Wiesloch setzt ein Zeichen gegen Rechts (plus Fotogalerie)
800 Menschen bei friedlicher Kundgebung des Bündnisses "Wiesloch ist tolerant, bunt und vielfältig" auf dem Adenauerplatz

Rund 800 Menschen folgten der Aufforderung des Aktionsbündnisses "Wiesloch ist tolerant, bunt und vielfältig" zur Kundgebung auf dem Adenauerplatz, um friedlich ein Zeichen gegen Intoleranz, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit zu setzen. Foto: Pfeifer
Wiesloch. (rö) Unter dem Motto "auchmehrinWiesloch" fanden sich am Montagabend rund 800 Menschen auf dem Wieslocher Adenauerplatz ein, um friedlich ein Zeichen gegen Intoleranz, Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit zu setzen. "In Wiesloch gibt es keinen Platz für braunes Gedankengut und rechte Pöbeleien", sagte OB Dirk Elkemann. "Es ist wichtig, dass wir uns dem Bösen entgegenstellen", sah der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Lars Castellucci als Sprecher des Aktionsbündnisses "Wiesloch ist tolerant, bunt und vielfältig" in der Kundgebung "das richtige Zeichen zur richtigen Zeit". Das überparteiliche Bündnis war bereits 2012 gegründet worden, um damals gegen eine NPD-Demonstration mobil zu machen.
Auslöser für die aktuelle Kundgebung war ein Vorfall in der Wieslocher Fußgängerzone, bei dem am Samstag, 8. September, eine stark alkoholisierte Personengruppe die Kunden eines Eiscafés angegriffen hatte, die überwiegend türkischer Abstammung waren. Wie David Faulhaber, Leiter der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mannheim, am Montag der RNZ gegenüber bestätigte, sind dabei nach aktuellem Ermittlungsstand tatsächlich ausländerfeindliche und rechtsradikale Parolen gebrüllt worden, wie es von Zeugen berichtet worden war.
Eine 20 Mann starke Ermittlungsgruppe der Polizei beschäftige sich "akribisch und intensiv" mit dem Vorfall. Gegen sechs Tatverdächtige werden wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung, Volksverhetzung und Landfriedensbruch ermittelt. Am Dienstag wurde dann bereits gegen zwei Rädelsführer der Gruppe Haftbefehl erlassen.
In der Kundgebung auf dem Adenauerplatz sah OB Elkemann "ein Zeichen für eine weltoffene und bunte Stadt", die überwältigende Mehrheit lehne rechtes Gedankengut strikt ab. Im Gespräch mit Kai Schmidt-Eisenlohr, dem ehemaligen Landtagsabgeordneten der Grünen, gab Sevda Kog, eine der Angegriffenen, ein kurzes Statement ab. Der Vorfall sei "eine gemeine Sache" gewesen, aber sie vertraue auch der Polizei, dass alles aufgeklärt werde. Und: "Es ist schon toll, wenn ich hier sehe, wer alles hinter uns steht."
"Wir wollen uns das Zusammenleben nicht kaputtmachen lassen", sagte Lars Castellucci, dafür sei es aber auch wichtig, "am gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserer Stadt" zu arbeiten. Castellucci wollte für das "große starke Wir aus einer Mitte der Gesellschaft" werben, "die sich gegen Gewalt und Ausgrenzung wehrt". Dazu gehöre auch, Sicherheit als Grundbedürfnis der Menschen ernst zu nehmen. Und dazu gehöre, sich entschieden gegen Nationalismus zu stemmen.
Auch interessant
Für die Kirchengemeinden sprachen Judith Maier-Ortseifen und Patricia Schneider-Winterstein, für die Bürgerstiftung Wiesloch und das Netzwerk Asyl Monika Gessat. Als Versammlungsleiter hatte Adrian Seidler die Menschen begrüßt. Den musikalischen Schlusspunkt setzten die "Busters Allstars", zwei aktuelle und mehrere ehemalige Mitglieder von Wieslochs bekannter Ska-Band, die sich schon vor einer gefühlten Ewigkeit dem Motto "Ska against Racism" verschrieben hat.


































