Appell an Gemeinderat

Mannheim soll ein "Sicherer Hafen" werden

Die Stadt soll sich bereit erklären, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen

15.04.2019 UPDATE: 16.04.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 52 Sekunden

Demonstranten haben auf der Kurpfalzbrücke Transparente entrollt. Foto: Gerold

Mannheim. (mao) "Stoppt das Sterben im Mittelmeer!" steht auf Plakaten, die die jungen Demonstranten auf der Kurpfalzbrücke entrollt haben. An Bord der "Wichern", dem evangelischen Kirchenschiff, das zum selben Zeitpunkt auf dem Neckar fährt, gibt es lauten Applaus dafür. Vertreter der Initiative "Sicherer Hafen", die sich bundesweit für die Aufnahme aus Seenot geretteter Flüchtlinge in den Kommunen einsetzt, haben zu einer Pressekonferenz eingeladen.

Die Flüchtlingsinitiativen "Save me Mannheim" und "Seebrücke Mannheim" haben das Konzept "Sicherer Hafen" vor Ort ins Leben gerufen. Die neue Initiative besteht aus 27 zivilgesellschaftlichen Einrichtungen, die im April eine Erklärung verfasst haben, die den Gemeinderat auffordert, sich gegenüber dem Bund bereit zu erklären, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen. Unter den Unterzeichnern des Appells befinden sich Mannheimer Kirchen, Gewerkschaften sowie Kunst- und Bildungseinrichtungen.

"Wir setzen uns dafür ein, dass sich die Stadt der bundesweiten Kampagne anschließt", machte Anna Barbara Dell von "Save me Mannheim" deutlich. Solidarisierungsaktionen wie die von den Demonstranten auf der Kurpfalzbrücke entrollten Plakate sind der Treibstoff für ihre Motivation. Sollte der Gemeinderat die Entscheidung treffen, sich per Beschluss zu einem "Sicheren Hafen" zu erklären", wäre Mannheim eine von rund 50 Städten, die diesen Schritt bereits vollzogen haben. In Baden-Württemberg sind unter anderem Freiburg, Heidelberg und Karlsruhe mit im Boot. Die Teilnehmer des Pressegesprächs sind sich darüber bewusst, dass ein Erfolg ihrer Kampagne zunächst nur ein symbolischer Akt wäre, denn rechtlich ist es zurzeit noch kaum möglich, Flüchtlinge direkt in die Stadt zu holen.

Dennoch wäre das für die Verfechter der Initiative ein wichtiges politisches Zeichen. Ihnen geht es darum, öffentlich zu zeigen, dass ein großer Teil der Zivilgesellschaft eine offene, aufnahmebereite Gesellschaft in Mannheim will. Je mehr Aufnahmebereitschaft vonseiten der Kommunen artikuliert werde, desto eher werde der Bund zu einem "Kurswechsel" bereit sein. "Wenn man so will, sind auch wir besorgte Bürger, die ernst genommen werden möchten", sagte Dell.

Miriam Walkowiak, Gewerkschaftssekretärin vom DGB Kreisverband Mannheim/Rhein-Neckar, betonte die lokale Verantwortung für globales Handeln im Ausland. Eine Ursache für Flucht sei nämlich die Lebens- und Wirtschaftsweise der Industriestaaten, die auf Kosten der Lebensgrundlage anderer Menschen gehe. Thorsten Papendick ist Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der Stadt Mannheim, der die Interessen von rund 38.000 Kindern vertritt. "Als Eltern sind wir täglich mit dem Widerspruch konfrontiert, dass unsere Kids im TV sehen, wie tote Menschen aus dem Meer gefischt werden, denen ein sicherer Hafen verweigert wird", kritisierte er.

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Das Entsetzen über die derzeitige europäische Flüchtlingspolitik hat Manuel Spagl von der "Seebrücke Mannheim" dazu gebracht, sich bei "Seawatch" an der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer zu beteiligen. Die Erfahrungen, die er gemacht hat, bestätigen ihn in seiner Überzeugung: "Europa beginnt bei den Kommunen, die sich zu Sicheren Heimathäfen zusammenschließen, um der Abschottungspolitik etwas entgegenzusetzen".

Eine Einstellung, in der sich auch Anne Ressel, Stellvertretende Dekanin der Evangelischen Kirche Mannheim, und Bilal Dömnez vom Forum der Religionen wiedererkennen können. Denn ethischem Handeln sei stets die Menschlichkeit gemein.

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