Stadtentwicklung

Blick aus der Adlerperspektive auf Wiesloch

Auftaktveranstaltung für das "Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2030+" - Bürgerbefragung und Bestandsaufnahme

23.02.2018 UPDATE: 24.02.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 29 Sekunden

Der Minnesängersaal im Wieslocher Palatin war zur Auftaktveranstaltung für das "Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2030+" (INSEK) voll besetzt. Im Mittelpunkt standen die Ergebnisse einer Bürgerbefragung aus dem letzten Jahr. Foto: Pfeifer

Wiesloch. (hds) Das Interesse der Bürger an der künftigen Gestaltung ihrer Stadt ist groß: Zur Auftaktveranstaltung für das "Integrierte Stadtentwicklungskonzept 2030+" (INSEK) waren rund 160 interessierte Besucher in den Minnesängersaal des Palatins gekommen. Es mussten sogar noch zusätzliche Stuhlreihen aufgestellt werden. Im Mittelpunkt des Abends standen die Ergebnisse der Ende letzten Jahres durchgeführten Bürgerbefragung und eine Bestandsaufnahme hinsichtlich der unterschiedlichen Themenfelder wie Wohnen, Gewerbe, Mobilität, Bildung und Soziales sowie Stadtmarketing und Tourismus.

In der Begrüßung hatte Oberbürgermeister Dirk Elkemann zum "Spinnen" aufgefordert. "Wir müssen, wenn es um die künftige Gestaltung in unserer Stadt geht, querdenken, Ideen entwickeln und diese auf ihre finanzielle Machbarkeit überprüfen." Man müsse den Blick auf Wiesloch aus der Adlerperspektive werfen, die Stadt also von oben betrachten, um damit den Ist-Zustand in vielen Bereichen zu dokumentieren. Als nächsten Schritt sieht der Oberbürgermeister den Soll-Zustand. "Wo wollen wir hin und wie stellen wir uns das vor? Dafür bedarf es eines komplexen Konzeptes", betonte Elkemann. Damit könnten Regeln und Vorschriften aufgestellt werden, mit denen anstehende Konflikte und Entscheidungen künftig nicht mehr in jedem Einzelfall behandelt werden müssten.

Elkemann nannte Beispiele. Bei bezahlbarerem Wohnraum, von vielen gewünscht, werde man nicht vermeiden können, in größeren Einheiten zu planen. "Wenn wir heute konkret werden und ein spezielles Grundstück im Auge haben, kommen gleich die Einwände von Nachbarn. An sich ja, aber bitte nicht hier. Genau das wollen wir in einer mittelfristigen Planung in der Zukunft verhindern", sagte er. Das gelte gleichermaßen für neue Gewerbegebiete, die Gestaltung der Fußgängerzone, bauliche Aktivitäten in der Altstadt und für die Verkehrsproblematik, speziell in Altwiesloch.

"Wir benötigen knallharte Vorschriften, wie wir all das im Verlauf des nächsten Jahrzehnts bewerkstelligen wollen", ließ der OB keinen Zweifel an der Vorgehensweise. Man wolle die anstehenden Entscheidungen jedoch nicht im stillen Kämmerlein treffen, sondern die Bürger mit einbinden. Der erste Schritt dazu sei mit der Befragung erfolgt, Workshops werden folgen, um die Themenfelder zu verdichten und Anregungen und Vorschläge seitens der Bürger zu sammeln. "Allerdings werden wir nicht ausschließlich nach dem Prinzip der Basisdemokratie vorgehen können, die finale Entscheidung wird in den Händen des Gemeinderats liegen", schränkte Elkemann ein. Ziel sei es, nach Abschluss der Workshops und den Beratungen im Gemeinderat konkrete Maßnahmen vorliegen zu haben, die auch mit einem Finanzplan hinterlegt sein müssten. "Somit haben wir dann einen klaren Plan, an dem wir gemessen werden können."

Maik Bußcamp. Foto: Pfeifer 

Maik Bußkamp und Philip Klein vom Planungsbüro Weeber+Partner stellten zum einen die Ergebnisse der Bürgerbefragung vor und präsentieren eine Bestandsaufnahme der derzeitigen Situation in Wiesloch, immer bezogen auf die für die Stadtentwicklung relevanten Themen. 2754 Personen hatten sich an der Umfrage beteiligt, die meisten davon im mittleren Alter. Fast ausschließlich wurden die Antworten online abgegeben, lediglich 149 kamen in Papierform zurück. "Die jüngeren und die sehr alten Bewohner sind in den Rückläufen unterrepräsentiert", so Klein. Auffallend, das ergab die Auswertung, wird sich das Bild Wieslochs nach den Wünschen der Befragten in Richtung "attraktive Einkaufsstadt" und "familienfreundlicher Wohnort" ändern müssen. Zudem müsse die Stadt als Wirtschaftsstandort gestärkt werden. Das ist eine deutliche Abkehr zum derzeitigen Meinungsbild, bei dem "idyllische und historische Stadt" noch hoch im Kurs steht. Mit auf dem Wunschzettel für die Zukunft stehen noch die Bereiche einer sozial gerechten Stadt sowie Energie- und Umweltaspekte.

Der Erhalt der historischen Altstadt ist fast allen Befragten ein wichtiges Anliegen, es mangle allerdings im Stadtgebiet an Wohnraum und Baugrundstücken, so das Votum der Altersklasse zwischen 25 und 44 Jahren. Dabei dürften Flächen für Freiräume zur Naherholung nicht aus den Augen verloren werden. 81 Prozent der Befragten sprachen sich für eine innerörtliche Bebauung aus, 55 Prozent sind dafür, neue Baugebiete am Stadtrand auszuweisen.

Unterschiedlich wird die Wohnsituation in den Stadtteilen bewertet. In Schatthausen sieht man die Situation bezüglich des Zusammenlebens, der Lärmsituation und der Verfügbarkeit von Grundstücken besser als im städtischen Durchschnitt. In Baiertal und Altwiesloch dreht sich das Bild. Während es in Baiertal überwiegend um den schlechten Zustand von Grünflächen und Spielplätzen geht, sehen die Altwieslocher die Wohnsituation und die Lärmbelästigung durch den Verkehr schlechter als im Gesamtdurchschnitt an. In Frauenweiler gibt es sowohl nach oben als auch nach unten keine Abweichungen.

Beim Blick auf die Attraktivität der Innenstadt fällt das Urteil mit "gut" positiv aus, allerdings mit Luft nach oben. Es wurden außerdem die Einkaufsmöglichkeiten abgefragt, dabei erwiesen sich die Supermärkte im Bereich "Im neuen Sträßel" als besonders attraktiv. Bei der Mobilität sind Baiertal und Altwiesloch schlechter als der Durchschnitt bewertet worden, das gilt erneut für die Verkehrsbelastung, aber auch (Altwiesloch) für die geringe Anzahl von Parkmöglichkeiten. Ein gegenteiliges Bild ergab sich in Schatthausen und Frauenweiler.

Bei "Bildung und Soziales" wird empfunden, Wiesloch habe genügend schulische Angebote, kulturelle Angebote und eine Vielzahl von Vereinen. Nicht ausreichend seien allerdings die Angebote für Jugendliche und im Bereich der Kinderbetreuung. Erfreulich ist das ehrenamtliche Engagement. 36 Prozent sind bereits in unterschiedlicher Form tätig, weitere fast 50 Prozent signalisierten ihre grundsätzliche Bereitschaft, sich ehrenamtlich einzubringen. Im Anschluss hatten die Besucher noch die Möglichkeit, sich im Foyer mit der Arbeitsgruppe INSEK und den Vertretern des Planungsbüros auszutauschen und diese Gelegenheit wurde bei Getränken und einem kleinen Imbiss ausführlich genutzt.

Am Donnerstag, 19. April, geht es in Baiertal mit dem ersten Workshop, bezogen auf die lokalen Anforderungen, weiter. Es folgen Schatthausen (3. Mai), Frauenweiler (7. Mai), die Kernstadt (8. Mai) und abschließend Altwiesloch am 17. Mai.

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