Ex-Bürgermeister Zuzenhausen

Dieter Steinbrenner geht als Ehrenbürger (plus Fotogalerie)

Beliebter Rathauschef wurde nach über 20 Jahren und drei Amtszeiten verabschiedet - "Paradiesische Zustände"

23.09.2018 UPDATE: 24.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 28 Sekunden
Bürgermeister Dieter Steinbrenner wurde zum Ehrenbürger ernannt und erhielt stehenden Beifall an einem Abend voller humorvoller und auch wehmütiger Beiträge. Foto: Tim Kegel

Von Tim Kegel

Zuzenhausen. Der erste Ehrenbürger, der jemals in Zuzenhausen ernannt wurde, heißt Dieter Steinbrenner: Seine Auszeichnung war am Freitag krönender Abschluss einer über 20-jährigen Bürgermeisterlaufbahn über drei Amtszeiten. Die Ehrung, von der Steinbrenner im Vorfeld nichts wusste, bezeichnet der 68-Jährige als "eine Freude, wie sie größer nicht sein könnte".

"Das war’s" - so lautete Steinbrenners letzter Satz am Ende eines wahrhaftig packend gestalteten Abends. Minutenlanger Stehbeifall von 300 geladenen Gästen brandete auf. "Mitten im besten Wirken" scheide Steinbrenner nun aus dem Amt, sagt sein Stellvertreter Bernd Schlesinger, eine vierte Amtszeit blieb ihm schlicht aus Altersgründen versagt, die Gemeindeordnung sieht es so vor.

Was er Zuzenhausen hinterlasse, sei "nah dran an paradiesischen Zuständen". Keine Schulden, ein gut ausgestattetes Dorf über dessen Lebensqualität man spreche, attraktive Wohn- und Arbeitsbedingungen, stimmungsvolle Feste.

Steinbrenner wird geschätzt, ja geliebt. Dies zeigte allein schon der Stau der zur Feier in der Häuselgrundhalle anrückenden Fahrzeuge, mehr noch die Beiträge von Vereinen und Gruppen im Ort, die Worte der Festredner: Steinbrenner sei es gelungen, in Zuzenhausen "einen Ort der Geborgenheit" zu schaffen; dies mit der Fähigkeit, "die richtigen Worte bei den passenden Anlässen zu finden", sagte Landrat Stefan Dallinger.

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Die Voten bei Wahlen und der Blick auf die Entwicklung der Ortschaft zeigten "einen wahren Bürger-Meister": Das Gewerbegebiet Schlangenbruch, die Erschließung großer Wohngebiete wie der Pilgerstadt, die Entwicklung des Ortsbilds und die Ansiedlung der TSG 1899 Hoffenheim, "der Deal seines Lebens", im Venningschen Jagdschloss, aber auch der "Kinderreich"-Kindergarten, das Dachsenfranzfest, das Fest am Fluss - allesamt Errungenschaften der Steinbrenner-Ära.

"Mulmig" könne es einem da fast schon werden beim Blick in die Zukunft, sagte Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht; er nennt das Ende von Dieter Steinbrenners aktivem Wirken im Ort "eine Zäsur", bezeichnet Steinbrenner selbst als einen "echten Freund". Verlässlichkeit und Bürgersinn, Genauigkeit, Zielstrebigkeit, eine natürliche Autorität und einen "unbändigen Optimismus" sprachen ihm die Redner zu; sie alle schwenkten im Lauf ihrer Ausführungen auf ein verbindliches "Du" um.

Als Bürgermeister, "ganz nah bei den Menschen, in Freud und Leid" - so beschreibt ihn Dekanin Christiane Glöckner-Lang, selbst über vier Jahre lang Pfarrerin in Zuzenhausen: "Man ist ihm immer über den Weg gelaufen." Gänsehaut-Momente bescherte Ulrike Kraus, Leiterin des "Kinderreichs": In ihrem illustrierten Abschiedsgruß sah man Dieter Steinbrenner - grandios von einem Zeichner mit wenigen Pinselstrichen skizziert - allmählich in den Ruhestand gleiten. Auch Sohn Philipp Steinbrenner hielt eine kurze Ansprache.

Humorvolle Momente gab es an diesem Abend reichlich, etwa im Grußwort der Politik von Bundestagsmitglied Dr. Jens Brandenburg und dem Landtagsabgeordneten Dr. Albrecht Schütte: Beide feierten Steinbrenner als den Mann, der Zuzenhausen zukunftsfähig gemacht hat, angetreten, so Schütte, "in einer Zeit, von der außer Otto Eckert (Anm. d. Red: Reichartshausens langjährigem Bürgermeister) nur noch Queen Elisabeth geblieben ist". Schütte und Brandenburg überreichten ihm ein Zuzenhäuser-Autokennzeichen in Anlehnung an die aktuelle Sinsheimer Wunschkennzeichen-Debatte. Landrat Stefan Dallingers Bonmot hierzu: "Soll ich’s gleich einkassieren?"

Steinbrenner sagt, dass er künftig mehr Zeit mit seiner Familie und Labrador "Bobby" verbringen will. Das Kollegium der Gemeindeverwaltung glaubt jedoch, dass auch Radfahren durch die Zuzenhäuser Feldmark eine Option sein könnte. Symbolisch schenkten sie Steinbrenner das Fahrrad, mit dem einst der Dachsenfranz-Darsteller übers Dachsenfranzfest radelte - nebst eines Gutscheins für ein modernes E-Bike.

"Von einem schönen Amt" nehme er nun Abschied: Steinbrenner dankte zuerst seiner Frau Ulrike. Sie sei stets nicht einfach nur hinter ihm gestanden, sondern "immer im Gleichschritt" neben ihm "auch durch stürmische Phasen gegangen". Die Worte des Danks und Lobs, sagte Steinbrenner mit trockenem Witz, er habe sie "gerne gehört - selbst wenn ich weiß: Vieles stimmte, vieles war übertrieben". Und eigentlich hätte er, sagte Dieter Steinbrenner, während den vielen Jahren im Amt das Wort "Überraschung ersatzlos aus dem Wortschatz gestrichen". Zum Schluss habe er dann doch erleben dürfen, "wie schön und wohltuend Überraschungen sein können".

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