Heiligkreuzsteinach

Ein Dorf fahndet nach zwei Schafen

Die ausgebüxten Tiere dringen seit Wochen in Gärten ein

12.11.2018 UPDATE: 13.11.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Von den Schafböcken existiert lediglich dieses "Fahndungsfoto". Foto: Gemeinde

Heiligkreuzsteinach. (cm) Im Odenwalddorf läuft seit einigen Wochen eine Fahndung. Im Visier der Ermittler aus dem Rathaus: zwei Schafe. Bereits seit August treiben die beiden Wollknäuel auf vier Beinen im 3000-Seelen-Dorf ihr Unwesen. Sie dringen unbefugt auf fremdes Gelände ein, begehen also Landfriedensbruch, und machen sich des Mundraubs schuldig. Wenn die Ermittler ihnen dann doch einmal auf die Schliche gekommen sind, konnten die freiheitsliebenden Schafe bislang jedes Mal entkommen.

"Die sind so clever", sagt Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl über die beiden Übeltäter. "Jedes Mal, wenn sie eingefangen werden sollen, nehmen sie Reißaus." Wem gehören die Schafe? Sind sie aus einer Herde ausgebüxt? Oder waren es schon immer Einzeltiere? Seit mehreren Wochen ist ein Ermittlerteam aus dem Rathaus den Schafen auf den Fersen.

Immer wieder melden Bürger im Rathaus, wenn sie die Tiere gesehen haben - meist im Bereich der Hüttengasse. Auch im Wald wurden sie schon gesichtet. Von dort aus gehen sie auf ihre Beutezüge: Immer wenn sie Appetit haben, suchen sie die Gärten der Häuser auf und lassen sich Salat, Gurken und Blumen schmecken. Auch tief hängende Äpfel haben sie schon "gepflückt" - so weit es ihre Halslänge eben zulässt. Ihre Spuren werden meist erst sichtbar, wenn sie schon wieder über alle Berge sind. Die Gesuchten leben unauffällig und zurückgezogen. Was die Fahndung erschwert.

Die Gemeinde versucht es trotzdem. Im Ort halten viele Einwohner Schafe und setzen diese als lebendige "Mähmaschinen" auf steilem Terrain ein. "Wir haben sämtliche Schafhüter angerufen", berichtet Bürgermeisterin Pfahl. Doch bei keinem der "Verdächtigen" fehlten die Vierbeiner. "Die Tiere scheinen nicht zu einer Herde zu gehören", folgert die Rathauschefin. Auch ein Schäfer mit einer größeren Herde aus dem Ort hat abgewunken: "Meine haben dunkle Köpfe", soll er gesagt haben. Die Gesuchten haben jedoch ein helles Fell - soweit es auf dem von der Gemeinde veröffentlichten "Fahndungsfoto" zu erkennen ist.

Kamen die Schafe aus einem Nachbarort? Haben sie sogar die Landesgrenze zu Hessen überquert? Inzwischen machen sich Ermittler und Anwohner Sorgen: Die Schafe haben zwar ein dickes Fell, aber was ist im Winter bei Schnee und Eis, wenn sie nichts mehr zu fressen finden?

Wer ist überhaupt zuständig?

Unklar ist auch, wer für die Schafe zuständig ist. Auch wenn sie schon einiges auf dem Kerbholz haben: Für die Polizei sind die tierischen Gauner kein Thema. Schließlich gefährden sie niemanden.

Nachdem es einige Wochen kein Lebenszeichen von den Schafen gab, hatten die Ermittler im Rathaus die Akte "Schaf" fast schon geschlossen. Die Fahnder vermuteten, dass sich die Tiere unbekannten Alters einer größeren Herde angeschlossen haben, die in der Nähe graste. Doch dann tauchten sie plötzlich wieder auf.

Vor Kurzem nahm der Fall eine Wende. Der Besitzer aus dem Ort meldete sich im Rathaus. Wie den Schafen die Flucht von ihm gelingen konnte, ist unbekannt. Er hat schon mehrmals versucht, sie einzufangen - ohne Erfolg. Für Menschen scheint dieses Unterfangen ohnehin aussichtslos zu sein. Die Tiere sind flink und kennen die besten Fluchtwege. Meistens flitzten sie in den sicheren Wald. Noch besteht aber die Hoffnung, dass das Einfangen klappt. Denn der Halter hat laut Gemeinde zwei Hütehunde. Doch selbst, wenn sie wieder einen Zaun um sich haben: Bleiben die verwilderten Schafe auf einer Weide oder ist ihr Freiheitsdrang größer? Der Schaf-Krimi von Heiligkreuzsteinach ist noch lange nicht zu Ende.

Die Ermittler im Rathaus suchen weiter Zeugen. Wer verdächtige Beobachtungen gemacht hat und Hinweise zum Aufenthalt der Schafe geben kann, meldet sich unter Telefon 0 62 20 / 92 20 15.

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