Dilsberg

Am festgefrorenen Verkehrsschild war fürs Müllauto Endstation

Etliche Tonnen blieben ungeleert - Müll bleibt vier Wochen liegen

09.03.2018 UPDATE: 10.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden

Nicht besonders glücklich über die übervollen Tonnen schien gestern auch diese schwarze Katze zu sein. Am Dienstag wird in der Bergfeste auch separat abgestellter Müll mitgenommen. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd-Dilsberg. Wo man derzeit auch ist: Überall wird gehustet und geschnupft. Die Grippewelle hat auch die Region rund um Heidelberg voll erwischt. Auch die Müllwerker der AVR sind davon nicht verschont geblieben. In der Spitze hatten sich bis zu 40 Mitarbeiter krankgemeldet, berichtet Andrea Bender von der Abfallverwertungsgesellschaft des Rhein-Neckar-Kreises (AVR). Dies führte in der vergangenen Wochen dazu, dass zahlreiche Tonnen in mehreren Gemeinden nicht am regulären Tag geleert werden konnten.

Auch im Neckargemünder Stadtteil Dilsberg blieben in der vergangenen Woche einige Tonnen stehen - und zwar in der Bergfeste. Schuld war aber nicht die Grippewelle, sondern etwas ganz Banales: Ein Verkehrsschild stand dem Müllauto im Weg und ließ sich wegen der Minusgrade nicht so einfach entfernen.

Wie Ortsvorsteher Bernhard Hoffmann auf RNZ-Anfrage berichtet, stellt das Leeren der Mülltonnen in den schmalen Gassen der Bergfeste ohnehin eine Herausforderung dar. Das große Müllauto muss sich zunächst durch das historische Tor - es ist die einzige Zufahrt zur Feste - "quetschen". "Da geht es um Millimeter", berichtet Hoffmann. Teilweise müssten sogar die Spiegel eingeklappt werden, damit das Fahrzeug überhaupt durch das Tor passt. Doch danach wird es auch nicht viel besser: In der Regel biege das Müllfahrzeug dann nach links in die Untere Straße ab. So war es auch in der vergangenen Woche.

Doch danach war Endstation. Als das Fahrzeug den Verbindungsweg zur Oberen Straße, den sogenannten Karl-Anton-Weg befahren wollte, zeigte sich ein unüberwindbares Hindernis: ein Verkehrsschild, das die Durchfahrt verbietet. Dieses stehe immer im Winter dort, wenn das Befahren des steilen Wegs wegen Rutschgefahr zu gefährlich ist, wie Ortsvorsteher Hoffmann berichtet. Für die Müllabfuhr werde es aber entfernt. Auch die Fahrer selbst dürften das Schild aus der Verankerung heben, wenn ihnen der Weg befahrbar erscheint. Das war vergangene Woche auch der Fall. Allerdings zeigte sich das Schild widerspenstig und war in der Bodenhülse festgefroren. Es ließ sich einfach nicht entfernen. Die Müllwerker kapitulieren und legten den geordneten Rückzug ein.

Dies bedeutete, im Rückwärtsgang die komplette Untere Straße zurückzufahren, weil es keine Wendemöglichkeit gibt. So ging es auch rückwärts durch das Tor wieder heraus aus der Feste. Dann noch einmal vorwärts durch das Tor zu fahren und in der Oberen Straße sowie im Burghofweg die Tonnen zu leeren und womöglich wieder im Rückwärtsgang zurückzufahren, erschien den Müllwerkern dann doch zu riskant. Oder die Zeit reichte nicht. Dutzende grüne Tonnen in der Oberen Straße und im Burghofweg blieben also ungeleert stehen. Da diese Tonnen nur alle zwei Wochen geleert werden, sammelt sich in den betroffenen Haushalten der Müll über vier Wochen an.

Während die wegen der Grippewelle stehengebliebenen Tonnen alle auf einer Sondertour am vergangenen Samstag mit acht Fahrzeugen geleert werden konnten, habe man für den Dilsberg in Absprache mit der Stadt und der Ortsverwaltung eine andere Lösung gefunden, wie Andrea Bender von der AVR erklärt: Ausnahmsweise werden bei der nächsten Leerung am kommenden Dienstag auch neben den Tonnen abgestellte Kartons und Säcke unentgeltlich mitgenommen. Normalerweise würden diese stehengelassen - außer es ist ein spezieller Müllsack der AVR, der aber etwas kostet. Diese Lösung habe man den Bürgern mitgeteilt, die sich bei der AVR gemeldet hatten. "Wir handhaben das ganz pragmatisch", so Bender. Auch Hoffmann sieht es entspannt: "Im Sommer wäre es dramatischer, wenn der Müll in der Hitze gärt."

Überhaupt ist dem Ortsvorsteher das Befahren der schmalen Gassen mit den Müllwagen ein Dorn im Auge. "Ich halte das generell für gefährlich", sagt er. "Außerdem geht durch das ständige Abbremsen und Anfahren das Pflaster kaputt." Jedes Jahr müssten wackelige Steine für mehrere Tausend Euro repariert werden, eine große Sanierung werde schon seit dem Jahr 2008 geschoben, weil die Stadt kein Geld habe. Hoffmann fände es besser, wenn die Tonnen in der Bergfeste - wie früher auch - mit einem Pritschenfahrzeug gesammelt, vor dem Tor geleert und dann wieder zu den Häusern zurückgebracht werden. Dies sei der AVR aber wohl zu aufwändig. Immer wieder komme es vor, dass das Müllauto wegen parkender Autos nicht durchkomme. Denkt die AVR an eine Änderung? Dazu Andrea Bender: "Wir haben gute Fahrer, die da durchkommen."

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