In den Ankersaal dürfen nur noch 100 Gäste
Brandschutz beschränkt Nutzung - Kolpingsfastnacht kann nicht stattfinden - Pfarrgemeinde sucht immer noch nach Investor

Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd. Wie geht es weiter mit dem Gebäudekomplex "Goldener Anker" in der Hauptstraße? Die Frage stellt sich verstärkt, nachdem sich durch die Brandschutzbestimmungen für den Ankersaal Nutzungseinschränkungen ergeben haben. Dort dürfen nun nur noch Veranstaltungen mit 100 Personen im Ankersaal stattfinden. Davon betroffen ist ganz aktuell die Kolpingsfastnacht.
Die Nutzungsbeschränkung wurde festgelegt nach der jüngsten Brandverhütungsschau. Zwar gibt es zwei Fluchtwege: Den einen durchs Treppenhaus, den anderen über eine Treppe aus Metallrost. Diese aber lässt eine schnelle Räumung des Saals für mehr als 100 Personen nicht zu, da die Tür nur 50 Zentimeter breit ist.
Das Ankerareal mit Wohnungen, den Räumen der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Nepomuk und dem direkt anschließenden Kindergarten ist aus städtebaulicher Sicht für die Innenstadt und deren Entwicklung von Bedeutung. Das hatte der Gemeinderat bereits 2014 erkannt, als er erfuhr, dass der Pfarrgemeinderat von St. Johannes Nepomuk über eine Veräußerung des Goldenen Ankers nachdenkt. Um die Planungshoheit zu erhalten, beschloss der Gemeinderat die Aufstellung des Bebauungsplans "Jakobs- und Spitalgasse" und eine Veränderungssperre. Der Bebauungsplan umschließt das gesamte Areal zwischen Jakobsgasse, Kleppergasse, Spitalgasse und Hauptstraße.
Seither hat sich noch kein Interessent oder Investor gefunden, der sich mit dem Wunsch der Kirchengemeinde anfreunden konnte. Sie möchte nämlich den Kindergarten erhalten und wenn möglich auch noch eine Nutzung von Räumen durch die Kirchengemeinde zulassen.
Ein Interesse der Stadt, den Ankersaal für Vereine und Veranstaltungen zur Nutzung zu erhalten, besteht nach wie vor. Das bestätigte Bürgermeister Frank Volk. Das setzt allerdings eine Ertüchtigung des Gebäudes voraus und dafür müsste ein Investor Geld in die Hand nehmen. Die katholische Kirchengemeinde sieht sich aufgrund der hohen Kosten der erfolgten Kirchensanierung nicht dazu in der Lage.
Thomas Sickinger von der katholischen Kirchengemeinde kündigte an, dass die mit dem Verkauf des Ankers betraute Projektgruppe im Frühjahr weitere Überlegungen anstrengen will, wie es weitergehen könnte. Geplant ist auch, mit der evangelischen Markusgemeinde über gemeinsame Nutzungskonzepte ins Gespräch zu kommen. Die Stadt wird zu den jeweiligen Treffen ebenfalls eingeladen.
Das alles hilft der Kolpingfamilie aber wenig. Sie veranstaltete im Ankersaal stets ihre fröhliche Kolpingfastnacht. Doch damit ist es nun vorbei. Mindestens 160 Personen müssten dafür in den Saal dürfen, was nach den Brandschutzbestimmungen derzeit nicht möglich ist. Über die Sachlage setzte der Brandschutzsachverständige im Baurechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises die Kolpingfamilie auf ihre Anfrage im Herbst 2017 in Kenntnis.
Bürgermeister Frank Volk bedauerte den Vorgang und die Absage sehr, stellte dazu aber fest: "Die Stadt beziehungsweise das Landratsamt als Genehmigungsbehörde ist an die Auflagen gebunden und hat strikt darauf zu achten, dass diese einzuhalten sind."
Für dieses Jahr konnte sich die Kolpingfamilie nicht dazu durchringen, sich von der Lokalität zu verabschieden und sich für einen neuen Veranstaltungsort zu entscheiden. "Unser Herz hängt sehr am Ankersaal", sagte Claudia Amtsbüchler von der Kolpingfamilie. "Die Kolpingfastnacht kann man nicht in jeden Saal bringen, da geht der unverwechselbare Charakter einfach verloren."
Seit 1950 fand die äußerst beliebte Prunksitzung der Kolpingfamilie im Ankersaal statt. In 57 Jahren fiel sie nur zweimal aus. 1982/83 wegen des Golfkriegs und im Jahr 2013, als nach dem Ausscheiden von Hans Norbert Scheid ein neuer Sitzungspräsident gefunden werden musste. Daher hat die Kolpingfamilie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, in Zukunft wieder den Ankersaal für die Kolpingfastnacht zu nutzen. Das setzt allerdings Umbaumaßnahmen und Investitionen voraus ...



