Ein Adlerhorst für den Eppinger Schwanen
Geplante Begegnungsstätte erhält 14-Meter-Turm - Umstrittene Außentreppe ist vom Tisch

Von Armin Guzy
Eppingen. Erst eine, dann zwei, jetzt keine: Der am ehemaligen Gasthaus "Schwanen" geplante Turm mit Aussichtsplattform wird ohne umstrittene Außentreppe auskommen. Bei den Mitgliedern des Technikausschusses des Gemeinderats fand die neue Variante am Dienstag großen Anklang. Und auch die mit fast 14 Metern bis zum Maximum ausgereizte Gesamthöhe des Turmes wurde ausdrücklich befürwortet und dem Gemeinderat zur Umsetzung empfohlen.
Zuletzt hatte sich der Gemeinderat im November mit dem Umbau des Schwanen befasst. Die als zweiter Fluchtweg aus Brandschutzgründen unerlässliche lang gezogene Außentreppe am Turm gefiel dabei schon damals nicht jedem. Später stellte sich dann noch heraus, dass sogar zwei Treppen nötig sind, um auch die Zwischengeschosse im Notfall evakuieren zu können. Das wäre nicht nur gestalterisch unschön, sondern auch deutlich teurer geworden und hätte zudem den Eingang zum Turm überlagert, von dem aus im Gartenschaujahr 2021 der geplante Biergarten im Innenhof bewirtschaftet werden soll.
"Mit Hirnschmalz und architektonischen Kniffen", berichtete Architektin Susanne Masuch nun am Dienstag im Ausschuss, sei über Weihnachten die jetzt vorgestellte Lösung mit innen liegender Stahltreppe entstanden, über die alle Ebenen angebunden werden können. "Das bringt uns etliche Vorteile", sagte die Planerin vom Architekturbüro Baurmann/Dürr aus Karlsruhe, das den Schwanen im Auftrag der Stadt für maximal 3,1 Millionen Euro plus 600.000 Euro für die Außenanlagen umbauen soll. Die Stadt hofft auf eine 50-Prozent-Förderung durch das Land.

Susanne Masuch verschwieg nicht, dass zwei Treppen das Budget bereits in einem frühen Stadium gesprengt hätten und auch hinsichtlich der Statik aufwendig gewesen wären. Einziger Nachteil der neuen Lösung: Dort, wo nun am Gelenk der beiden Gebäudeteile die innen liegende Treppe gebaut werden soll, befinden sich barrierefreie Toiletten, die nun Richtung Foyer verlagert werden müssen.
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Die Architektin stellte dem Ausschuss auch zwei Turmvarianten vor, bei dem der dominantere, fast 14 Meter hohe Entwurf (Masuch: "Der Turm muss ein Turm und ein Marker im Gartenschaugelände sein") am besten gefiel. Die Aussichtsplattform ist dabei 10,50 Meter über dem Innenhofniveau geplant und soll verglaste Erker sowie Holzlamellen bekommen, die in Höhe der Brüstung Lücken haben, durch die ein Blick auf das Gelände am Bachweg aus unterschiedlichen Perspektiven möglich sein soll.
Eventuell kommt an einer Ecke eine Art vorkragender Mini-Wehrgang hinzu, den Hartmut Kächele vorgeschlagenen hatte und den Bürgermeister Peter Thalmann "nicht schlecht" findet. Diese Ergänzung soll nun geprüft und, wie das gesamte Gebäude, der Turm und der Ausblick von diesem, dem Gemeinderat als Animation vorgestellt werden.
Der niedrigere Turm hätte lediglich eine Plattform mit 1,20 Meter hoher Brüstung gehabt und wäre mit geschätzt 15.000 bis 20.000 Euro weniger nur unwesentlich günstiger gekommen. Dass man den Turm mit der nun gefundenen Lösung auch betreten kann, ohne durch das Hauptgebäude gehen zu müssen, sieht Thalmann als weiteren großen Vorteil.
Anklang fanden auch die Entwürfe für die Gestaltung des rund 1150 Quadratmeter großen Inneren des Schwanen. Die Catering-Küche wird nun auf Anregung des Gemeinderats versetzt, wodurch das Foyer im zweiten Stockwerk auf fast 60 Quadratmeter großzügig erweitert wird. Entgegen ersten Überlegungen soll die Halle im Dachgeschoss doch nicht abgetrennt werden. Der Raum kann dann beispielsweise von Vereinen für Gymnastik oder Schulungen genutzt, oder auch von Privatleuten angemietet werden. Dort könnten auch Landfrauen- und Gesangverein ein neues Domizil finden.
Dass nun im Herzen der Stadt wertige Räume für die Begegnungen geschaffen werden, lobte Stadtrat Giselbert Seitz ausdrücklich - verbunden allerdings mit dem Zweifel, dass zwei Toiletten auf der Ebene des Veranstaltungssaals tatsächlich ausreichen. Bürgermeister Thalmann verwies auf den Umbau im Bestand und die "zentrale WC-Einheit" im Untergeschoss: "Irgendwo hat man halt auch Zwänge."
Viele Möglichkeiten stecken hingegen im neuen Turm. Er soll, sagte Masuch, wie die gesamte Rückseite des Schwanen, "zum Eyecatcher der Gartenschau" werden. Bürgermeister Thalmann vermutet zwar, dass die Bewirtung der Außenanlage "eine Sommergeschichte" bleiben wird. Aber weil der Turm eine separate Einheit ist, könne er nach 2021 ja verpachtet werden. "Der Gemeinderat hat das Potenzial erkannt, das in diesem Gebäude steckt", lobte die zuvor selbst mit reichlich Lob bedachte Architektin.



