TSG 1899 Hoffenheim

Hoffenheim feiert Champions League - "Das größte Ereignis überhaupt"

Gefeiert wurde in einem Event-Lokal über den Dächern von Heidelberg mit viel Gin Tonic: 1899 Hoffenheim beendet eine Saison mit großem Wirbel um Erfolgstrainer Nagelsmann als Dritter.

13.05.2018 UPDATE: 13.05.2018 14:43 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Grenzenloser Jubel in Sinsheim; Foto: APF​

Von Ulrike John und Patrick Reichardt, dpa

Sinsheim. (dpa/lsw) Irgendwo im Trubel inmitten der Rhein-Neckar-Arena stand ein völlig verschwitzter und überglücklicher Julian Nagelsmann. "Unfassbar, dass wir noch Dritter geworden sind. Ich habe Tränen in den Augen, ein brutaler Moment", sagte der Trainer von 1899 Hoffenheim, während Hunderte von Fans auf dem Rasen den erstmaligen Einzug des Dorfvereins in die Champions League bejubelten. Dem 30-Jährigen gelang damit sein bisher größter Coup. Bis tief in die Nacht feierten Nagelsmann, seine Spieler und Clubmitarbeiter in Heidelberg den dritten Tabellenplatz zum Ende des zehnten Bundesliga-Jahres der Kraichgauer.

Zu den letzten Gästen gehörte - in weißem Hemd und in Hose mit rotem Schottenmuster - der Chefcoach selbst. Getanzt wurde auch zur Champions-League-Hymne. Im Sinsheimer Stadion könnte im Herbst nun tatsächlich Lionel Messi mit dem FC Barcelona oder Cristiano Ronaldo mit Real Madrid auflaufen. "Es ist etwas absolut Historisches", schwärmte der Erfolgscoach der Kraichgauer. Nach dem mit viel Leidenschaft und Klasse herausgespielten 3:1 (1:0)-Sieg gegen den Mitkonkurrenten Borussia Dortmund dröhnten die Freudengesänge seiner Mannschaft durch die Katakomben.

Erster Gratulant in der Kabine war natürlich Mäzen Dietmar Hopp. "Das größte Ereignis überhaupt! Das ist das fünfte oder sechste Wunder von Hoffenheim", sagte der 78-Jährige. "Ich bin unglaublich stolz auf diesen kleinen, aber immer weiter wachsenden Verein und den heutigen Erfolg." Hopp verschonten die Spieler noch mit einer Bierdusche. Bei der Pressekonferenz erwischte es aber Nagelsmann, als seine Spieler das Podium mit "Europapokal"-Gesängen das Podium eroberten.

Die T-Shirts, die die Profis trugen, wären auch Europa-League-tauglich gewesen: "ooops - we did it again, Europa 1899" - so lautete die Aufschrift. Eine Qualifikationsrunde in der Königsklasse wie in der abgelaufenen Spielzeit, als die Hoffenheimer am späteren Finalisten FC Liverpool scheiterten, bleibt dem Club diesmal erspart.

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Mit der internationalen Doppelbelastung hat die TSG bei der lehrreichen Europa-Premiere Erfahrung gesammelt. "Die nächste Saison wird vielleicht noch härter als diese", prophezeite der kroatische Stürmer Andrej Kramaric, neben Adam Szalai und Pavel Kaderabek einer der drei Torschützen.

Bei Zusatzeinnahmen von mindestens 30 Millionen Euro in der Champions League kann die TSG auf dem Transfermarkt aber zuschlagen - und das muss sie auch. Mit Torjäger Mark Uth (zu Schalke 04) und Nationalspieler Serge Gnabry (zurück zum FC Bayern München) verliert Nagelsmann in seinem möglicherweise letzten Jahr bei der TSG zwei Hochkaräter im Angriff. Zudem fällt Mittelfeldspieler Lukas Rupp mit einem Kreuzbandriss länger aus.

Nicht sicher ist der Verbleib von U21-Europameister Nadiem Amiri, in dessen Vertrag (bis 2020) eine Ausstiegsklausel steht. Der gebürtige Ludwigshafener war nach dem Abpfiff auf die Knie gesunken und weinte vor Freude. "Für mich ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen", erklärte er später und sagte dann eher nüchtern zu seiner Zukunft: "Treue-Bekenntnisse mache ich nicht. Erstmal heute Abend feiern, Urlaub - dann sehen wird weiter." Als Neuzugänge gehandelt werden unter anderem Schalkes Max Meyer, der Kölner Leonardo Bittencourt und Alfred Finnbogason vom FC Augsburg.

"Das werden tolle Herausforderungen", sagte Nagelsmann im ZDF-"Sportstudio" frohgelaunt zu den Spielen in der Königsklasse. "Ob es dazu reicht, beim FC Barcelona oder bei Manchester City zu gewinnen, weiß ich nicht." Auf der Heimfahrt nach Hause vor der Sause in Heidelberg, gestand der Erfolgscoach, habe er dann auch ein paar Tränen verdrückt. Am Abend setzte er dann tatsächlich wie angekündigt eine Krone auf, die ihm eine Mitarbeiterin besorgt hatte. Der Übermut kannte keine Grenzen am Tag, als Hoffenheim in die Champions League stürmte.

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