Paukenschlag in Rosenberg

Bürgermeister Gerhard Baar hört Ende 2018 auf

Rosenberger Gemeindeoberhaupt gibt sein Amt vorzeitig ab - Nachfolger soll im Oktober gewählt werden

07.03.2018 UPDATE: 08.03.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 53 Sekunden

Rosenbergs Bürgermeister Gerhard Baar erklärte am Dienstag überraschend, dass er sein Amt Ende 2018 abgeben wird. Foto: J. Casel

Von Joachim Casel

Rosenberg. Der Acht-Millionen-Haushalt 2018 war gerade verabschiedet, die Tagesordnungspunkte im öffentlichen Teil zügig und zumeist einstimmig abgehandelt, da stellten sich die Rosenberger Gemeinderäte auf einen nur kurzen und wenig dramatischen nichtöffentlichen Teil ein - aber weit gefehlt. In eben jenem nichtöffentlichen Teil gab es einen Paukenschlag. Bürgermeister Gerhard Baar (59) erklärte nämlich völlig überraschend, dass er zum Ende des Jahres - nach der Hälfte seiner dritten Amtszeit - als Gemeindeoberhaupt zurücktreten werde. Die RNZ sprach mit dem scheidenden Bürgermeister über seine Beweggründe für den Rückzug.

Herr Baar, Sie haben am Dienstag den Gemeinderat im nichtöffentlichen Teil der Sitzung über ihren Rücktritt Ende 2018 informiert. Wie lange ist dieser Entschluss in Ihnen gereift?

Es ist kein Schnellschuss, sondern vielmehr das Ergebnis eines längeren Entscheidungsprozesses. Etwa vor eineinhalb Jahren habe ich festgestellt, dass es so für mich nicht mehr passt. Ich habe dies dann meiner Familie mitgeteilt und insbesondere mit meiner Frau Ute längere Gespräche geführt. Sie hat vollstes Verständnis dafür und mich gut unterstützt. Gemeinsam sind wir dann zu der Entscheidung gelangt, dass ich aufhöre. Diese Entscheidung ist unumstößlich!

Können Sie die Gründe für Ihren vorzeitigen Abschied präzisieren?

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Wie gesagt, seit einigen Monaten sehe ich die Dinge nicht mehr so wie vorher. Ich bin dünnhäutiger geworden. Ein Beispiel: Bei der Auseinandersetzung um die Windkraft in der Gemeinde gab es auch persönliche Angriffe gegen mich. Das ging mir gewaltig an die Nieren. Zudem begann ich die Menschen zu beneiden, die einen geregelten Dienstschluss haben und das Wochenende komplett daheim verbringen können. Wenn man nicht mehr bereit ist, diese Termine gerne wahrzunehmen, dann muss man überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre aufzuhören. Und eines möchte ich in diesem Zusammenhang auch nicht verschweigen. Mein Vater ist mit 65 Jahren an Herzversagen gestorben. Das hat zu meinem Entschluss sicherlich maßgeblich beigetragen.

Wen haben Sie bereits über Ihren Abschied informiert?

Am Dienstag Abend den Gemeinderat, zuvor bereits Landrat Dr. Achim Brötel, ein kommunalpolitischer Wegbegleiter von mir, und dann am gestrigen Mittwoch Vormittag meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung und Bauhof unserer Gemeinde.

Wie haben die Leute reagiert?

Natürlich waren alle sehr überrascht. Der Landrat hat diesen Schritt sehr bedauert. Ein Gemeinderat hat gefragt: Und wie geht es jetzt hier weiter? Und eine Mitarbeiterin aus dem Rathaus hat gesagt: Auf die Nachricht muss ich mich jetzt erst mal hinsetzen.

Zum Zeitpunkt: Warum gerade Ende 2018?

Dann bin ich 40 Jahre im öffentlichen Dienst. Das ist eine lange Zeit! Nach meiner Tätigkeit als Hauptamtsleiter der Gemeinde Höpfingen wurde ich im Januar 1999 Bürgermeister meiner Heimatgemeinde Rosenberg - also jetzt auch schon 20 Jahre.

Rückblick: In den fast 20 Jahren als Gemeindeoberhaupt in Rosenberg. Was hat Sie in Ihrer Amtszeit auf menschlicher Ebene am meisten bewegt?

Meine ganze Arbeit war begleitet von einem hohen Maß an Unterstützung und Akzeptanz der Bürger. Ich habe tolle Mitarbeiter in Rathaus und Bauhof, und ich bin beeindruckt was in unseren Vereinen, Organisationen und Gruppen alles ehrenamtlich geleistet wird.

Und worauf lag das Augenmerk, in einer kleinen Gemeinde wie Rosenberg zu realisieren...

Das Wichtigste ist, die Gemeinde zukunftsfähig aufzustellen. Wir haben neue Baugebiete in allen Ortsteilen, der Breitbandausbau schreitet voran, der Einkaufsmarkt wird wieder belebt. Die Ganztagesbetreuung in den Kindergärten läuft gut. Etwas Sorgen bereitet mir nur der Fortbestand der Grundschule in Rosenberg.

Wann denken Sie wird Ihr Nachfolger in Rosenberg gewählt?

Das gesetzlich vorgegebene Zeitfenster liefe in diesem Fall vom 1. Oktober bis zum 30. November. Ich habe dem Gemeinderat vorgeschlagen, die Bürgermeisterwahl am 7. Oktober durchzuführen - mit einer eventuellen Nachwahl am 28. Oktober.

Was sollte die neue Frau oder der neue Mann mitbringen für seine neue Aufgabe in einer ländlichen Gemeinde wie Rosenberg?

Ich würde mir wünschen, dass sie oder er auf die Bürger zugeht und integrativ wirken kann. Außerdem wäre es gut, wenn der neue Bürgermeister die bislang praktizierte unkomplizierte Art der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat fortsetzen würde.

Werden wir im Jahr 2019 einen Gerhard Baar in einem anderen beruflichen Bereich erleben?

In diese Richtung habe ich noch überhaupt keine Überlegungen angestellt

Auf was freuen Sie sich in Ihrem künftigen Privatleben am meisten?

Die Amtszeit war und ist für mich eine sehr intensive Zeit, in der vieles fremdbestimmt war und in der Privates zurückstehen musste. Das möchte ich nun ändern. Ich bin Jäger und Jagdpächter, außerdem leidenschaftlicher Brennholzmacher. Und schließlich möchte ich wieder mehr Sport treiben, wie Radfahren und Fußball. All das sind Dinge für die jetzt einfach zu wenig Zeit bleibt!

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