Wenn Frauenweiler "aufbient"
Die Initiative wider das Insektensterben fällt auf fruchtbaren Boden

Von Ute Teubner
Wiesloch-Frauenweiler. "Überall blüht und summt es", freut sich Tanja Fritz auf dem Rundgang durch Frauenweiler. Im eigenen, liebevoll angelegten Garten sowieso, auch auf dem kleinen Grundstück vor dem Haus - einst ein leer stehender Bauplatz, jetzt ein Kleinod aus Wiesenblumen. Wenige Schritte weiter hat ein Landwirt Blühstreifen am Rand seines Getreidefelds eingesät.
"Bienenfreund", erklärt Tanja Fritz vielsagend das deutlich vernehmbare Gebrumme und zeigt nicht etwa auf den Eigentümer des Ackers, sondern auf die in lavendelblauer Blüte stehenden Pflanzen, deren botanischer Name "Phacelia tanacetifolia" lautet.

Initiatorin Tanja Fritz freut sich über den neu entstandenen Blühstreifen am Rand eines Getreidefelds im Wieslocher Stadtteil Frauenweiler. Nektarreiche Stauden wie der "Bienenfreund" ziehen nicht nur zahlreiche Wildbienen und Hummeln, sondern ebenso etliche Schmetterlinge an. Foto: privat
Auch an der Grundschule blüht ein neu eingepflanztes Beet in bunter Pracht: Duftnessel und Königskerze, Katzen-Minze und Mauerpfeffer bieten Wildbienen und Hummeln ein nektarreiches Schlaraffenland. Ebenso die zahlreichen heimischen Stauden und Kräuter, die in Frauenweiler allerorten in den Vorgärten und Balkonkübeln wachsen. Dazwischen kleine Hinweisschilder, die Aufschluss geben über das emsige Treiben im Wieslocher Stadtteil: "Frauenweiler bient auf!" heißt es darauf. Und: "Our place to bee."
"Die Grundidee war: Nicht auf die große Politik warten, sondern schauen, was jeder vor der eigenen Haustür selbst machen kann", erläutern Tanja und Torsten Fritz die Beweggründe für die Initiative wider das Insektensterben. Ende letzten Jahres keimte in dem in Frauenweiler wohnenden Ehepaar der Entschluss, sich für den Schutz der Wildbienen einsetzen und im kleinen Ortsteil auf eben diese Problematik aufmerksam machen zu wollen.
Im Stadtteilverein, in dem beide aktiv sind, stieß die Idee sofort auf positive Resonanz. Und mittlerweile sind es gut 50 Familien und Privatleute, die für ein bienenfreundliches Frauenweiler wilde Blumen säen, um so das Nahrungsangebot für Insekten zu verbessern.

"Überall ist sichtbar, dass sich etwas tut", ist Torsten Fritz vom Engagement der Frauenweiler Bürger begeistert. "Ja, das ist ein Thema, worüber man im Ort miteinander sprechen kann, man zieht an einem Strang", fügt seine Frau Tanja hinzu. "Die Leute sollen sensibilisiert werden", sagt sie, macht aber auch klar: "Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger - jeder soll Spaß an der Aktion haben und keiner muss gleich seinen ganzen Garten umgestalten."
Ob Freiwillige Feuerwehr, Kindergarten oder Altenpflegeheim Haus Blumeneck - sie alle haben sich längst in die Aktion eingeklinkt. Auf buchstäblich fruchtbaren Boden fiel die Devise "Frauenweiler bient auf" auch bei der Grundschule vor Ort. Die neue Grundschulleiterin Esther Kirsch kennt selbst das Imkerhandwerk gut und widmet sich mit Leidenschaft dem Thema Bienensterben.

Gemeinsam mit den Schülern nahm sie den Bau von Insektenhotels in Angriff, die von den fleißigen Brummern gerne aufgesucht werden. Und im Rahmen von Projekttagen lernten die Kinder auch, warum Bienchen und Co. überhaupt so wichtig sind: Die Bestäubungsfunktion der Insekten ist ihnen bestens bekannt, ebenso die Tatsache, dass der Fortbestand nahezu aller wildblühenden Pflanzenarten vor allem von eben dieser Funktion abhängt und die geflügelten Tierchen damit zum Erhalt der biologischen Vielfalt, stabiler Ökosysteme und von Nahrungsketten beitragen.
Das neue Beet an der Grundschule, das vor Kurzem von der Stadtgärtnerei mit mehrjährigen "Bienenstauden" bepflanzt wurde, ist dabei ein idealer Lernort für die Kinder: Schließlich können sie hier die verschiedenen Insekten "live" beim Bestäuben der Blüten beobachten.
Ein weiteres öffentliches Beet mit insektenfreundlichen Blumen haben die Stadtgärtner am Dorfplatz in Frauenweiler eingesät. Laut Meinrad Singler vom städtischen Grünflächenamt bringt hier die neue Staudenbepflanzung zudem den Vorteil, dass sie langlebiger und kostengünstiger ist als traditionelle Bepflanzung.

Und welche Pflanzen genau sind nun eigentlich eine sehr gute Nahrungsquelle für Wildbienen? Der Naturschutzbund empfiehlt die Anpflanzung von Steinkraut, Malve, Lavendel und Kornblume, Klatschmohn, Blaukissen, Garten-Salbei, Zitronen-Thymian und Boretsch, auch Ginster, Efeu sowie ungefüllte Wildrosen liefern reichlich Nektar - und es gibt noch viele andere heimische Nektarlieferanten. Wer in Frauenweiler diese jetzt im eigenen Grün anpflanzt, der darf sich über ein hübsches Hinweisschild mit lachenden Bienen freuen. Das schmückt dann nicht nur den Garten, sondern zeigt auch: "Wir sind dabei!"
Und Dabeibleiben ist auch weiterhin angesagt: Schließlich soll die Aktion "Frauenweiler bient auf" nicht abgeschlossen werden, sondern weiter im Fluss bleiben. "Wir bleiben aktiv", verspricht Torsten Fritz. Denn: "Auch wenn wir mit einer solchen Initiative nicht die Welt retten, ist es vielleicht ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung!"
Info: Wer mitmachen will, Ideen oder Fragen zum Projekt hat, kann sich per E-Mail unter frauenweilerbientauf@gmail.com melden. Weitere Infos, etwa zu geeigneter Bepflanzung oder zum Bau von Nisthilfen für Insekten, gibt es auch im Internet unter www.frauenweiler.info.de. In der Facebook-Gruppe "Frauenweiler bient auf" kann man sich über die eigenen Projekte austauschen, Ideen holen und Fotos veröffentlichen.



