Sturm über der Region

Bäume krachen auf Häuser und Straßen - Vierjähriger schwer verletzt (Update, Fotogalerie/Video)

Unwetter hinterlässt seine Spuren - Voll besetzter VW getroffen - Junge schwer verletzt

23.09.2018 UPDATE: 24.09.2018 07:45 Uhr 6 Minuten, 20 Sekunden
Foto: PR-Video

Rhein-Neckar. (pol/pr/mare/fre/bmi/mün) Der Sturm am Sonntagabend hat in der Region seine Spuren hinterlassen. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt und Straßen überflutet. Bauzäune wurden umgeweht und Ziegel von Dächern geblasen. Auch viele Keller liefen voll, sodass die Feuerwehren am Nachmittag und Abend jede Menge zu tun hatten. Sturmtief "Fabienne" war mit Böen und Starkregen über die Region gefegt und sorgte auch für die Sperrung von Bundes- und Kreisstraßen.

Die Rettungsdienste mussten im Stadtkreis Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis zu 185 Einsätzen ausrücken, teilt die Polizei mit. Im Neckar-Odenwaldkreis und rund um Heilbronn wurden die Hilfskräfte 124 Mal gerufen. In Baden-Württemberg gingen am Sonntag rund 1100 Notrufe bei der Polizei ein, die zu Einsätzen führten. Bei den Feuerwehr-Leitstellen waren es 1600 Notrufe.

Verletzte gab es auf der Bundesstraße B39 zwischen Sinsheim und Kirchardt sowie auf der Kreisverbindungsstraße K4190 zwischen Epfenbach und Waldwimmersbach. Hier stürzte eine Buche auf einen voll besetzten Ford. Ein vierjähriger Junge, der in dem Auto saß, wurde vom eingedrückten Dach des Fahrzeugs getroffen und erlitt dabei ein Schädelhirntrauma. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Heidelberger Chirurgie geflogen - er soll in Lebensgefahr schweben. Zwei weitere Insassen wurden ebenfalls schwer verletzt. Die Straße wurde danach für die Bergungsarbeiten voll gesperrt. Nach Angaben der Polizei blieb die Strecke für die ganze Nacht gesperrt. Der zertrümmerte VW musste zunächst an der Unfallstelle bleiben. Zu groß war die Gefahr für die Einsatzkräfte, dass weitere Bäume fallen.

Zwischen Sinsheim-Steinsfurt und Kirchardt waren gleich mehrere entwurzelte Bäume auf einen Citroën gestürzt, der in ein Waldstück eingebogen war. Eine Person kam dabei zu Schaden.

Im Sinsheimer Birkenwaldweg stürzten zwei Bäume auf ein fahrendes Auto. Die 25-jährige Fahrerin wurde leicht verletzt, der Beifahrer blieb unverletzt, am Fahrzeug entstand Totalschaden

Beeinträchtigungen im Bahnverkehr: In der Nacht zu Montag waren noch die Fernverkehrsstrecken zwischen Mannheim und Mainz sowie zwischen Stuttgart und Nürnberg gesperrt. Am Sonntagabend hatte es auch zwischen Heidelberg und Frankfurt beziehungsweise Mannheim und Frankfurt Unterbrechungen und Verspätungen gegeben.

Die Folgen des Sturmtiefs beeinträchtigten auch den Nahverkehr. Auf Strecken der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) kam es zu Verspätungen. Etwa auf der Buslinie 33 und der Bahnlinie 5.

Die S-Bahnstrecke Heidelberg-Neckargemünd wurde am Sonntagabend zeitweise gesperrt. Abgebrochene Bäume drohten auf die Gleise abzurutschen. Nach Freigabe der Strecke durch den alarmierten Notfallmanager der Deutschen Bahn konnten die Bäume gesichert und zur Seite geräumt werden, berichtet die Feuerwehr Heidelberg

Auf der Autobahn A5 in Richtung Karlsruhe durchschlug ein Baumgegen 17.45 Uhr kurz vor der Anschlussstelle Heidelberg/Schwetzingen die Lärmschutzwand. Nach einer kurzfristigen Vollsperrung konnte der linke Fahrstreifen wieder frei gegeben werden. 

In Heidelberg musste die Feuerwehr zu 40 Einsätzen ausrücken. Vor allem die Stadtteile Altstadt, Ziegelhausen, Schlierbach, Kirchheim, Rohrbach und Boxberg waren betroffen. Dort knickten größere Äste und Bäume um und beschädigten unter anderem auch parkende Autos. Glücklicherweise wurde hierbei niemand verletzt, berichtet die Feuerwehr. Rund 90 Kräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr waren bis in den späten Abend im Heidelberger Stadtgebiet im Einsatz. An der Alten Brücke fiel ein Bauzaun auf ein Auto. In Heidelberg wurde eine Veranstaltung zum Weltkindertag, die jedes Jahr von Stadt und Kulturfenster auf der Neckarwiese organisiert wird, schon im Vorfeld abgesagt.

Im Heidelberger Stadtwald und auf dem Königstuhl wies eine Polizeistreife am Sonntagnachmittag zahlreiche Radler, Wanderer und Spaziergänger auf die drohenden Gefahren hin. Allerdings war der überwiegende Teil der Besucher von der Warnung unbeeindruckt und setzte den Weg trotz der mittlerweile starken Windböen fort, berichtet die Polizei.

In Weinheim musste eine Verbindungsstraße von der Feuerwehr vorsorglich gesperrt werden, weil sich Gerüstteile eines Neubaus für 24 Wohnungen gelöst hatten. Einige Personen ignorierten nach Angaben der Feuerwehrleute aber die Warnungen, dass hier akute Lebensgefahr besteht. Laufflächen des Gerüsts in der obersten Etage waren durch den Sturm aus den Fassungen gehoben worden und fielen auf das Dach und die darunter liegenden Etagen. Die ausführende Baufirma konnte erreicht werden und sicherte das Baugerüst, so dass die Straße am frühen Montagmorgen wieder frei gegeben werden konnte.

Eine Lifestyle-Messe unter freiem Himmel am Weinheimer Waidsee schloss am Nachmittag vorzeitig für die Besucher – ebenfalls aus Sicherheitsgründen. 

Foto: Feuerwehr Nußloch

Im Stadtgebiet Mannheim gingen etwa 150 Notrufe aufgrund von Unwetterschäden ein. Insgesamt wurden 91 Gefahrenstellen im Einflussbereich des Mannheimer Polizeipräsidiums gemeldet. Im Stadtgebiet Mannheim wurden zahlreiche Autos durch herabfallende Äste und Dachziegel sowie umgestürzte Verkehrszeichen und Bauzäune beschädigt. Alleine in der Rheinhäuser Straße entstanden rund 17.000 Euro Sachschaden, als Äste auf fünf geparkte Autos fielen.

In Eppelheim hielt "Fabienne" rund 20 Einsatzkräfte der Feuerwehr auf Trab, wie Kommandant Uwe Wagner sagte. In der Wieblinger Straße entwurzelte der Sturm eine schätzungsweise 20 Meter hohe Tanne – sie stürzte auf den Anbau eines nahen Hauses. Beim ASV-Sportplatz fiel ein Baum auf ein Auto. Dachziegel wurden in der Schillerstraße aus ihrer Verankerung gewirbelt. Ein Dachfirst wurde derart löchrig, dass aus Edingen die Drehleiter angefordert wurde, um das Dach provisorisch zu sichern.

In Neckargemünd gab es keine Verletzte zu beklagen, sondern überall nur reine Sachschäden, teilt Stadtbrandmeister Frank Merkel mit. Das war keine Selbstverständlichkeit angesichts von knapp 30 Einsätzen: "Von umherfliegenden Dixie-Klo bis zu umgestürzten Bäumen war alles dabei." Überall im Stadtgebiet fielen Bäume auf geparkte Autos und sorgten auf der Bundesstraße 45 sowie auf der Kreisstraße K4162 in Richtung Waldhilsbach für Sperrungen. In der Altstadt war die Hauptstraße zwischen Hanfmarkt und Neckarstraße bis in den späten Abend gesperrt.

Dort war die Wehr mit der Drehleiter im Einsatz, weil die Böen Dachziegel von der evangelischen St. Ulrichskirche und den umliegenden Gebäuden gelöst hatten. Der Verkehr wurde über den Hollmuthtunnel umgeleitet. Und erst im Laufe des heutigen Tages soll die Straße zwischen Neckarhäuserhof und Haag wieder freigegeben werden.

Der starke Regen sorgte zudem für Überschwemmungen, unter anderem in Rainbach und auf der B45 auf Höhe der Eisenbahnbrücke. Mobiler als gewünscht war am Sonntag auch das erwähnte Klohäuschen, das der Sturm beim Profi-Markt auf die B45 wehte.

Die Neckarhäuserhofstraße musste wegen umgefallener Bäume voll gesperrt werden. Da weitere Bäume umzufallen drohten, blieb die Straße bis nach einer Überprüfung durch das Forstamt gesperrt.

Insgesamt waren von den vier Abteilungen der Wehr Neckargemünd fast 100 Freiwillige im Einsatz.

In Eberbach waren zahlreiche Straßen kurzfristig wegen umgestürzter Bäume und herabgefallener Äste blockiert.

Zu einem Stromausfall kam es gegen 18.10 Uhr in Gaimühle und Friedrichsdorf durch ein beschädigtes Stromkabel neben der Landessstraße L2311.

In Nußloch begrub ein Baum in der Walldorfer Straße ein Auto unter sich. Glücklicherweise saßen in ihm keine Menschen. Auf den Panoramaweg kippte ein Baum und musste von der Feuerwehr in kleine Stücke gesägt werden.

Zwischen Dielheim und Wiesloch musste die Landesstraße L594 wegen mehrerer umgestürzter Bäume für Aufräum- und Sicherungsmaßnahmen der Feuerwehr zwischen 21.45 bis kurz vor 23 Uhr gesperrt werden.

Für die Feuerwehr Wiesloch meldete der stellvertretende Kommandant Marco Friz 22 Unwettereinsätze, zusätzlich mussten die Abteilungen Baiertal und Schatthausen je sieben Mal ausrücken. Aus der Gesamtwehr waren 75 Feuerwehrleute mit 13 Fahrzeugen bis gegen Mitternacht unterwegs. Die Wieslocher Feuerwehr wurde bereits um 15.30 Uhr zum ersten Einsatz gerufen. Ganz besonders schlug der Sturm im Bereich der Schwetzinger Straße zu. Dort wurden auf wenigen hundert Metern drei Bäume schwer beschädigt. Ein großer Ast brach vor der Gemeinschaftsunterkunft ab und ein Baum knickte auf dem Radweg gegenüber um. Gesperrt werden musste der Radweg in Richtung Nußloch. Mit Hilfe der Drehleiter entfernte die Feuerwehr dort einige schwer beschädigte Äste eines Baums, teilweise waren armdicke Äste bereits auf den Radweg gestürzt. Ähnliches trug sich auf dem Radweg zwischen Wiesloch und Dielheim zu

14 Einsätze hatte die Walldorfer Feuerwehr laut Kommandant Frank Eck zwischen ihrer Alarmierung um 17.48 Uhr und dem Feierabend kurz nach Mitternacht zu absolvieren. Dabei waren 53 Feuerwehrleute mit 13 Fahrzeugen im Einsatz. Bäume waren auf Autos und Häuser gestürzt, der Sturm deckte drei Dächer ab, Bauzäune und Schilder wurden umgeworfen und ein Keller lief voll Wasser. Da es sich teilweise um sehr zeitaufwändige Einsätze handelte, wurden zur Unterstützung die Drehleitern aus Hockenheim und Wiesloch angefordert, die beide vorübergehend zu Hilfe kamen, aber dann auch jeweils wieder zu eigenen Einsätzen zurück mussten.

In Bammental stand neben eines Teils der Hauptstraße – mal wieder – auch die Unterführung beim Rewe-Markt unter Wasser. Laut Feuerwehrkommandant Timo Winkelbauer war der Verkehr hier für rund 90 Minuten unterbrochen. Von acht Einsätzen berichtete Gruppenführer Tim Beck: In der Bahnhofstraße blockierte ein umgestürzter Baum die Fahrbahn, in der Industriestraße kippten ein Bauzaun und weitere Baustelleneinrichtungen auf die Straße.

Screenshot: RNZonline

In Schönau warnte die Feuerwehr in Schönau über die sozialen Netzwerke. Zwischen Schönau und dem Ortsteil Lindenbach kippte ein Baum auf die Landesstraße L 535, berichtete Einsatzleiter Dirk Happes; da war nur noch eine Fahrspur befahrbar. In den Kreuzwiesen knickte in 2,5 Metern Höhe ein Baum ab und am Hammerweiher streifte ein Laubbaum beim Umfallen einen Wohnwagen.

In Schwetzingen wurden durch heruntergefallen Äste im Odenwaldring und in der Hildastraße zwei geparkte Autos beschädigt.

In Plankstadt flogen die Bauzäune an der Großbaustelle für ein neues Wohnquartier durch die Gegend. Auch in Schwetzingen gab es die gleichen Schäden wie in der gesamten Region durch Wasser und Baumbruch. Zudem verteilte sich Sperrmüll auf einer Straße, und eine gelockerte Werbetafel drohte auf einen Gehweg zu fallen. Darüber hinaus ging ein Dachfenster an einer Schule zu Bruch. Insgesamt gab es in Schwetzingen 16 Sturmeinsätze.

Zwischen Thalheim und Untergruppenbach stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto.  Der Fahrer wurde dabei leicht verletzt.

In etlichen weiteren Gemeinden tobte das Unwetter, wie die RNZ-Leser auf Facebook mitteilten. So stürmte es gewaltig etwa in Leimen, Eppingen, Waldbrunn, Speyer. Auch Mosbach wurde vom Orkan getroffen, wie RNZ-Leser Carsten Efing per Video festhielt:

Der Bahnverkehr wurde derweile erheblich eingeschränkt: So waren beispielsweise die Strecken Frankfurt/Main-Heidelberg sowie Mainz-Worms-Mannheim sowie Aschaffenburg-Würzburg und Würzburg-Nürnberg in beiden Richtungen gesperrt.

Update: 24. September 2018, 19.30 Uhr

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