Großbrand in Meckesheim

Lagerhalle stand lichterloh in Flammen

Großbrand wütete in der Nacht zum Montag auf dem Gelände der Firma Herbold - 226 Feuerwehrleute im Einsatz - Brandursache unklar

10.09.2018 UPDATE: 11.09.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

Unter anderem mittels einer Drehleiter verschafften sich die Einsatzkräfte der Feuerwehr Zugang zu dem brennenden Gebäude. Fotos: Alex

Von Nicolas Lewe

Meckesheim. Geborstene Fensterscheiben, geschmolzene Rollläden, Rußflecken an den Wänden - und überall Wasserlachen. Die Spuren des Feuers, das in der Nacht bei der Firma Herbold in der Industriestraße gewütet hat, sind am späten Montagvormittag noch deutlich zu sehen. Auf dem Gelände des Betriebs für Recyclingmaschinen glimmen immer wieder Glutnester auf, in der Luft liegt der Geruch des Brandes und die Feuerwehr wacht darüber, dass das schwelende Feuer keinen neuen Brandherd findet.

Hintergrund

Zugausfälle

Nichts ging mehr. Über zwei Stunden lang war der Bahnverkehr rund um Meckesheim am gestrigen Dienstagmorgen zum Erliegen gekommen. Ausgerechnet am ersten Schultag nach den Sommerferien. Ausgerechnet zu Beginn der Hauptverkehrszeit zwischen

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Zugausfälle

Nichts ging mehr. Über zwei Stunden lang war der Bahnverkehr rund um Meckesheim am gestrigen Dienstagmorgen zum Erliegen gekommen. Ausgerechnet am ersten Schultag nach den Sommerferien. Ausgerechnet zu Beginn der Hauptverkehrszeit zwischen 5 und 7 Uhr.

Der Grund: Die Löscharbeiten im Zuge des Großbrandes im Industriegebiets machten eine Wasserleitung nötig. Die kreuzte die Bahnlinie, hatte "Vorfahrt" gegenüber dem Zugverkehr und legte diesen lahm.

Insgesamt kam es zu "acht Teilausfällen und zwei umgeleiteten Zügen", wie ein Bahnsprecher auf RNZ-Nachfrage mitteilte. In Mauer, Eppingen und Eschelbronn hieß es "Endstation" für die Pendler der S-Bahn-Linien 5 und 51.

Ersatzverkehr gab es nicht. "Bis 12.30 Uhr hat es gedauert, bis alle Fahrzeuge, wieder im ursprünglichen Plan waren", so ein Bahnsprecher. Insgesamt 15 Züge hatten im Schnitt zehn Minuten Verspätung. (bmi)

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Was hier ab 4 Uhr in der Nacht und in den folgenden Stunden los war, lässt sich anhand der Zahlen, die Matthias Grasse, Pressewart der Meckesheimer Wehr, auf Nachfrage der RNZ nennt, nur erahnen: 226 Feuerwehrleute, rund 40 Polizisten, zwölf DRK-Mitarbeiter und 53 Fahrzeuge von 19 verschiedenen Wehren aus dem Umkreis waren im Einsatz, um der Flammen Herr zu werden.

"Das Feuer hat sich wahnsinnig schnell ausgebreitet", berichtet Grasse. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte aus Meckesheim habe bereits eine Lager- und Produktionshalle im Vollbrand gestanden. Wie lange die Flammen zu diesem Zeitpunkt schon wüteten, sei schwer zu sagen. Eine Spaziergängerin hatte den Brand zuvor gemeldet.

Der daraufhin ausgelöste Großalarm aktivierte die umliegenden Feuerwehren, die unter anderem aus Bammental, Leimen, Lobbach, Mauer und Wiesenbach anrückten. Aus Neckargemünd wurde eine zweite Drehleiter angefordert, aus Walldorf ein Gelenkmast und auch ein weiterer Löschwasserförderzug wurde geordert. "Nur durch diesen massiven Personal- und Wassereinsatz konnten wir verhindern, dass das Feuer auf weitere Produktionsbereiche und Nachbarbetriebe im Industriegebiet übergreift", betont René Faul.

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Augenzeugin dankt der Feuerwehr

Die mehrere Meter hoch schlagenden Flammen und der damit verbundene Rauch waren in der Nacht auf Montag weithin sichtbar. Der Großbrand bei der Maschinenbaufirma Herbold erwischte die meisten Meckesheimer zwar im Schlaf,

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Augenzeugin dankt der Feuerwehr

Die mehrere Meter hoch schlagenden Flammen und der damit verbundene Rauch waren in der Nacht auf Montag weithin sichtbar. Der Großbrand bei der Maschinenbaufirma Herbold erwischte die meisten Meckesheimer zwar im Schlaf, doch das anhaltende Sirenengeheul der Feuerwehren entriss viele aus dem Reich der Träume. So auch Inge Hanselmann. Die CDU-Gemeinderätin wohnt in der nur wenige hundert Meter vom Einsatzort entfernten Schatthäuser Straße und erlebte das Geschehen aus nächster Nähe.

Gegenüber der RNZ schildert sie ihre Eindrücke: "Aus dem Badezimmerfenster habe ich gesehen, wie es lichterloh brannte, dann hat es auf einmal laut geknallt." Das Tatütata der Feuerwehren habe derweil kein Ende genommen. Trotz der beklemmenden Atmosphäre, die durch den Stromausfall noch verstärkt wurde, habe ihr gerade das Sirenengeheul Sicherheit gegeben. Hanselmann: "Ich habe gedacht: Unsere Feuerwehren sind da. Das hat mir großes Vertrauen gegeben."

Trotzdem habe sie beim Blick aus dem Fenster angesichts der immensen Feuersbrunst gedacht, dass von dem Brand das ganze Industriegebiet betroffen ist. Am Montagmorgen gegen 9 Uhr machte sich Hanselmann dann direkt auf den Weg zum Ort des Geschehens. Das Feuer glimmte zu diesem Zeitpunkt nur noch in Glutnestern. "Die Halle war verkohlt und schwarz", beschreibt Hanselmann das, was sie dort sah. Dennoch habe sie den Eindruck gehabt, dass die Feuerwehr Schlimmeres verhindert habe. "Es ist vergleichsweise noch glimpflich ausgegangen", findet Hanselmann. "Ich bin zu den Feuerwehrleuten hingegangen und habe gesagt: Schön, dass es euch gibt." (lew)

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Der Kommandant der Meckesheimer Feuerwehr leitete den Einsatz, den er als "sehr außergewöhnlich" bezeichnet. Sowohl in der Größe des Brandes, aber auch, was die Umstände angeht: Denn, da der Zugang zum Gebäude über das Wochenende abgesperrt war, mussten sich die Brandlöscher zum Teil mit Trennschleifern ihren Weg bahnen. Auch die enge Bebauung stellte die Kameraden vor zusätzliche Herausforderungen.

Eine große Hilfe hingegen war Feuerwehrpressewart Grasse zufolge die gute Infrastruktur bei der Wasserversorgung, die durch einen Zugang zur Elsenz ergänzt wurde. So konnte bereits gegen 6.45 Uhr - weniger als drei Stunden nach Einsatzbeginn - vermeldet werden: Feuer unter Kontrolle. Gegen 8 Uhr wurden nach und nach Einsatzkräfte, die zuvor über einen Zeitraum von vier Stunden die Flammen bekämpft hatten, abgezogen.

Ihnen und den Kameraden, die noch den ganzen gestrigen Montag mit den Nachlöscharbeiten beschäftigt waren, galt der Dank von Bürgermeister Maik Brandt, der selbst ab 6.30 Uhr mit seinen Stellvertretern Hans-Walter Sonnentag und Jürgen Köttig vor Ort war.

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Auch die Elsenz half mit

Wasser, wir brauchen mehr Wasser: das wurde den ersten Einsatzkräften schnell klar, als sie die in Flammen stehenden Lagerhallen der Firma Herbold erreichten. "Wir haben schnell reagiert und uns nicht gescheut, weitere

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Auch die Elsenz half mit

Wasser, wir brauchen mehr Wasser: das wurde den ersten Einsatzkräften schnell klar, als sie die in Flammen stehenden Lagerhallen der Firma Herbold erreichten. "Wir haben schnell reagiert und uns nicht gescheut, weitere Feuerwehren zu alarmieren", erklärte Einsatzleiter René Faul. Nur so konnte zügig eine ein Kilometer lange Leitung zur Elsenz gelegt werden.

Das "Anzapfen" des Flüsschens ermöglichte neben einem im Industriegebiet befindlichen, 60 Kubikmeter fassenden Löschwasserbehälter und dem gut funktionierenden Hydrantennetz eine stabile Wasserversorgung. So war es möglich, dass laut Faul in der heißen Löschphase über eine Stunde lang bis zu 7000 Liter Wasser pro Minute flossen. Weil die Leitung auch unterhalb der Bahnlinien führte, musste der Zugverkehr für zwei Stunden unterbrochen werden. (bmi)

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"Wir konnten uns überzeugen, wie toll die Arbeit der Feuerwehr war", lobt der Rathauschef den vorbildlichen Einsatz. Brandt spricht gegenüber der RNZ von "Glück im Unglück" - eine Einschätzung die er mit dem Pressewart der Meckesheimer Feuerwehr teilt. Grasse: "Alles, was bei unserer Ankunft schon gebrannt hat, ist zerstört. Alles drumherum konnte gerettet werden."

Wie die Polizei mitteilt, wurden bei dem Feuer eine Montage- und Lagerhalle sowie ein Außenlager total zerstört. Drei weitere Gebäude, darunter das Bürogebäude, seien stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Brandursache ist noch völlig unklar. Der Sachschaden beläuft sich laut Polizei auf mehrere Millionen Euro.

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