Einbruchsserie in der Pestalozzischule Heidelberg

Wenn die Grundschule zum "Angstraum" wird

In die Pestalozzischule wird immer wieder eingebrochen - Täter demolieren Einrichtung - Elternbeirat fordert Videoüberwachung

10.01.2019 UPDATE: 11.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Die Sprechanlage wurde mit einem Böller gesprengt. Foto: Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Irgendwann zwischen 3. und 5. Januar ist es wieder passiert. Erneut hatten Unbekannte die Tür zur Turnhalle der Pestalozzi-Grundschule in der Weststadt aufgebrochen. Drinnen haben sie so ziemlich alles zerstört, was man zerstören konnte: Technische Anlagen, CD-Player, Spinde, mitgebrachte Bierflaschen - sogar eine Raumdecke wurde zertrümmert. Als am Samstag in der Halle ein Jugend-Hockeyturnier stattfinden sollte, waren alle Beteiligten erst mal geschockt. Nur weil die Eltern selbst aufräumten und putzten, konnte es überhaupt stattfinden.

Der Einbruch war kein Einzelfall: Seit Anfang 2018 kam es laut Rektorin Katja Weidner zu mindestens 14 Straftaten auf dem Schulgelände - Einbrüche, aber auch Schmierereien und Sachbeschädigungen am Gebäude. Und auch das neue Jahr begann mit massivem Vandalismus - und das quasi mit Ansage: "Wir haben vor Weihnachten noch gesagt: An Silvester passiert wieder was", berichtet Marcus Imbsweiler beim Vororttermin. Der bekannte Heidelberger Schriftsteller ist Elternbeiratsvorsitzender - und behielt Recht: In der Silvesternacht wüteten Unbekannte in der Turnhalle, schlugen die Glastür ein, sprengten die Sprechanlage, ließen ihrer Zerstörungswut freien Lauf - mal wieder.

Fast alle Lehrerspinde wurden aufgebrochen. Foto: privat

Dabei kommen die Täter offenbar nicht mit dem Ziel, etwas zu stehlen - nur einmal fehlten Wertgegenstände. Stattdessen "feiern" sie in der Schule, trinken, toben sich aus. Anfangs war das eher harmlos: Am nächsten Tag fehlten Bonbons, waren Kettcars aneinandergekettet. "Aber die Qualität hat sich gesteigert", so Franziska Metzbaur, stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirates. In der Silvesternacht dürfte Schaden im fünfstelligen Bereich entstanden sein, schätzt Imbsweiler.

Dass es in der Pestalozzischule immer wieder zu Einbrüchen kommt, dürfte an ihrer Lage liegen: Sie bildet mit der Willy-Hellpach-Schule und dem Helmholtz-Gymnasium den "Campus Mitte" zwischen Römer- und Rohrbacher Straße. Nachts ist dort nichts los, Nachbarn gibt es nicht. Das lockt wohl übermütige Jugendliche an: Bei der Polizei sind seit Anfang 2018 vier Anzeigen wegen Einbruch in der Pestalozzischule eingegangen, vier wegen Sachbeschädigung. Bei der Hellpach-Schule waren es vier Einbrüche und sechs Sachbeschädigungen. Nur das Helmholtz, das direkt an der Straße liegt, blieb verschont.

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Marcus Imbsweiler und Franziska Metzbaur vom Elternbeirat der Pestalozzischule stehen an der Glastür zur Schulturnhalle. Diese wurde in der Silvesternacht eingeschlagen und bisher nur provisorisch repariert. Foto: Philipp Rothe

"Einbrüche und Vandalismus sind auf dem Gelände schon lange ein Thema", weiß Rektorin Weidner. "Aber die Häufigkeit und der Umfang der Sachbeschädigungen nehmen massiv zu." Das beeinträchtige auch den Schulbetrieb, "weil Lehrer, Sekretärin, Hausmeister und Schulleitung zeitlich stark gebunden werden" - zum Aufräumen, Umplanen, wenn Räume nicht verfügbar sind, oder um Schäden zu melden. Auch auf die Kinder habe das Auswirkungen, wie Metzbaur erklärt: "Die halten Kriminalität schon für normal." Mitarbeitern sei mittlerweile "mulmig" zumute, wenn sie die Schule betreten, fügt Imsbweiler hinzu: "Man weiß ja nicht, was einen erwartet. Die Schule wird langsam zum Angstraum."

Mit Polizei und Schulamt stehen Weidner und die Elternvertreter seit Frühjahr 2018 in regelmäßigem Austausch. Im Mai reagierten die Behörden auf die Vorfälle: Die Beleuchtung wurde verbessert, Hecken zurückgeschnitten und sowohl die Polizei als auch der Ordnungsdienst patrouillieren seitdem öfter. Sogar ein privater Sicherheitsdienst wurde mit Kontrollgängen beauftragt. Doch der Erfolg hielt sich in Grenzen: Zwischen 3. und 5. Januar waren Streifenpolizisten zwar jeweils dreimal pro Nacht vor Ort. "Gebracht hat es aber offensichtlich nichts", so ein Polizeisprecher.

Mittlerweile sind sich alle Beteiligten einig: Es muss mehr geschehen. "Die Situation ist so nicht tragbar. Wir brauchen eine rasche Umsetzung wirksamer Maßnahmen", betont Weidner. Dafür wurde für Ende Januar ein Treffen zwischen Polizei, Schulleitung und Stadt anberaumt. Dabei soll überprüft werden, wie man das Gebäude sicherer machen kann.

Der Elternbeirat hat konkrete Vorschläge: Er fordert die Installation einer Alarmanlage, eine weiter verstärkte Polizeipräsenz sowie Überwachungskameras, die nur nachts eingeschaltet werden. "Die Kosten der Sachbeschädigung muss die Allgemeinheit ja auch tragen. Da sollte man lieber in Prävention investieren", fordert Metzbaur. Imbsweiler sieht das genauso: "Ich bin kein Freund von Kameras, aber hier wären die Voraussetzungen gegeben."

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