Ausstellung in Heidelberg

Lynn Schoene zeigt die Sprache des Materials

Künstlerin stellt in der Stadtbücherei auf Einladung der Willibald-Kramm-Preis-Stiftung aus

07.06.2018 UPDATE: 08.06.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

"Café Museum" hat Lynn Schoene dieses Bild genannt. Foto: Hentschel

Von Heide Seele

Heidelberg. Die Arbeiten der Künstlerin haften so gut im Gedächtnis, dass man auch in ihrer aktuellen Ausstellung auf Anhieb einige "alte Bekannte" wieder entdeckt. Dazu gehört zum Beispiel ein festlicher Leuchter, der dem professionellen Kunstgänger ein "Déjà-vu" beschert, denn er war vor einem Jahr bei Grewenig in Handschuhsheim zu sehen, und seine Prächtigkeit prägte sich ein. Die Britin Lynn Schoene, die in Heidelberg seit langer Zeit verwurzelt ist, präsentiert gegenwärtig eine Ausstellung in der Stadtbücherei, einer Kultureinrichtung, die Heidelbergs Künstlern immer wieder ein Forum bietet.

Darauf verwies auch Milan Chlumsky in seinen Begrüßungsworten im Namen der Willibald-Kramm-Preis-Stiftung, die seit Jahren als Veranstalterin der Schau ein gutes Händchen beweist. Hartmuth Schweizer würdigte in seiner Eröffnungsrede die künstlerischen Verdienste seiner Kollegin, primär ihr Wirken im Schriesheimer Museum Kerg, das seit langem anspruchsvolle Ausstellungen anbietet. Lynn Schoene darf also nicht nur als Künstlerin, sondern auch als kompetente Vermittlerin von Kunst bezeichnet werden - dies auch aufgrund ihrer seit langem ausgeübten Lehrtätigkeit.

Ihre letzte Einzelausstellung hat 2014 im Kurpfälzischen Museum stattgefunden, und wieder bestätigt sich, dass die Malerin ihr Material auch als Ausdrucksträger betrachtet. Schweizer erwähnte deshalb die Bedeutung, die zum Beispiel Schellack und Bitumen, aber auch das Bienenwachs für die Künstlerin aufweisen. Letzteres benutzte sie bereits in den Arbeiten, die sie vor längerer Zeit in Ingo Grewenigs Galerie zeigte. Dort hatte sie auch beispielreich ihren Respekt vor dem Malgrund demonstriert und dazu ihre kompositorischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, vor allem in den Wabenstrukturen ihrer Objekte.

Der Gold- und Honigton des Schellacks dürfte bei den Kunstfreunden Anklang finden. Aus ihrem Gespräch mit Hartmuth Schweizer war heraus zu hören, dass sie ganz froh ist, diesmal den Gegenstand etwas beiseitezulassen, zumal sie sich gerne von Literatur inspirieren lässt. Da ist zum Beispiel eine Anspielung auf den Roman "Great Expectations" zu erwähnen, der den Anglisten ein Begriff ist und der Engländerin natürlich erst recht.

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Da wartet eine Frau im Hochzeitskleid lange vergeblich auf den Bräutigam, und beziehungsreich bleibt zwanzig Minuten vor neun die Uhr stehen ("Stop the clock"). Es wuchern Wachsknospen über die Fläche, und alles ist aufgeladen mit Bedeutung beim Thema "Zeit anhalten". Wer hätte sich das nicht schon einmal gewünscht?

Die Künstlerin lässt sich gerne inspirieren, denn Anregungen versteht sie umzusetzen, sei es in ihren Mischtechniken mit Bienenwachs auf Leinwand oder in den Tuschearbeiten. So hatte sie in einem Café-Museum in Rolandseck einen Kronleuchter im Spiegel gesehen, der ihre Kreativität ebenso herausforderte wie einst die weißen Binden von OP-Masken.

Dieses medizinische Hilfsmittel setzt Lynn Schoene seit Jahren fruchtbar für ihre Arbeit ein, indem es von ihr zunächst in Wachs getaucht und dann mit Schellack behandelt wird. Damit kann sie ihr Anliegen, die Sprache des Materials hörbar zu machen umsetzen, und dafür investiert sie viel Phantasie.

Info: Die Ausstellung von Lynn Schoene in der Stadtbücherei Heidelberg läuft bis 11. Juli; geöffnet ist Di bis Fr 10 bis 20 Uhr, Sa 10 bis 16 Uhr.

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