Wachstation am St. Leoner See für mehr Sicherheit
Einweihung des neuen Gebäudes – Rund 650.000 Euro Kosten

Am St. Leoner See wurde jetzt die neue Wachstation eingeweiht, nachdem das alte DLRG-Gebäude nicht mehr zu sanieren war. Die Mitarbeiter greifen bei Notfällen ein, stehen den Badegästen und Campern aber auch mit Rat und Tat zur Seite. Foto: Sabine Hebbelmann
Von Sabine Hebbelmann
St. Leon-Rot. Vor der in sonnigem Orange gestrichenen nagelneuen Wachstation am St. Leoner See begrüßte Bürgermeister Dr. Alexander Eger Gemeinderäte, Mitarbeiter der Verwaltung und des Eigenbetriebs "Erholungsanlage St. Leoner See" sowie Rettungskräfte der DLRG-Gruppen St. Leon und Rot. Nachdem bereits vor vier Jahren das Seerestaurant mit angegliedertem Imbiss und Camper-Markt geschaffen wurde, zeigte sich die Gemeinde stolz auf das am See geleistete Investitionsprogramm.
Die Freizeitanlage brummt so sehr, dass sich die Investitionen aus dem laufenden Betrieb erwirtschaften. Laut Sebastian Thome, Leiter des Eigenbetriebs, betragen die Baukosten für den Neubau der Wachstation 654.000 Euro. Das alte DLRG-Gebäude sei nicht zu sanieren gewesen, betonte er.
Neun Monate hat der Bau des ansprechenden Holzhauses mit der Dachbegrünung gedauert. Es bietet einen Wachraum mit Blick über Liegewiese und See, einen Erste-Hilfe-Raum mit Liege, ein Lager für Ausrüstungsgegenstände wie Taucheranzüge, eine Küche und einen Sanitärbereich. Thome dankte für die zügige Bauabwicklung und merkte an, es seien keine Beschwerden von Campern bei ihm eingegangen.
Ortsbaumeister Peter Dietz bestätigte, dass er zusammen mit den 13 beteiligten Firmen alle Herausforderungen gut und im Zeitplan bewältigt habe. Unbemerkt von den Besuchern wurde der Rohbau im vergangenen Jahr hergestellt. Zu den spannenden Momenten zählte der Ortsbaumeister und Architekt den Moment, als das vom Zimmermann-Betrieb komplett vorab gebaute Haus auf die Bodenplatte montiert wurde.
Wie Bürgermeister Eger berichtete, verzeichnet die 100.000 Quadratmeter große Freizeitanlage an Wochenenden und heißen Tagen bis zu 10.000 Badegäste. Bei der Größe bleibe es nicht aus, dass Notfälle auftreten. "Ich bin froh, dass es uns gelingt, zusammen mit der DLRG den Badebetrieb aufrechtzuerhalten", betonte er.
Hin und wieder habe man schon schwierige Situationen erlebt, berichtete der Rathauschef, der selbst schon einmal die Wachstation in Anspruch genommen habe. Wie er erzählte, lag er am See mit zwei seiner drei Kinder und musste mit dem einen zur Toilette. Als er zurückkam, war die Vierjährige nicht mehr da und der Schreck groß. "Da kommt man ins Schwitzen", verriet Eger und räumte ein: Es brauche Überwindung, die Hilfskräfte anzusprechen, doch die hätten ihm schnell aus seiner Not geholfen und die Tochter auf dem Spielplatz am anderen Ende des Geländes ausfindig gemacht.
Pfarrer Manfred Woschek erbat den Segen Gottes für das Gebäude und die Rettungskräfte, Pfarrerin Katharina Wendler appellierte an die Anwesenden, im Fall des Falles nicht nur zu schauen, sondern zu helfen oder zumindest Hilfe zu holen. Nach einem Rundgang durch das Gebäude mit Matthias Bechberger, Einsatzleiter der DLRG St. Leon, war auf der Terrasse des benachbarten Restaurants noch Zeit für Gespräche.
Georg Grimm, der als Technischer Betriebsleiter des St. Leoner Sees sein Büro vor Ort hat, erzählte vom Alltag am See. "Mutter sucht Kind - Kind sucht Mutter, das ist der Klassiker", sagte er. Häufig seien Vorkommnisse wie Schwächeanfälle bei Hitze, Insektenstiche oder Zeckenbisse. "Wir beobachten und versuchen, mögliche Gefahren rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden", so Grimm. "Zum Beispiel rufen wir Kinder zurück, die bei Wind zu weit rausschwimmen." Nicht warten, bis etwas passiert, sondern vorab reagieren, laute die Devise.
Die Mitarbeiter dienen auch als Ansprechpartner und Informationsquelle und stehen Badegästen und Campern mit Rat und Tat zur Seite. Sie seien aber auch für die Aufrechterhaltung der Ordnung auf der Liegewiese zuständig. So würden Aktivitäten wie störendes Fußballspielen, übermäßiger Alkoholkonsum oder Grillen unterbunden. Dass ab 21 Uhr keiner mehr ins Wasser geht, dafür sorgt ein Wachdienst. Denn immerhin kommen zu den Badegästen noch bis zu 2500 Übernachtungen pro Tag.
Dirk Kleebeck ist seit 2016 für die Badeaufsicht zuständig. Er schilderte, wie er in seiner ersten Saison gleich ein Menschenleben retten konnte. Ein 84-jähriger Mann war aus unerklärlichen Gründen unter Wasser geraten. Kleebeck bemerkte dies sogleich und brachte den Mann in die Wachstation, wo er ihn wiederbeleben konnte. Zehn Minuten später war der Rettungswagen da und übernahm ihn.
Der letzte tödliche Badeunfall dagegen liegt nun schon fünf Jahre zurück. Ein mehr als 70 Jahre alter Mann mit Herz-Kreislauf-Erkrankung, der im Nichtschwimmerbereich gebadet hatte, konnte auch durch Reanimation nicht ins Leben zurückgeholt werden.



