Leimen und Nußloch bewerben sich um Gartenschau 2030
Die Nachbarkommunen machen gemeinsame Sache - Hoffnung auf Ausbau der Infrastruktur

Groß angelegt feierte Leimen am 3. Oktober erstmalig einen "Langen Tag der Stadtnatur". Führungen widmeten sich dem Wein- und dem Obstbau, dazu im ehemaligen Steinbruch der Geologie. War dies die Auftaktveranstaltung zum Projekt "Landesgartenschau"? Foto: Geschwill
Von Alexander Werschak
Nußloch/Leimen. Mit einer Gartenschau erblüht zumeist auch die Entwicklung einer Kommune. Daran will die Große Kreisstadt Leimen teilhaben und bereitet einen Antrag für das entsprechende Programm vor, das in Baden-Württemberg mit "Natur in Stadt und Land" überschrieben ist. Und weil das zarte Pflänzlein einer Empfehlung im größeren Topf kräftiger sprießen könnte, will die Nachbargemeinde Nußloch einer gemeinsamen Bewerbung mit der Nachbarstadt das Beet bereiten. Das entschied der Gemeinderat in seiner jüngsten öffentlichen Zusammenkunft gegen die Stimmen von Rouven Röser und Kay Kettemann (beide CDU). Leimen und Nußloch machen also gemeinsame Sache und bewerben sich um eine Gartenschau ab 2030 (siehe auch Hintergrund rechts).
"Die Erfahrungen der Städte, die in den letzten Jahren eine (Landes-)Gartenschau veranstaltet haben, wurden von den jeweiligen Stadtoberhäuptern durchweg positiv bewertet. Hervorgehoben wurde immer wieder, dass viele Investitionen und Infrastrukturprojekte angestoßen werden - auch solche, die nicht ursächlich mit der Gartenschau im Zusammenhang stehen", warb die Unterlage zur Nußlocher Ratssitzung für das Vorhaben. Eine Haltung, die augenscheinlich der Auffassung des Verwaltungschefs mit entspringt: Bürgermeister Joachim Förster pries das Projekt wie einen bunten Frühlingsstrauß an.
Hintergrund
> Bei der Gartenschau, um die sich nun Leimen und Nußloch gemeinsam bewerben, handelt es sich um eine abgespeckte Variante der großen Landesgartenschauen. Die kleinere Schwester wurde früher "Grünprojekt" genannt und findet im jährlichen Wechsel mit der Landesgartenschau
> Bei der Gartenschau, um die sich nun Leimen und Nußloch gemeinsam bewerben, handelt es sich um eine abgespeckte Variante der großen Landesgartenschauen. Die kleinere Schwester wurde früher "Grünprojekt" genannt und findet im jährlichen Wechsel mit der Landesgartenschau statt. Sie ist in erster Linie für kleinere Städte gedacht. Das Land trägt die Hälfte der Investitionskosten bis zu einer Summe von zwei Millionen Euro. Die Förderung gilt nicht für die gärtnerisch angelegten Ausstellungsflächen, sondern für Anlagen, die auch über das Veranstaltungsjahr hinaus bestehen sollen.
> Vor der Bewerbung werden Ideen für ein Konzept gesammelt. Am 21. Mai ist ein Spaziergang samt Bürgerwerkstatt geplant. Im Oktober soll das Konzept beschlossen werden. In dessen Zentrum sollen in Leimen Bärentorplatz, Rathausplatz, Steinbruch, Berg-Brauerei, Bergfriedhof, Sportanlagen und der Ortskern von St. Ilgen stehen. Nußloch will mit der Ortsmitte, dem Bettendorffschen Gut, dem Fashion-Park und dem Leimbach punkten. Kern des Gartenschaugebietes soll jedoch die Nahtstelle zwischen Leimen und Nußloch mit Lorentrasse, Landgraben, Pappelwald und Grünflächen sein. (cm)
Welcher Ausbau der Infrastruktur aus einer Gartenschau konkret erwachsen könnte, wurde ebenfalls skizziert: "So wäre in diesem Kontext beispielhaft eine Straßenbahnanbindung nach Leimen zu thematisieren oder auch der Ausbau des Radweges entlang der L594, bei dem es aktuell zu einer Absage durch das Verkehrsministerium gekommen ist. Passenderweise könnte auch das Gemeindeentwicklungskonzept in diesem Zusammenhang mitgenutzt werden."
Gerade die Straßenbahngleise wieder auszugraben, die sich gut sieben Dekaden lang bis 1973 von Heidelberg nach Wiesloch erstreckten, elektrisierte Nußlochs Bürgervertreter. Wobei sie in ihren eher kurzen Stellungnahmen meist das Für und Wider beleuchteten. Ines Veits (Grüne) etwa fand, dass es Vordringlicheres gebe und zu viele Ressourcen gebunden werden könnten. Andererseits ließe sich so womöglich der ÖPNV und das Radwegenetz verbessern. Oder ein nachhaltiges Konzept für den örtlichen Steinbruch nach dem Ende des Abbaus entwickeln: Rouven Röser sagte, man werde sich Gedanken darüber machen müssen, was nach 2030 mit dem weiten Areal passieren solle.
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Ralf Baumeister (FDP/BfN) sah grundsätzlich mehr Chancen als Risiken für Nußloch. Auch Susanne Wenz (SPD) strich vor allem die Möglichkeiten heraus, die sich für Nußloch durch eine Gartenschau ergeben könnten. Und Werner Neuweiler (FWV) wiederum brachte zum Ausdruck, dass man die geplante Kooperation mit Leimen sehr begrüße.
Dort, also in der Großen Kreisstadt, wurde bereits Ende vergangenen Jahres das Büro der Landschaftsarchitekten "Planstatt Senner" aus Überlingen beauftragt, das in Stuttgart und München Dependancen unterhält. Schnell hatte das Architekturbüro darauf hingewiesen, dass die Erfolgsaussichten im Verbund florieren würden. Jetzt sollen die Überlinger Landschaftsplaner für Nußloch eine Machbarkeitsstudie mit Blick auf eine gemeinsame Bewerbung erstellen. Die Kosten hierfür wurden auf rund 50.000 Euro brutto in der Basisversion taxiert, wobei sich laut Verwaltung durch das kürzlich angestoßene Gemeindeentwicklungskonzept vielleicht Einsparungen ergeben könnten.
Bis aber dereinst an den Hängen des Kleinen Odenwalds die Gärten gedeihen, werden noch viele Winter vergehen: Bis November 2019 könnten sich die beiden Kommunen für die Schauen empfehlen, die zwischen 2031 und 2035 im Land ihre Blüten treiben. Und erfahrungsgemäß werden in Baden-Württemberg für jedes Jahr rund 15 Exposés eingereicht.



