Wiesloch

Feuerwehrhaus "platzt aus allen Nähten"

Wieslochs Feuerwehr will bald Bedarfsplan vorlegen - Im vergangenen Jahr bewältigten die Ehrenamtlichen 320 Einsätze

07.03.2019 UPDATE: 08.03.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 8 Sekunden

In die Jahre gekommen: Das Feuerwehrgerätehaus in Wiesloch aus dem Jahr 1982 genügt heutigen Anforderungen nur noch bedingt, darauf weist die Feuerwehr hin. Vor allem fehlt es an Lagerraum und Umkleidemöglichkeiten. Foto: Pfeifer

Wiesloch. (hds) Für die Freiwilligen Feuerwehren der Weinstadt fällt der Rückblick auf das Jahr 2018 durchweg positiv aus. Stadtbrandmeister Peter Hecker, der Wieslocher Abteilungskommandant Jürgen Bodri und der Pressebeauftragte der Freiwilligen Feuerwehr, Marco Friz, präsentierten jetzt den Jahresbericht. Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass das ehrenamtliche Engagement bei den Floriansjüngern nach wie vor einen hohen Stellenwert hat, es gibt dank einer ausgezeichneten Jugendarbeit keine Nachwuchssorgen und ein guter Teamgeist und eine ständige Weiterbildung sichern die Schlagkraft der Wehr.

Allerdings gibt es auch Sorgenfalten. "Wir platzen hier aus allen Nähten", so der einhellige Tenor bezüglich der Räumlichkeiten im Feuerwehrgerätehaus. Zwar wurden in der jüngeren Vergangenheit einige kleinere Umbauarbeiten durchgeführt, dies habe aber an der Gesamtsituation nicht viel verändert. "Uns fehlen Lagerräume und die Möglichkeiten, sich umzuziehen", wiesen Bodri und Hecker auf die Missstände hin. Man werde alsbald einen Bedarfsplan vorlegen, um mit den Verantwortlichen im Rathaus Lösungen zu besprechen. Aus Sicht der Feuerwehr ist es unbefriedigend, wie sich Frauen und Männer vor ihrem Einsatz umziehen müssen. Dies geschehe auch in der Fahrzeughalle - inmitten der Abgase bereits laufender Motoren. Der 1982 erstellte Gebäudekomplex sei den heutigen Anforderungen nicht mehr gewachsen.

Beim Blick auf die Einsatzzahlen (es waren 2018 fast 320) wird deutlich, dass mehr als die Hälfte auf den Bereich "Technische Hilfeleistungen" entfiel, in Summe 176. Mit 16 Prozent lagen die Brände sogar noch deutlich unter den Fehlalarmierungen (25 Prozent), der Rest entfiel auf "sonstige Einsätze".

In der Kernstadt waren es alleine 250 Einsätze, zu denen die 87 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr gerufen wurden. Besonders arbeitsintensiv waren die Unwetter im Juni und September, rund 40 Mal musste in diesen Monaten geholfen werden. Nicht zufrieden ist man bei der Wehr-Führung über die vielfach zu frühe Alarmierung. "Da fehlt uns oftmals das Eigenengagement", so Hecker, der auf ein jüngstes Beispiel - einen brennenden Stahlmülleimer am Bahnhof - verwies. "Da könnte man selbst mal aktiv werden", bemängelte er. "Es wird sich einfach darauf verlassen, da kommt schon jemand und nimmt sich der Sache an", ergänzten Bodri und Friz. Man sei schließlich keine Berufsfeuerwehr und bei jeder Alarmierung müssten die Freiwilligen von ihrem Arbeitsplatz zur Wache eilen. "Sicherlich könnten wir, bei entsprechendem Verhalten der Bevölkerung, den einen oder anderen Einsatz vermeiden", so die Kritik. Also: Statt zum Smartphone zu greifen, lieber mal selbst bei diesen "Minibränden" Hand anlegen.

Schwere Verkehrsunfälle verteilten sich über fast das gesamte Jahr. In Erinnerung blieb ein Unfall auf der A 6 im März, als im Baustellbereich ein Pkw zwischen Leitplanke und einem Autotransporter eingeklemmt worden war. Hinzu kamen weitere Unfälle auf diesem Autobahnabschnitt, aber auch in der Stadt selbst. Als "kurios, weil selten" wird ein Ereignis im Jahresbericht aufgeführt, bei dem ein Autofahrer auf der Ringstraße in Höhe des Palatins von der Fahrbahn abkam und gegen einen Ampelmast krachte. Dies alles übrigens in einer Zone mit Tempo 30. Schlimmer dagegen der Unfall mit einem Roadster, dessen Fahrer auf der L 723 auf der Höhe des Baumarktes in den Gegenverkehr geriet. Beide Fahrzeuginsassen konnten nur tot geborgen werden. Auf der Autobahn hielt sich die Zahl der Einsätze laut Statistik in einem überschaubaren Rahmen: 2018 waren es insgesamt 18, dies entspreche in etwa dem Niveau des Vorjahres.

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Bei den Bränden gab es keine besonderen Vorkommnisse, die Zahl war sogar leicht rückläufig, vier größere Brände sind aufgeführt. Die Zahl der Fehlalarme, zur Hälfte ausgelöst durch automatische Brandmeldeanlagen, stieg an. Um stets bestens vorbereitet zu sein, steht die Aus- und Weiterbildung bei den Wieslocher Wehren hoch im Kurs. Es gilt, sich fortlaufend auf den neusten Stand zu bringen, dies wird besonders bei der Inbetriebnahme des neuen "Hubrettungsfahrzeuges", der Drehleiter also, wichtig werden. Der Gemeinderat hatte unlängst beschlossen, dieses Fahrzeug anzuschaffen. 900.000 Euro fallen an Kosten an, erfreulicherweise wird es einen Zuschuss in Höhe von mehr als 250.000 Euro geben, mehr als ursprünglich eingeplant. Neuste Technik muss erlernt werden, um das Fahrzeug bedienen zu können. Mit der Lieferung wird Ende 2020 gerechnet, dann erfolgt die Einweisung, um die "Drehleiter" Anfang 2021 in Betrieb nehmen zu können. Ebenfalls genehmigt wurden vom Gemeinderat die Anschaffung eines Einsatzleitwagens sowie eines Mannschaftstransport-Fahrzeugs.

Wie wichtig eine Drehleiter ist, zeigt die Zunahme der Einsätze, bei denen ältere Menschen aus Notsituationen befreit werden müssen. "Das geht in vielen Fällen nur über eine Drehleiter, sodass eine solche Neuanschaffung der Sicherheit der Bevölkerung dient", unterstrich Hecker.

In Sachen Nachwuchs sieht es bei der Weinstadt-Feuerwehr, im Gegensatz zu anderen Städten und Gemeinden, gut aus. Die Jugendwehren in Wiesloch, Frauenweiler, Baiertal und Schatthausen haben derzeit 105 Mitglieder, aktive Feuerwehrleute sind es 171, davon neun Frauen.

Eine wichtige Aufgabe sieht Stadtbrandmeister Hecker in der Einrichtung von sogenannten "Notzentralen". Es gehe darum, Frühwarnsysteme zu schaffen, um die Bevölkerung bei bestimmten Situationen zu informieren und zugleich als Anlaufstelle für Nachfragen zu dienen. "Das Beispiel vor einigen Wochen mit der Wasserverunreinigung in Heidelberg hat gezeigt, wie wichtig eine solche Einrichtung sein wird", betonte Hecker. Szenarien wie großflächige Stromausfälle könnten dann besser gemanagt werden.

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