Neckargemünd/Bammental

100 Meter verhindern eine sinnvolle Lösung

Neckargemünd sucht Wohnraum für Flüchtlinge, doch die bald leerstehende Unterkunft in der Kriegsmühle liegt hinter der Grenze.

12.09.2018 UPDATE: 14.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Während die Container an der Kriegsmühle ab morgen leer stehen, bekommt Neckargemünd Ende des Jahres 54 neue Wohncontainer. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd/Bammental. Es ist eine skurrile Konstellation: An der Bundesstraße 45 zwischen Neckargemünd und Bammental steht voraussichtlich ab Mitte des Monats eine Containeranlage als Flüchtlingsunterkunft für 80 Personen ungenutzt leer. Und nur wenige Kilometer entfernt wird in wenigen Monaten eine Containeranlage aufgebaut, die aus Schefflenz bei Mosbach im Odenwald über 50 Kilometer nach Neckargemünd gekarrt wird. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Die Stadt Neckargemünd sucht aktuell händeringend Wohnraum für Flüchtlinge. Doch eine naheliegende und sinnvolle Lösung mit der Belegung der leeren Container scheitert an etwa 100 Metern. So nah liegt die Unterkunft nämlich hinter der Gemarkungsgrenze. Sie steht bereits auf Bammentaler Boden.

In der sogenannten Gemeinschaftsunterkunft auf dem Areal des Rhein-Neckar-Kreises in der Kriegsmühle lebten zuletzt noch 24 Flüchtlinge, wie Silke Hartmann als Sprecherin des Landratsamtes in Heidelberg berichtet. In diesen Wochen gehen in der gesamten Region immer mehr Flüchtlinge in die sogenannte Anschlussunterbringung in die Obhut der Kommunen über. Dies ist in der Regel nach zwei Jahren der Fall - und inzwischen ist es eben zwei Jahre her, dass besonders viele Flüchtlinge in der Region ankamen. Die ersten Personen hatten die Unterkunft im August 2016 bezogen. In der Spitze lebten hier 80 Flüchtlinge. Doch diese Zeiten sind vorbei. Das Landratsam plant nun, die Unterkunft in der Kriegsmühle zum morgigen Samstag, 15. September, zu räumen.

Der Landkreis will die Unterkunft "jedoch aktuell nicht abgeben, sondern als Rückfallebene beibehalten", wie Behördensprecherin Hartmann erklärt. Sie steht also zunächst ungenutzt leer. "Eine erneute Belegung dieser Unterkunft ist abhängig von den Zugängen aus den Landesaufnahmeeinrichtungen, die für die Zukunft nicht abgeschätzt werden können", so Hartmann weiter.

Bei der ebenfalls vom Landkreis genutzten Unterkunft in der Neckargemünder Walkmühle war das vor einiger Zeit noch anders. Diese brauchte der Rhein-Neckar-Kreis ebenfalls nicht mehr und stellte sie anschließend der Stadt Neckargemünd für die Anschlussunterbringung zur Verfügung. Diese ist auch Eigentümerin des Gebäudes.

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Doch selbst dieses Vorgehen würde der Stadt Neckargemünd nun bei der Containeranlage nichts nützen. Das weiß auch Bürgermeister Frank Volk. "Die Unterbringung muss im Stadtgebiet erfolgen", erklärt er. Auch von findigen Bürgern sei er schon gefragt worden, warum sich die Stadt nicht in den leer stehenden Unterkünften in Schönau oder Meckesheim "einmiete". "Das ist leider keine Option." Zudem weist Volk darauf hin, dass die Stadt - je nach Status der untergebrachten Personen - auch Eigentümerin der Immobilien sein müsse.

Genau dies ist bei dem "Container-Deal" mit dem Neckar-Odenwald-Kreis der Fall. Der Landkreis benötigt die 54 Wohncontainer für 50 Personen in Schefflenz bei Mosbach nicht mehr und verkauft sie für rund 425.000 Euro an die Stadt Neckargemünd, die dringend Wohnraum für Flüchtlinge und Obdachlose benötigt: eine "Win-win-Situation", wie man heute sagen würde - also ein Geschäft, bei dem beide Seiten profitieren.

Dieses Jahr muss Neckargemünd noch 60 Flüchtlinge aufnehmen, im nächsten Jahr sind es wohl 70. Wie Bürgermeister Volk sagte, ist die Tinte auf dem Kaufvertrag für die Wohnanlage inzwischen trocken. Die Container sollen Ende des Jahres aus dem "fernen" Odenwald in die Güterbahnhofstraße transportiert werden. Kosten hierfür: über 90.000 Euro. Die Container im nahen Bammental bleiben hingegen stehen.

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