Der Rhein trocknet aus und die Wirtschaft leidet
BASF und Großkraftwerk befürchten Lieferengpässe

Letzte Fahrt: Die Rheinfähre Mannheim-Altrip hat wegen Niedrigwasser den Betrieb eingestellt. Beim Großkraftwerk könnte die Versorgung mit Kohle knapp werden. Foto: dpa
Mannheim/Ludwigshafen. (dpa/RNZ) Das extreme Niedrigwasser des Rheins nervt Schifffahrt und Industrie immer mehr. "Seit dem Kauber Pegelstand von 40 Zentimetern erreichen drei Viertel unserer Flotte nicht mehr die Häfen Amsterdam und Antwerpen", sagt der Geschäftsführer der Contargo Rhein-Neckar GmbH, Andreas Roer, am Donnerstag in Ludwigshafen. Das Logistikunternehmen mit international 24 Standorten habe daher eine Landbrücke von Wörth und Ludwigshafen bis Emmerich in Nordrhein-Westfalen eingerichtet: "Diese Strecke fahren wir jetzt mit Lkw statt mit Schiffen." Erst in Emmerich werde die Fracht für Amsterdam und Antwerpen auf Rheinschiffe verladen.
Der Chemieriese BASF muss seine Produktion in Ludwigshafen schrittweise anpassen. "Beim aktuellen Pegelstand kann Ludwigshafen nur noch von wenigen Schiffen angefahren werden", teilte eine Sprecherin auf Anfrage der RNZ mit. Auch nach einer Verlagerung etwa auf Zug oder Lastwagen werde die Versorgung mit einigen wichtigen Rohstoffen dadurch eingeschränkt. "In Einzelfällen kann es bei Andauern der aktuellen Wetterlage zu Lieferengpässen kommen", meldet die BASF.
Bisher konnte der Binnenschifftransport demnach durch den Einsatz einer größeren Anzahl an Schiffen aufrechterhalten werden. BASF transportiert am Standort in Ludwigshafen rund 40 Prozent der Güter per Binnenschiff. Normalerweise werden täglich 20 Schiffe be- und entladen.
Der Rhein-Pegel Mannheim beträgt zurzeit 98 cm und nähert sich damit dem Niedrigwasser von 92 cm im September 2003. Wie die Hafengesellschaft Manheim auf Anfrage der RNZ mitteilte, können die Frachtschiffe nur noch 500 bis 700 Tonnen laden. Dadurch, dass die Schiffe weniger laden, kämen sie häufiger zum Einsatz.
Insbesondere in den Bereichen Schwergut, Schrott und Container verlagere sich der Transport aktuell vermehrt auf die Schiene. Im Fahrtgastschiffbereich hätten einige Schiffe ihren Liegeplatz für Mitte bis Ende Oktober storniert. Dies betreffe insbesondere die großen Schiffe (135 Meter).
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Das Großkraftwerk Mannheim teilte auf Anfrage der RNZ mit, dass die Kohlehalden so dimensioniert seien, dass temporäre Engpässe bei der Kohleanlieferung für einen gewissen Zeitraum überbrückt werden könnten.
Auf Basis der aktuellen Wetterprognosen werde sich die extreme Niedrigwassersituation jedoch voraussichtlich noch weiter verstärken.
Vor diesem Hintergrund könne - trotz einer frühzeitigen Optimierung und Ausschöpfung aller logistischer Möglichkeiten - eine Verschärfung der Versorgungssituation mit Steinkohle nicht ausgeschlossen werden.



