Mühlhausen

Neues Domizil zum Wohlfühlen - Kindergarten St. Josef zieht in Container um

Mühlhausens Kindergarten St. Josef zieht in Container um, bis der alte Kindergarten umgebaut ist

10.04.2018 UPDATE: 10.04.2018 12:30 Uhr 2 Minuten, 48 Sekunden

Der katholische Kindergarten St. Josef in Mühlhausen wird für insgesamt 2,8 Millionen Euro saniert und umgebaut. Die Kinder und ihre Erzieherinnen sind jetzt in eine Containeranlage auf dem Gelände des FC umgezogen. Foto: Pfeifer

Mühlhausen. (rka) Für die Kinder des Kindergartens "St. Josef" war es ein aufregender Tag, für die Erzieher eine eher stressige Angelegenheit: der Umzug in die Containeranlage, errichtet auf den Fundamenten der abgerissenen FC-Sporthalle und des Clubhauses. Es war schon eine gute Idee, die Kinder diesen Umzug hautnah miterleben zu lassen. So trafen sich am ersten Tag nach den Osterferien Kinder und Erzieher, um für gut eineinhalb Jahre Abschied zu nehmen von ihrem Kindergarten in der Ortsmitte. Was hätte besser zu diesem Tag gepasst als das biblische Spiel vom "Sturm auf dem See Genezareth". Es sollte an die stürmischen Zeiten der Vorbereitung, des Umzugs und des Aufbrechens erinnern. Danach bewegte sich eine lange Prozession in Richtung Sportgelände. "Herzlich willkommen" war dort in großen Buchstaben am Zaun der Containeranlage zu lesen.

Mitten auf dem Kunstrasenfeld rund um den Anstoßkreis bildeten die Kinder einen großen Kreis und wurden von der Leiterin des Kindergartens, Karin Simon-Lindemann, Pfarrer Thomas Stolle und Bürgermeister Jens Spanberger begrüßt. "Viel Freude, Spaß und tolle Erlebnisse" wünschte der Bürgermeister und dankte den Erzieherinnen sowie den Mitarbeitern des Bauhofs für ihren Einsatz. Für den Träger des Kindergartens, die katholische Pfarrgemeinde, sprach Pfarrer Thomas Stolle ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten.

Es folgten ein Lied der Kinder und ein Segensgebet von Pfarrer Stolle. Anschließend nahmen die Kinder ihre Räume in Besitz und jedes bekam von der Gemeinde eine Brezel spendiert. Um die Mittagszeit konnten auch die Eltern die Räume in Augenschein nehmen. Die Ende Februar errichtete Containeranlage besteht aus rund 40 Einzelcontainern, die zusammen eine Grundfläche von 645 Quadratmetern ergeben. Mit fünf Gruppenräumen, sanitären Anlagen, einem Mehrzweckraum, Leitungs- und Teamzimmer, Ruheräumen und einer Küche bietet der "Übergangskindergarten" ausreichend Platz für alle. Besonders erwähnenswert sind die Eigenleistungen des Bauhofs am Außengelände. Dabei ließen die Mitarbeiter kaum einen Kinderwunsch offen. So wurde das Spielplatzgelände mit einer Nestschaukel, einem Sand- und Matschbereich mit Wasserzulauf ausgestattet. "Bombastisch gut" nennt die Kindergartenleiterin die Zusammenarbeit. Zudem können der angrenzende Kunstrasenplatz, die gepflasterte Spielfläche, das Kleinspielfeld und der nahegelegene Wald zum Spielen genutzt werden.

Bereits seit Dezember war das Kindergartenteam damit beschäftigt, den Umzug vorzubereiten. "Eine große, zusätzliche Belastung für das Team", wie Karin Simon-Lindemann erwähnt. Am Programm mit den Kindern habe man bewusst nichts gekürzt, sondern alle Projekte durchgezogen. Auch in der freien Woche nach Ostern half das Kindergartenteam beim Umzug kräftig mit. Vor Ostern war man zu einem Kurzbesuch im "Übergangskindergarten". In kleinen Gruppen erkundete man die noch leeren, aber angenehm hellen Räume. Besonders schön fanden es die Kinder, dass Wald und Sportplatz so nahe sind.

Gemeinsam mit Bürgermeister, Kindergartenleiterin und dem Architekten Eberhard Reiss konnte sich auch der Gemeinderat ein Bild vor Ort machen. Das Gremium fühlte sich durch die Ortsbesichtigung darin bestätigt, dass der gewählte Standort am Sportgelände der richtige ist und sich die Kinder und Erzieherinnen sehr schnell eingewöhnen und wohlfühlen werden.

Jetzt nach den Osterfeiertagen beginnen Architekt Reiss zufolge die Arbeiten zur Sanierung und Erweiterung des Kindergartens "St. Josef", in dem seit genau 120 Jahren Kinder betreut werden, fast ein ganzes Jahrhundert von den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Hegne am Bodensee. Sicher ist den wenigsten bekannt, dass der Kindergarten ursprünglich im Eigentum der Gemeinde war, die aber einen dringend notwendigen Anbau nicht finanzieren konnte. Auf Vorschlag des damaligen Pfarrers Georg Sommer übereignete die Gemeinde 1928 das gesamte Anwesen in einem Schenkungsvertrag an die Pfarrgemeinde.

"Vieles hat sich in den letzten Jahren im Alltag einer Erzieherin und eines Kindergartenkindes geändert", erklärt Leiterin Karin Simon-Lindemann. So sollen Kindergärten heute viel Raum zur freien Entfaltung bieten. Nach dem Auszug der Sozialstation sei die Idee gereift, in deren Räumen Ganztagesplätze zu schaffen. Mit diesem Ansinnen sei man auf die Gemeinde zugegangen. Die zentrale Lage und ein Landeszuschuss von 926 000 Euro hätten die Entscheidung zugunsten des derzeitigen Standorts erleichtert.

Als Wunschdatum für den Wiedereinzug nannte Simon-Lindemann den September 2019. So wird nun der Kindergarten "St. Josef" in Zusammenarbeit von Gemeinde und Pfarrgemeinde um weitere Betreuungsplätze für Kleinkinder erweitert und für den Ganztagesbetrieb ausgerichtet. Zudem wird das ortsbildprägende und historische Gebäude barrierefrei ausgebaut und energetisch modernisiert. Die Gesamtinvestition liegt bei rund 2,8 Millionen Euro, davon fließen 2,3 Millionen in den eigentlichen Umbau, 250 000 sind für die Inneneinrichtung veranschlagt und 200 000 für die Containeranlage. Von der Umbausumme wird die Kirchengemeinde 333 000 Euro tragen, abzüglich des Landeszuschusses verbleibt bei der politischen Gemeinde der Rest.

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