Bürger kritisieren gegenüber der RNZ Baumfällungen und Rodungen
Bauamtsleiter kann das nicht verstehen: Alles hat seinen Sinn

Am Fährkopf entfernte der Bauhof Brombeerhecken. Ein Eisvogelpärchen lasse sich jetzt nicht mehr blicken, kritisierte ein Bürger. Fotos: Pilz (3), zg (1)/Repro: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. "Da konnte man in der größten Hitze mit dem Hund laufen, weil es immer schattig war." Wehmütig konstatiert eine Hundebesitzerin, dass die Gemeinde den Weg am Aserdamm in den Wingertsäckern nicht nur deutlich verbreitert, sondern zugleich auch Sträucher und Hecken entfernt hat. Nicht zuletzt wurden Bäume zurückgeschnitten. "Das ist doch hier eine Straße geworden", ärgert sich ein anderer Neckarhäuser gegenüber der RNZ, der am Aserdamm ebenfalls gern mit seinem Hund spazieren geht.
Er findet die Arbeiten des Bauhofs deutlich übertrieben. Bauamtsleiter Dominik Eberle versteht die Kritik nicht. "Der Aserdamm wird in drei Abschnitten saniert", erklärt er auf Anfrage. Der zweite und dritte Abschnitt folgen 2020 und 2021. Ziel sei es, den Bestand der vorhandenen Maulbeerbäume und alten Obstgehölze zu sichern. Ebenso seien Neupflanzungen, unter anderem Blühsträucher vorgesehen. "Wir haben auch den Dammweg begradigt und saniert", sagt Eberle. Nun sei der Weg auch für ältere Menschen wieder zugänglich.
Bauhofleiter Herbert Stein habe zahlreiche Anrufe erhalten, in denen sich Anwohner und Spaziergänger für die Umgestaltung bedankt hätten. Auch während der Arbeiten vor Ort hätten die Kollegen viel Lob und Zustimmung bekommen. Nicht zuletzt seien die Arbeiten mit dem Naturschutzbeauftragten des Rhein-Neckar-Kreises, Wilfried Schweinfurth, abgestimmt worden.
Rodungen und Pflegearbeiten der Gemeinde stoßen demnach auf unterschiedliches Echo. Das gilt auch für den Bereich oberhalb der Fähre, wo der Bauhof Brombeerhecken entfernte. Ein Eisvogelpärchen lasse sich jetzt nicht mehr blicken, ließ eine Neckarhäuserin die RNZ wissen.
Auch hierzu nimmt der Bauamtsleiter Stellung: Die Vogelart interessiere ihn persönlich sehr, sagt Eberle, das treffe auch auf Bauhofleiter Herbert Stein zu. Stein war es auch, der angeregt hatte, bei der Fischkinderstube an der Abbruchkante der "Steilwand" mit geringem Abstand über dem Gewässer Erdhöhlen anzubringen, die bereits genutzt werden. "Wenn sich der Eisvogel auf die Suche nach Kleinfischen begibt, dann wird er mit Sicherheit nicht in der Brombeerhecke sitzen", meint Eberle. Maximal könne es dazu kommen, dass sich der Eisvogel auf Sträucher, Hecken oder Mauervorsprünge setze, um auf Beute zu warten. "Vermutlich haben die abgängigen Brombeerhecken den Eisvogel nicht verjagt, sondern er hat sich ein Ersatzhabitat gesucht, davon gibt es ja viele in der Nähe", so Eberle weiter. Der Rückschnitt der Hecken sei notwendig gewesen, damit das Luftkissenboot der Feuerwehr eingelassen werden könne.
Ein dritter Kritikpunkt eines Anwohners im Drosselweg in Edingen betrifft einen vitalen Baum, der am Spielplatz gefällt wurde. Auch hierfür hat der Bauamtsleiter eine Erklärung: "Uns liegt das Wohl der dort spielenden Kinder sehr am Herzen, insbesondere deren Gesundheit. Der Baum, der gefällt werden musste, war zuletzt stark von Tauben besetzt." Deren Kot habe regelmäßig den Spielbereich verschmutzt. Trotz regelmäßiger Reinigung habe eine Krankheitsgefahr für die Spielplatznutzer nicht ausgeschlossen werden können, so Eberle.
Nun sind die Tauben allerdings auf den nächsten Baum gezogen, und jetzt ist die Sitzgruppe von ihren Hinterlassenschaften betroffen. Diese werde man an der Stelle des frisch gefällten Baumes neu aufbauen, teilte Eberle mit. Im März oder April seien Ersatzpflanzungen vorgesehen. "Dabei werden wir auch darauf achten, dass ein größerer Baum gepflanzt wird, um für den kommenden Sommer Schatten zu spenden", so der Bauamtsleiter weiter. Ein Sonnensegel mache dort eher keinen Sinn, da es auf dem Spielplatz leider immer wieder zu Schäden durch Vandalismus komme.
Während sich die Bürger über die Arbeiten des Bauhofs ärgern, ist seitens des Rathauses Ärger über die Kritik der Bürger an manchen landschaftspflegerischen Arbeiten hörbar. Weil man der Verwaltung guten Willen und Kompetenz abspricht. Eine mögliche Lösung: Maßnahmen den Bürgern gegenüber im Vorfeld transparenter kommunizieren. Das wäre ein Job für die Umweltbeauftragte der Gemeinde.



