-Flächen für Region aus. Die Folgen für Mosbach und Umgebung sind noch unklar.

04.06.2019 UPDATE: 05.06.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Was die neuen Werte im aktualisierten Windatlas von Baden-Württemberg für die Region Eberbach bedeuten, steht noch nicht fest. Nach wie vor haben etwa die Flächen am Hebert niedrigere Werte. Besser positionierte lagen etwa im östlichen Neckar-Odenwaldkreis oder im Schwarzwald. Dennoch bekommt Forst-BW immer wieder Interessentenanfragen. Foto: Rüdiger Busch

Von Tim Müller

Neckar-Odenwald-Kreis. "Eine brutalere Zerstörung der Landschaft, als sie mit Windkrafträdern zu spicken, hat zuvor keine Phase der Industrialisierung verursacht." Deutliche Worte, die der Literat Botho Strauß vor zehn Jahren veröffentlichte. Mittlerweile empfinden einige Bürger in Deutschland die gleichen Gefühle beim Anblick von Windkraftanlagen. Fest steht: die Windenergie-Branche muss zurzeit mit viel Gegenwind rechnen. Die Folge sind Baustopps und schwindendes Interesse an Ausschreibungen. Dabei ist der Ausbau der Windenergie eine der tragenden Säulen der Energiewende.

Nicht nur an der Nordsee, sondern auch im Süden (Baden-Württemberg) entstanden in den letzten Jahren viele neue Windräder. Glaubt man der Landesregierung, sind es allerdings bei Weitem nicht genug. Auch deshalb beauftragte das Land Experten mit der Neubemessung der windkrafttauglichen Flächen.

Hintergrund

Die Windparks in der Region:

> "Großer Wald Buchen-Hettingen/ -Rinschheim" mit fünf Windrädern.

> "Hettinger Eulsberg" mit zwei Anlagen (beide Buchen).

> "Hardheim-Erfeld" mit fünf Windkraftanlagen (Hardheim).

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Die Windparks in der Region:

> "Großer Wald Buchen-Hettingen/ -Rinschheim" mit fünf Windrädern.

> "Hettinger Eulsberg" mit zwei Anlagen (beide Buchen).

> "Hardheim-Erfeld" mit fünf Windkraftanlagen (Hardheim).

> "Steinbacher Höhe" mit drei Windrädern (bei Mudau).

> "Großer Wald Ravenstein-Merchingen" mit vier Windkraftanlagen.

> "Ravensteiner Höhe" mit weiteren vier Anlagen (beide Ravenstein).

> "Hirschlanden" mit zwei Windrädern (Rosenberg).

> "Seckach-Großeicholzheim" mit zwei Windkraftanlagen (Seckach)

> "Altheimer Höhe" mit fünf Windrädern (Walldürn)

> "Gerichtstetten" mit vier Anlagen (ebenfalls Hardheim).

Weitere Windkraftanlagen stehen in Sichtweite kurz hinter der Grenze im Main-Tauber-Kreis.

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Laut ihren Ergebnissen, zu finden im aktualisierten "Windatlas" des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, ließen sich die Flächen für eine mögliche Windkraftnutzung annähernd verdoppeln.

Nach Angaben des Berichts sind etwa 6,2 Prozent der Landesfläche, etwas mehr als 220.000 Hektar, für die Nutzung als Standort für Windkraftanlagen geeignet. Dies liege vor allem an dem methodischen und technologischen Fortschritt, erklärte Umweltminister Franz Untersteller am 29. Mai bei der Vorstellung des Berichts in Stuttgart. "Wir können Windverhältnisse genauer berechnen als früher und die modernen Anlagen sind leistungsfähiger und höher", sagte er weiter. Auch die Erfahrung mit den bereits in Betrieb befindlichen Windkraftanlagen spiele eine Rolle beim neuen Bewertungsmaßstab.

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War bisher die mittlere Windgeschwindigkeit über Grund das ausschlaggebende Kriterium für die Flächenbewertung, richtet sich der neue Maßstab nach der mittleren Windleistungsdichte. Diese beschreibe nicht nur, wie stark der Wind an einem Standort durchschnittlich wehe, sondern schließe auch Informationen ein, wie oft der Wind in welcher Stärke und mit welcher Luftdichte wehe, erläuterte Untersteller.

Während Standorte früher nach Meter pro Sekunde (m/s) klassifiziert wurden, ist das Kriterium im neuen Atlas Watt pro Quadratmeter (W/m2).

Konkret: Galten früher Standorte ab 5,5 m/s im Jahresdurchschnitt als geeignet, sollen nun Standorte mit einer mittleren Windleistungsdichte von mindestens 215 W/m2 als nutzbar angesehen werden.

Die höhere Anzahl an windkrafttauglichen Flächen sei jedoch keineswegs gleichbedeutend mit einem zwangsläufigen Ausbau der Windenergie in Baden-Württemberg, wie das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg mitteilte. Im Rahmen jedes konkreten Planungs- und Genehmigungsverfahrens könne es zu Einschränkungen für neue Anlagen kommen. Relevant sind hier beispielsweise Belange des Artenschutzes.

Was die neue Erweiterung der Windkraftflächen für Mosbach und den Odenwald-Neckar-Kreis bedeutet, ist bislang noch unklar. Laut Windatlas fällt das gesamte Gebiet um Mosbach in die Kategorie "Windkrafttauglicher Flächen". Dies bedeutet, dass eine mittlere Windleistungsdichte von mehr als 215 W/m2 vorliegt.

Auf Nachfrage der Rhein-Neckar-Zeitung zeigte sich das Landratsamt des Kreises unbeeindruckt vom neuen Windatlas. "Wir sind keine Planer, nur Genehmiger. Kommt eine konkrete Anfrage, dann werden wir sie prüfen. Mehr können wir zu diesem Zeitpunkt nicht sagen", erklärte Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamtes. Der Verband Metropolregion Rhein-Neckar wollte sich zu den möglichen Folgen des neuen Windatlas nicht äußern.

Konkrete Planungen seien, laut dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energie, erst ab Herbst 2019 möglich. Dann lägen weitere Zahlen zur Anlagenzahl und den Energie-Erträgen, der infrage kommenden Flächen, vor.

Der Ausbau der Windkraftanlagen in Baden-Württemberg stockt derzeit. Zwar lieferten Ende 2018 rund 720 Windkraftanlagen im Land erneuerbaren Strom, doppelt so viele wie Ende 2011, allerdings werden deutlich weniger neue Windanlagen gebaut. Laut Peter Franke, dem Vizepräsident der Bundesnetzagentur, sei vor allem das Interesse an den Ausschreibungen für Anlagen zurückgegangen. "Der Widerstand gegen die Windkraftanlagen ist einfach zu hoch", sagte Franke dem SWR, "das ist besorgniserregend, denn wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, brauchen wir Windanlagen."

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