Heidelberger Hauptbahnhof

Diese Baustelle wird eine "OP am offenen Herzen"

16 Monate dauert der Umbau der Haltestelle für die Straßenbahnen und Busse am Hauptbahnhof

16.07.2018 UPDATE: 17.07.2018 09:52 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Noch können sie sich freuen: Tiefbauamtsleiter Jürgen Weber, Baubürgermeister Jürgen Odszuck, Finanzbürgermeister Hans-Jürgen Heiß, Oberbürgermeister Eckart Würzner, der Technische RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek, Verkehrsminister Winfried Herrmann, HSB-Chef Michael Jäger, Marcus Geithe, Geschäftsführer der Mannheimer Verkehr GmbH, und Alexander Klöcke, Geschäftsführer der Baufirma Reif, gestern beim Spatenstich. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Es wird teuer, es wird langwierig und wird den Fahrgästen und Autofahrern einiges abverlangen. Und doch waren am gestrigen Montag beim Spatenstich in der Kurfürsten-Anlage, in Höhe der Print Media Academy, alle überglücklich. Endlich geht es los mit dem Umbau der Straßenbahnhaltestelle am nördlichen Ausgang des Hauptbahnhofes, den Oberbürgermeister Eckart Würzner eine "Operation am offenen Herzen" nennt.

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Herrmann, der derzeit alle paar Monate für eine Einweihung oder einen Projektstart im Rahmen des Mobilitätsnetzes in Heidelberg ist, hatte wieder einen dicken Scheck dabei.

Vier Gleise, die Haltestellen in Richtung Bahnhofsgebäude verlegt und mehr Ordnung für Radfahrer und Fußgänger: So soll der Bereich am nördlichen Ausgang des Hauptbahnhofes in 16 Monaten aussehen. Visualisierung: RNV

Während Herrmann, Würzner und die Verantwortlichen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH um 14 Uhr freudestrahlend mit ihrem Spaten Sand in die Höhe warfen, war ein paar hundert Meter weiter die Abzweigung von der Autobahn und B 37 nach rechts in die Gneisenaustraße für den Verkehr bereits gesperrt, ebenso wie die Kurfürsten-Anlage vom Hauptbahnhof in Richtung Römerkreis.

Es ist nur ein kleiner Vorgeschmack dessen, was ab Beginn der Sommerferien auf die Pendler zukommen wird. Ab 26. Juli bis voraussichtlich Anfang Dezember kommt in der Kurfürsten-Anlage kein Auto mehr am Bahnhof vorbei. Aber auch der Straßenbahnverkehr wird unterbrochen und umgeleitet.

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Doch nicht nur das: Wegen des Gleiseinbaus am Czernyring kommen auch die Autofahrer aus Richtung Schwetzingen nicht mehr über die Speyerer Straße und die Montpellierbrücke in die Stadt. Und die Deutsche Bahn hat überdies angekündigt, dass der S-Bahn-Verkehr zwischen Mannheim und Heidelberg ebenfalls für die Dauer der kompletten Sommerferien wegen Gleisarbeiten eingestellt wird. Würzner ärgert sich, dass solche gravierenden Einschnitte nicht lange im Vorfeld mit den Städten und Kommunen abgesprochen werden: "Die ziehen das einfach durch."

Hintergrund

Die Haltestelle Hauptbahnhof, an der schon jetzt wochentags rund 35.000 Fahrgäste ein- und aussteigen, und die Kurfürsten-Anlage bis zum Römerkreis werden grundlegend neu gestaltet. Auf künftig vier statt zwei Gleisen können die Busse und Bahnen deutlich

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Die Haltestelle Hauptbahnhof, an der schon jetzt wochentags rund 35.000 Fahrgäste ein- und aussteigen, und die Kurfürsten-Anlage bis zum Römerkreis werden grundlegend neu gestaltet. Auf künftig vier statt zwei Gleisen können die Busse und Bahnen deutlich besser abgewickelt werden als bisher. Zudem können die Bahnen künftig von Wieblingen kommend über eine neue Gleisverbindung in die Karl-Metz-Straße Richtung Betriebshof fahren. Und: Die Haltestelle wird direkt vor das Bahnhofsgebäude verlegt. Sie wird ebenso wie die an den Stadtwerken barrierefrei ausgebaut.

Radfahrer und Fußgänger sollen ebenfalls von der Entflechtung der Verkehrsströme profitieren. Zusätzliche Verkehrsinseln sollen das Überqueren der Kurfürsten-Anlage erleichtern.

Die Investitionssumme von rund 30 Millionen Euro teilen sich die HSB (17,8 Millionen), die Mannheimer Verkehr GmbH (rund 5,6 Millionen wegen der Verbesserungen für die Linie 5), die Stadt Heidelberg (4 Millionen) und die Stadtwerke (eine Million). Das Vorhaben wird von Bund und Land mit rund 13,5 Millionen Euro gefördert. hob

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Und doch überwog auch bei Würzner gestern die Freude, dass es am Hauptbahnhof losgeht: "Das wird ein ganz neuer Umsteigeknoten, sicher und leistungsfähig." Die 30 Millionen Euro an öffentlichen Geldern, davon 18 Millionen Euro von der Heidelberger Straßen- und Bergbahn (HSB) seien gut investiert. Der Oberbürgermeister dankte dem Gemeinderat, der das Mobilitätsnetz aufs Gleis setzte, ohne zu wissen, ob es dafür Fördergelder von Bund und Land geben wird. Rund 13,5 Millionen Euro kommen von Bund und Land. "Noch haben Sie das Geld nicht in der Tasche", sagte Minister Herrmann: "Wir konnten Ihnen aber eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen." Übersetzt heißt das: Die Förderung wird kommen.

Als der Student Herrmann Anfang der 80er Jahre gerade seine Zulassungsarbeit schrieb, sei das Straßenbahnnetz nur ein bescheidenes Restprodukt gewesen, erinnert sich der heutige Verkehrsminister. Doch jetzt werde es von Grund auf modernisiert. Das Mobilitätsnetz Heidelberg sei das größte Investitionsprogramm für den Nahverkehr neben dem in Karlsruhe. Auch die Landesregierung wolle die Attraktivität von Bus und Bahn weiter steigern.

Derzeit werde mit den 22 Verkehrsverbünden in Baden-Württemberg an einem einheitlichen BW-Tarif gearbeitet. "Wir wollen ihn möglichst günstig halten", betonte Herrmann. Es sei das erklärte Ziel, bis 2030 die Anzahl der Fahrgäste zu verdoppeln.

Die Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof nicht nur barrierefrei auszubauen, sondern künftig auch vier Gleise zur Verfügung zu stellen, ohne dass die Passagiere vom Hauptbahnhof kommend die Straße überqueren müssen, sei ein enormer Fortschritt, betonte Baubürgermeister Jürgen Odszuck: "Wir verbessern damit aber nicht nur diesen einen Punkt, sondern es geht um ein ganzes Bündel von Maßnahmen." So werden die Gehwege verbreitert, die Radwege neu strukturiert, auch der Autoverkehr wird seltener ausgebremst. "16 Monate Bauzeit. Das wird Unannehmlichkeiten geben", ist sich Odszuck bewusst. Und doch habe man die bestmöglichen Voraussetzungen geschaffen, dass es gelingen wird.

Info: Die RNZ wird regelmäßig über neue Verkehrseinschränkungen und den Baufortschritt informieren. Weitere Infos unter www.heidelberg-mobinetz.de

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