Eine Katastrophe für Gaiberg droht
Apotheker Rolf-Dieter Schaetzle geht in den Ruhestand. Die Apotheke schließt am 30. Juni, wenn sich kein Nachfolger findet.

Die Linden-Apotheke wurde 1982 gegründet, florierte lange, hatte aber zuletzt mit wachsender Konkurrenz aus dem Internet zu kämpfen. Foto: A. Dorn
Gaiberg. (agdo) Sollte nicht noch ein Wunder geschehen, wird die Linden-Apotheke in Gaiberg ihre Pforten zum 30. Juni endgültig schließen. Nach 36 Jahren Linden-Apotheke geht Apotheker Rolf-Dieter Schaetzle in den Ruhestand, einen Nachfolger konnte der 66-Jährige bisher noch nicht finden. Damit wäre Gaiberg apothekenlos. Für die Bevölkerung, besonders die älteren Menschen, wäre das eine Katastrophe.
"Ein Ort ohne Apotheke ist unvorstellbar", sagt Rolf-Dieter Schaetzle. Es wird deutlich, das ihm das sehr nahe geht. Eine Apotheke bedeutet immer ein Stück Lebensqualität im Ort, dort gibt es wichtige Medikamente und man wird bei kleineren oder größeren "Wehwehchen" beraten. Sichergestellt war bisher auch die Notversorgung am Wochenende oder in der Nacht - je nachdem, wann die Apotheke Nachtdienst hatte.
Momentan sieht die Situation für die Linden-Apotheke allerdings schlecht aus. Rolf-Dieter Schaetzle hat den Mitarbeitern zum Ende des Junis gekündigt. Schaetzle mitgezählt hat die Apotheke sechs qualifizierte Mitarbeiter. Sollte er noch einen Nachfolger finden, seien auch die Arbeitsplätze gerettet, sagt der 66-Jährige. Vorausgesetzt, dieser stellt die Mitarbeiter dann auch ein. Die Räume für die Apotheke hat Schaetzle gemietet.
Die Linden-Apotheke wurde 1982 von Rolf-Dieter Schaetzle gegründet und florierte über Jahre hinweg. Im Laufe der Zeit kamen aber aus verschiedenen Gründen immer weniger Kunden. Dabei sei Apotheker ein schöner Beruf, so der 66-Jährige. Im Ort gibt es eine Hausarzt- sowie Zahnarztpraxis. Gute Voraussetzungen, um eine Apotheke zu betreiben. Eigentlich. Seitdem man jedoch Arzneimittel - laut Schaetzle auch verschreibungspflichtige - in Deutschland über das Internet bestellen kann, schwindet bei vielen Apotheken der Umsatz, einige kämpfen sogar ums Überleben. Oder müssen sogar schließen.
Zu "verdanken" sei das der Bundespolitik, so der Apotheker, denn im Jahr 2003 hätte die SPD zusammen mit den Grünen sowie der CDU/CSU den Versandhandel eingeführt. Die über das Internet bezogenen Arzneimittel sollten als Ergänzung zur Versorgung dienen. Nur ergänzen sie in den Apotheken nichts - im Gegenteil, sie nehmen die Kundschaft weg, so Schaetzle.
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Wie bei kleinen Geschäften gilt auch für die Apotheke: Sie kann sich im Ort nur halten, wenn die Bevölkerung dort einkauft. Die meisten Kunden seien ältere Menschen, erzählt Rolf-Dieter Schaetzle. Wo sollen sie nun die Arzneimittel bekommen? "Viele haben kein Auto", sagt Schaetzle.
Eigentlich könnte Gaiberg florieren, der Ort bekommt einen neuen Ortsmittelpunkt und auch ein Neubaugebiet ist geplant. Allerdings werde das geplante Neubaugebiet rechtlich durch einige Gaiberger blockiert, auch die Fraktion der Grünen Liste sei gegen das Neubaugebiet, so Schaetzle. Damit werde ein Zuzug verhindert, der wiederum neue Kundschaft für die Apotheke bedeuten würde, meint Schaetzle. "Wenn die Grüne Liste das Neubaugebiet seit Jahren nicht blockieren würde, hätte die Apotheke mehr Zulauf", sagt er. Zwar würde Rolf-Dieter Schaetzle trotzdem in den Ruhestand gehen, aber in einem florierenden Ort wäre es einfacher, einen Nachfolger zu finden.



