875 Jahre Schwarzach

Streifzug durch die Ortsgeschichte

Dr. Rüdiger Lenz, Leiter des Stadtarchivs Eberhach, unternahm einen Streifzug durch die Ortsgeschichte Schwarzachs

19.03.2018 UPDATE: 19.03.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 15 Sekunden

Eine prächtig gestaltete Urkunde (Ausschnitt) aus dem Jahr 1143 gibt Zeugnis davon, dass die Gemeinde Schwarzach bereits seit über 875 Jahren besteht. (Repro nach Vorlage Generallandesarchiv Karlsruhe C 26)

Streifzug durch die Ortsgeschichte

Aufmerksam verfolgte die Festversammlung den mit Fotografien und Grafiken untermalten Vortrag des Schwarzacher Historikers Dr. Rüdiger Lenz. Der Leiter des Stadtarchivs Eberbach und der mitbetreuten Archive benachbarter Kommunen blendete dabei zunächst zurück auf die Anfänge der Besiedelung der Gegend um Schwarzach, die selbstverständlich schon lange vor der ältesten urkundlichen Erwähnung begann.

Diese lässt sich ins Jahr 1143 datieren, wie aus einer Pergamenturkunde über einen Gütertausch zwischen den Klöstern Odenheim und Wimpfen zu ersehen ist, in dem ein Hofgut "zwischen den beiden (Dörfern) Schwarzach gelegen" genannt ist. Dr. Lenz analysierte den Inhalt des in dekorativer Schrift ausgefertigten Schriftstücks und setzte Sagen und den Ortsnamen in den geschichtlichen Zusammenhang.

Die nächste geschichtliche Nennung stammt aus einem Zinsbuch des Jahres 1295, das auch auf die Nachbarortschaft Neunkirchen verweist. Über die Vergabe eines Fronhofs als Lehen gibt eine Erwähnung aus dem Jahr 1317 in Verbindung mit dem Adelsgeschlecht Schwarzach Auskunft.

Ausgehend von der Jahreszahl (1321 oder 1325) auf einem Bogenstück am Kellereingang im Wasserschloss ging Lenz auf dessen Baugeschichte ein, bevor er das einflussreiche Wirken der Keller- und Zentgrafen der Familie Graeff in den Jahren 1697 bis 1781 auf die Gemeindeentwicklung schilderte und auf deren Inschriften an der katholischen Kirche Unterschwarzach hinwies. Zudem sind auch auf dem Schwarzacher Hof Inschriftensteine mit Erwähnung des Constantin Graeff zu besichtigen. Darüber hinaus legen bis heute zahlreiche Inschriften und Steintafeln an und in Gebäuden und an der alten Brunnenstube (1577) Zeugnis von der historischen Entwicklung der Gemeinde ab.

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Ausgehend von den Aufgaben der Gemeinden, die im Großherzogtum Baden 1832 die Erlaubnis zur Selbstverwaltung erhielten, beschrieb der Historiker eindrücklich und interessant Aspekte der Daseinsfürsorge und legte dar, wie zum Beispiel die damals 31 Bürger von Oberschwarzach (nur die männlichen Bewohner wurden in die Zählung einbezogen) es schafften, in knapp vier Jahren ein Rathaus im Ort aufzubauen.

Die hinter dem Vortrag stehende Intention, "die historischen Ereignisse ins Bewusstsein der Bevölkerung zu tragen", gelang Dr. Rüdiger Lenz durch seine interessante und anschaulich vorgetragene Darstellung der geschichtlichen Zusammenhänge bestens.