Jetzt gibt es auch einen Waldkindergarten
Eröffnung des ersten St. Leon-Roter Waldkindergartens in Trägerschaft des Vereins "Waldwichtel"

Zur Eröffnung des ersten St. Leon-Roter Waldkindergartens gratulierte Bürgermeister-Stellvertreterin Anneliese Runde Daniel Heger von den "Waldwichteln" herzlich. Foto: Lerche
St. Leon-Rot. (seb) Zur Zeit sind es vier, demnächst werden es 18 Kinder sein: Der erste St. Leon-Roter Waldkindergarten hat erst zum Ende der Sommerferien hin den Betrieb aufgenommen und erfreut sich schon großen Interesses. Im Untere-Lußhardt-Wald am Rand des Golfplatzes, südlich der Vereinsareale von Tennisclub St. Leon und Bogenschützenverein, stehen jetzt zwei Bauwagen.
"Aber die sind eigentlich nur zum Aufwärmen", betonte Daniel Heger, Vorsitzender des Trägervereins "Die Waldwichtel" und selbst Erzieher, bei der Einweihungsfeier. Ansonsten seien die Kinder, maximal 20 im Alter von drei bis sechs Jahren, bei Wind und Wetter draußen. In seiner Begrüßung blickte er zurück auf 2015, als seine Tochter geboren wurde: "Darum sind wir alle hier." Für sie wollten er und seine Frau "etwas anderes, Freieres, mit weniger Zwängen", und gerne in der Natur, auch wenn er "eigentlich nicht so grün" sei.
Nun gab es bisher keinen Waldkindergarten in der Gemeinde, also fiel der Entschluss, eine eigene Einrichtung zu gründen, so Heger. Er und seine Mitstreiter wollten nicht einfach die Gemeinde mit Forderungen konfrontieren, sondern setzten auf Eigeninitiative. Für sie sei ein Waldkindergarten ideal, weil er flexibel und stark an den Bedürfnissen der Kinder orientiert gestaltet werden könne, Entwicklung und Lernen könnten sehr selbstbestimmt erfolgen.
Heger bedankte sich herzlich bei der Gemeinde für die Unterstützung: Der Gemeinderat hatte beschlossen, zu 100 Prozent die Neuanschaffung von zwei Bauwagen mit Pergola für über 103.000 Euro sowie die Erschließung des Areals für 20.000 Euro zu übernehmen. Ebenso übernimmt die Gemeinde die Deckung des jährlichen Betriebsdefizits. Zudem dankte Heger dem Forstamt in Person von Revierförster Robert Lang, der das Waldstück mit aussuchte und herrichtete, unter anderem Gefahrenstellen wie morsche Äste beseitigte. Und schließlich hob Daniel Heger die Leistung seiner Mitarbeiter hervor und dankte seiner Frau.
"Der Ausbau der Kinderbetreuung hat in St. Leon-Rot hohe Priorität", sagte Bürgermeister-Stellvertreterin Anneliese Runde, die sich mit den "Waldwichteln" über die Kindergarteneröffnung freute. Die 20 neuen Plätze mit verlängerten Öffnungszeiten (7.30 bis 14.30 Uhr) würden auch gebraucht, der Bedarf sei in letzter Zeit stark gestiegen.
Ein so breites Betreuungsangebot sei "ein wichtiges Kriterium für die Attraktivität der Gemeinde", betonte Anneliese Runde. Man habe hier bereits viel investiert und gebe auch mit nunmehr sieben Millionen Euro pro Jahr enorme Summen aus. "Der Waldkindergarten bereichert in jeder Hinsicht das Betreuungsangebot der Gemeinde", bedankte sich Anneliese Runde fürs Engagement der Elterninitiative.
Dieser Kindergarten soll im Wald so wenig Spuren wie möglich hinterlassen. Es gibt keine festen Installationen, weder für Wasser, Abwasser noch Strom, das Licht wird aus zwei Fotovoltaik-Panelen gespeist, die Kleinen nutzen eine Kompost-Toilette, wie man sie vielleicht vom Camping her kennt. Malen, basteln oder sich an den Holzöfen aufwärmen können sie natürlich, aber laut Daniel Heger sind das freie Spielen und Forschen im Freien eigentlicher Kern des pädagogischen Konzepts.
Das großzügige, nicht umzäunte Areal wird erkundet, ebenso werden gemeinsame Waldspaziergänge unternommen. Aus Stammabschnitten werden Sitzgruppen oder Wippen gemacht, Hängematten werden aufgespannt, Seile und Taue sind heute Schaukeln, morgen Kletterhilfen. "Die Kinder sind doch beneidenswert", meinte Heger. Sie erlebten hautnah, wie der Wald sich verändere, wachse oder jetzt für die kalte Jahreszeit bereitmache. "Und die Eltern staunen, dass die Kinder jetzt schon Eiche, Buche, Kiefer oder Birke erkennen." Wem das noch nicht genügt: Montags und freitags kommt ein speziell trainierter Therapiehund vorbei. Sich bewusst, dass der Waldkindergarten Interesse geweckt hat, bieten die "Waldwichtel" anderen Vereinen oder auch Kindergärten gerne eine Zusammenarbeit an.



