Mauritiuskiche Leimen

Knochenfund während der Bauarbeiten

Experte: Gebeine stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert

30.01.2018 UPDATE: 31.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 12 Sekunden

Neben der Leimener Mauritiuskirche gab es bis ins Jahr 1766 einen Friedhof. Foto: Frenzel

Von Nicolas Lewe

Leimen. Wenn in Baugruben plötzlich menschliche Knochen auftauchen, ist die Aufregung verständlicherweise zunächst einmal groß. Schließlich ist es für den Laien schwer zu beurteilen, ob die Gebeine ein Fall für die Kriminalpolizei sind oder, ob sie dort einst ordnungsgemäß bestattet wurden. Der Baggerfahrer, der jetzt im Garten der evangelischen Mauritiuskirche den Knochenfund machte, folgte daher den in einem solchen Fall üblichen Anordnungen und verständigte seinen Vorgesetzten. Der wiederum informierte die Polizei sowie das zuständige Denkmalamt in Karlsruhe.

Zwei Beamte der Kriminalpolizei Heidelberg erschienen kurz darauf ebenso bei der Mauritiuskirche wie der Wieslocher Diplom-Geologe Dr. Ludwig Hildebrandt, der sich gegenüber der RNZ als "ehrenamtlicher Denkmalpfleger für den südlichen Rhein-Neckar-Kreis" vorstellt. "Wir waren uns ziemlich schnell einig, dass das kein Fall für die Kripo ist", sagt Hildebrandt. Bis 1766 habe es, wie damals üblich, einen Friedhof direkt neben der Kirche gegeben. Vor Ort sah er sich in seiner Ferndiagnose bestätigt, dass die Knochen aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. Wie er zu diesem Schluss kam? "Es lag Keramik dabei, die hell und glasiert war. Das spricht eindeutig für diese Zeit." Einzelne Knochen könnten natürlich schon älter sein.

Sofort habe er sich daran erinnert, dass 1988 bei Fundamentarbeiten an der Mauritiuskirche schon einmal menschliche Gebeine aufgetaucht waren. Damals habe man die Baustelle für vier bis fünf Tage gesperrt. Der Fund einer alten Silbermünze sei aber das einzige nennenswerte Ergebnis der Aktion gewesen, so Hildebrandt. Im aktuellen Fall seien alle Beteiligten daher schnell zu dem Konsens gekommen, dass die Baumpflanzarbeiten im Kirchgarten weiter gehen können, nachdem die Knochen soweit möglich geborgen sind. Wie Stadtsprecher Michael Ullrich auf RNZ-Nachfrage mitteilt, werden die Gebeine im Beisein von Pfarrer Holger Jeske-Heß in einem Sammelgrab beigesetzt. "Wir wahren damit die nötige Pietät", betont der Stadtsprecher. Vom Geologen Hildebrandt gibt es dafür ein Lob: "Mein Kompliment an die Handelnden vor Ort, sie haben alles richtig gemacht."

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