Buchen

Odenwaldklub will die Waldkinder doch nicht

Kindergartenbeauftragter Heller sauer - OWK-Vorsitzender Respondek sieht Vereinsleben eingeschränkt - Stadt sucht Alternativlösung

29.04.2019 UPDATE: 30.04.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 47 Sekunden

Die Stadt Buchen ist zuversichtlich, dass für den im September geplanten Waldkindergarten des evangelischen Kindergartens "Regenbogen" eine Alternativlösung gefunden wird. Wie berichtet, hat der Odenwaldklub einen Rückzieher gemacht und will sein Wanderheim für die Kinder nicht mehr zur Verfügung stellen. Allerdings sind die Pfadfinder bereit, als Zwischenlösung in ihrem Heim (im Hintergrund) Unterkunft zu gewähren. Die Stadt will möglicherweise einen Bauwagen kaufen. Wd./Foto: Fritz Weidenfeld

Buchen. (Wd) Eigentlich war alles schon in den berühmten "trockenen Tüchern": Die geplante Waldkindergartengruppe des evangelischen Kindergartens "Regenbogen" sollte ab September bei schlechtem Wetter das Wanderheim des Odenwaldklubs im "Kleinen Roth" 19 nutzen dürfen. Ein entsprechender Mietvertrag war vom OWK, dem geraume Zeit die Auflösung drohte, am 4. April unterzeichnet worden.

Doch am Freitag fand sich mit Bernd Respondek als 1. Vorsitzender eine neue Führung, die allerdings den Verein durch den Vertrag zu sehr eingeschränkt sieht, und sich nunmehr gegen eine Nutzung der Räumlichkeiten durch den Waldkindergarten aussprach.

Der Kindergartenbeauftragte des evangelischen Kindergartens "Regenbogen", Klaus-Dieter Heller, selbst 14 Jahre Mitglied im Buchener Odenwaldklub, war aufgrund der für ihn völlig unerwarteten Entwicklung "bedient" und verließ darauf vorzeitig die Sitzung im Wanderheim. Wie er am Montag auf Nachfrage erklärte, sei das für ihn eine "üble Geschichte", da der Mietvertrag einstimmig von der OWK-Mitgliederversammlung wenige Wochen zuvor beschlossen worden sei. Im März hatte Bürgermeister Roland Burger in einer Mitgliederversammlung vorgeschlagen, einen Teil des Wanderheimes als Rückzugsraum für den Waldkindergarten bei extrem schlechtem Wetter zu nutzen.

Voraussichtlich würden sich 20 Kinder und zwei Erzieherinnen montags bis freitags zwischen 8 und 12.30 Uhr im Freien aufhalten, auch bei Kälte und Regen. Nur bei Sturm oder Schneebruch würde man einen beheizbaren Raum mit Wasseranschluss brauchen. So würde man die Trennwände zwischen den beiden Übernachtungsräumen im Wanderheim entfernen, sodass ein Gruppenraum mit rund 24 Quadratmeter Fläche entstehe. In zwei kleineren Räumen wolle man Material und Bollerwagen lagern. Die Kindergartengruppe wollte zudem die Toilette und die Küche des Heimes nutzen.

Alternativ könnte die Stadt einen Bauwagen mit einer Fläche von 22 Quadratmeter für rund 50.000 Euro kaufen. Wenn sich der Odenwaldklub in einiger Zeit auflösen sollte und die Stadt das Wanderheim ohnehin erhielte, könnte man sich das Geld aber sparen, so Burger. Auch die Pfadfinder hätten sich bereit erklärt, sanitäre Anlagen und einen Raum für die Kindergartenkinder in ihrem Heim zur Verfügung zu stellen.

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Die Unterzeichnung des Mietvertrages, der OWK hätte monatlich 300 Euro erhalten, wurde dann im April vom seitherigen 2. Vorsitzenden Adolf Trunk und Klaus-Dieter Heller vorgenommen.

"Viel zu überhastet" sei dies geschehen, so der neue Vorsitzende Bernd Respondek gegenüber der RNZ. So habe man Adolf Trunk zuvor schon zu verstehen gegeben, dass sich eine neue Vorstandschaft für den OWK finden werde und man diese Entscheidung der neuen Führung überlassen sollte. Zudem sieht Respondek Probleme bei einer kommerziellen Nutzung. Schließlich habe man beim Bau des Wanderheimes 2001 öffentliche Zuschüsse erhalten, die eine 25-jährige Nutzung laut Satzung vorsehen. Wenn man die Zuschüsse jetzt zurückzahlen müsse, wäre das ein Desaster. Man sei nicht gegen einen Waldkindergarten.

Aber beispielsweise sei eine Parallelnutzung des OWK-Heimes während der Öffnungszeiten des Waldkindergartens laut den Vorgaben des Landesjugendamtes nicht möglich. Der Mietvertrag sei sinnvoll gewesen, wenn sich der Odenwaldklub tatsächlich aufgelöst hätte. "Unter normalen Umständen sei deshalb die Unterschrift des OWK so nicht zustande gekommen", verdeutlicht Respondek. Mit einer neuen Vorstandschaft und neuen Plänen für die Zukunft sei man durch die Vertragsmodalitäten empfindlich eingeschränkt. Zudem sei ein Bauwagen für den Waldkindergarten die "ideale Lösung".

Klaus-Dieter Heller betont, dass er unter diesen Umständen keinen Sinn in einer weiteren Zusammenarbeit mit dem Odenwaldklub Buchen sieht. "Wir hatten uns über die gefundene Lösung für die Kinder so sehr gefreut", erklärt er. Trotz der unerfreulichen Entwicklung werde es beim geplanten Start des Waldkindergartens am 1. September bleiben, zumal auch zwischenzeitlich das Personal gefunden worden sei und die Planungen weit fortgeschritten sind. Von der neuen Entwicklung werde zwar das Grundgefüge auf den Kopf gestellt. Heller hatte kein Verständnis für das Verhalten des OWK und die Nichteinhaltung des Vertrages, zeigte sich aber optimistisch, mit der Stadt eine alternative Lösung zu finden.

Im Rathaus lag am Montag bereits das Ersuchen des Odenwaldklubs vor, den Mietvertrag mit der Stadt zu annullieren und eine alternative Realisierung des Projektes vorzusehen. "Wir werden eine andere Lösung finden", betonte Bürgermeister Roland Burger. Er werde dem Wunsch des OWK entsprechen. Ohne positive Grundhaltung des OWK als Vermieter wäre das Projekt Waldkindergarten ohnehin am falschen Platz.

Als Alternativlösung sieht er die Anschaffung eines Bauwagens. Zudem seien die Pfadfinder behilflich, um bei Bedarf den Kindergartenkindern in ihrem Heim, das einen Steinwurf vom OWK-Wanderheim entfernt liegt, Unterkunft zu gewähren.

Ort des Geschehens

"Wir werden von der Stadt zeitnah eine Lösung präsentieren, die allen Seiten gerecht werden wird", erklärte Roland Burger.

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