Die 1,20-Meter-Osterkerze ist weg
Pfarrer Johannes Brandt sieht den "traurigen Höhepunkt" einer Serie

Die evangelische Kirchengemeinde vermisst ihre 1,20 Meter hohe Osterkerze. Foto: privat
Von Anja Hammer
Eppelheim. Wer macht so etwas und vor allem: wozu? Das fragt sich derzeit die katholische Kirchengemeinde. Denn aus der Christkönigkirche ist die Osterkerze gestohlen worden. "Und die ist stolze 1,20 Meter hoch", sagt Pfarrer Johannes Brandt. "Die kann man nicht so einfach in die Hosentasche stecken." Dass sie gestohlen wurde, kann er sich gar nicht richtig erklären: "Was macht man denn mit so einer Kerze?", fragt er sich.
Der Wert der Kerze liege natürlich weniger im Materiellen, erklärt Pfarrer Brandt. Vielmehr gehe es um das Ideelle. Denn die Osterkerze wird jedes Jahr von einer Gruppe der Kirchengemeinde mit viel Liebe handgemacht. Und zwar in zweifacher Ausführung. Die zweite bekommt die evangelische Kirchengemeinde geschenkt.
"Als Zeichen der Verbundenheit brennt dann in der katholischen und in der evangelischen Kirche die gleiche Kerze", so der Pfarrer. Damit ist es nun vorbei. Brandt: "Jetzt haben wir eine alte Kerze reaktivieren müssen." Sie brennt bei Taufen und besonderen Gottesdiensten. Nur in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten werden Osterkerzen in jedem Gottesdienst angezündet.
Die aktuelle Kerze, auf der der Stern von Bethlehem, ein Kreuz und die Aufschrift "Segen bringen, Segen sein" zu sehen ist, ist im Laufe des Donnerstags aus der Christkönigkirche verschwunden. Man habe sowohl im Inneren als auch außen rund um das Gotteshaus alles abgesucht, berichtet Brandt. Ohne Ergebnis.
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Was es den Dieben leicht gemacht hat: Die Kirche ist jeden Tag geöffnet und für alle frei zugänglich. Das hat in der Vergangenheit schon häufiger zu Problemen geführt, berichtet Pfarrer Brandt. Aus dem Altarraum seien schon mehrfach Kerzen abhanden gekommen, auch am Schriftenstand fehle des Öfteren mal etwas. "Aber das mit der Kerze ist ein trauriger Höhepunkt", meint der Geistliche.
Eine Anzeige hat die Kirchengemeinde nicht erstattet. Wohl aber hofft sie, dass die Kirchenbesucher, Nachbarn und Spaziergänger in der Rudolf-Wild-Straße aufmerksam sind und, wenn sie etwas merkwürdiges beobachten, dies melden.
Denn eines steht für Pfarrer Brandt fest: Das Gotteshaus bleibt weiter täglich offen, trotz aller Zwischenfälle. "Wir wollen die Kirche nicht schließen", sagt Brandt. "Dazu ist sie ein zu wichtiger Ort."



