Waldschutz stellt weiter Herausforderung dar
Forstbetriebsplan 2018 war Thema

Die Kermesbeere gehört zu den invasiven Arten, die in St. Leon-Rots Wald weiter bekämpft werden müssen. Archiv-Foto: Lerche
St. Leon-Rot. (seb) "Bei uns in der Rheinebene haben die Wälder größere Probleme als in Kraichgau oder Odenwald": Das erläuterte Revierförster Robert Lang in der jüngsten St. Leon-Roter Gemeinderatssitzung, als er wegen verschiedener Stressfaktoren notwendige Investitionen in den Waldschutz schilderte. Der ist fast völlig für das Defizit von 22.800 Euro verantwortlich, das sich laut Forstbetriebsplan 2018 aus Einnahmen von 41.100 und Ausgaben von 63.900 Euro ergibt. Der Rat stimmte dem Plan einhellig zu.
Eine Zahl macht den Druck, unter dem St. Leon-Rots Wald steht, besonders deutlich: Von den 730 Festmetern, die laut Plan als Holzernte anfallen, sind 400 "zufällige Nutzung" - Lang zufolge abgestorbene Bäume, die Trockenheit, Borkenkäferbefall, Sturm oder Konkurrenz durch "invasive Arten" nicht standhielten. So wird das auch vom Gemeinderat vorgegebene Ziel eines gesunden Walds, der Luftverbesserung, Wasserrückhaltung, Lärmschutz und der Erholung der Menschen dient, zur Herausforderung.
Überdies war wegen Borken- und Maikäfer die Verjüngung des Walds durch gezielte Neupflanzungen weniger erfolgreich als erhofft, "da gab es große Ausfälle", so der Förster. Auch kann er die Jäger nur ermutigen dranzubleiben, um den Wildverbiss an Jungbeständen weiter zu vermindern. Das Eschentriebsterben bereitet auch in St. Leon-Rot "große Sorgen": Ausgelöst durch einen offenbar mutierten Pilz, bedroht es mit der Zeit die Standfestigkeit der Bäume. Daher beobachtet Lang genau die Bestände beispielsweise am Campingplatz oder im Roter Wald nahe dem Gewerbegebiet.
"Ein großes Thema" bleiben die "Neophyten", eingewanderte Arten aus anderen Ökosystemen, die sich aggressiv vermehren und das Wachstum heimischer Pflanzen, gerade von Jungbäumen, unterdrücken. Als Beispiel nannte Lang Kermesbeere und Traubenkirsche, die sich sofort dort breitmachen, wo der Trockenstress für Lichtungen sorgt. Wobei er sich insgesamt nicht unzufrieden zeigte mit den Erfolgen, die in den nunmehr 15 Jahren, die der Forst Neophyten bekämpft, erreicht wurden. Anderswo gebe es da mehr Probleme, so Lang.
Mit 10.000 Euro fallen die geplanten Ausgaben für die Verkehrssicherung ebenfalls höher als früher aus, beispielsweise müssen an Straßen und Wegen nahe der Park-and-Ride-Anlage am Bahnhof und am Gewerbegebiet Rot-Malsch Bäume gefällt werden, deren Kronen bereits abgestorben und deren Wurzeln angegriffen sind. Sichere Wege und Sitzbänke haben außerdem Priorität.
"Wir werden ein verändertes Waldbild bekommen", prognostizierte Robert Lang mit Blick auf den Klimawandel und die zunehmenden Trockenperioden auf den ohnehin schon kargen, sandigen Böden der Gemarkung. Statt des anderswo gewohnten dichten Walds wird St. Leon-Rot sich auf steppenähnliche Verhältnisse mit Grasland und vereinzelt stehenden Bäumen oder Baumgruppen einstellen müssen. Stattliche Altbäume werden hier künftig auch eher die Ausnahme bilden: Ein "Mittelwald" aus zwei Schichten, Unterholz und Oberholz eben mit jüngeren Bäumen, wird sich herausbilden.
"Wir müssen neue Wege gehen", kündigte Robert Lang Testpflanzungen mit einer breiten Palette von Bäumen an, die für trockenere Verhältnisse gerüstet sind, darunter Esskastanie oder Baum-Hasel, außerdem setzt man auf "Spezialisten" unter Linde, Kiefer oder Hainbuche. Auf Anfrage aus dem Rat zeigte er sich gerne bereit, auch Mandelbäume in den Reigen der Neupflanzungen aufzunehmen. Man arbeite dabei mit der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg zusammen
Nächstes Jahr steht laut dem Revierförster auch das Erstellen des nächsten Zehnjahresplans für die Forstbewirtschaftung an, da werde man diverse Vorschläge für die Zukunftsfähigkeit des Walds erarbeiten und engen Kontakt zu Gemeindeverwaltung und Rat halten. Außerdem kommt eine Forst-Verwaltungsreform auch auf St. Leon-Rot zu, nachdem im Kartellverfahren gerichtlich festgelegt wurde, die Bewirtschaftung der Staats- von der der Kommunal- und Privatwälder zu trennen.



