Neue Sparte bei BASF

BASF schließt Milliarden-Deal mit Bayer ab

Ludwigshafener Chemieriese will Geschäft mit Saatgut und Pflanzenschutzmitteln kaufen - Sparte soll ab 2020 zum Gewinn beitragen

13.10.2017 UPDATE: 14.10.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Ein Forscher von Bayer begutachtet die Auswirkungen von Pflanzenschutzmittel auf die Wurzeln einer Tomaten-Pflanze. Im Zuge des Verkaufs der Bereiche Saatgut und Unkrautvernichtungsmittel sollen 1800 Mitarbeiter zur Ludwigshafener BASF wechseln. Foto: dpa

Ludwigshafen. (dpa) Der Chemieriese BASF will vom Rivalen Bayer für eine Milliardensumme Teile von dessen Geschäft mit Saatgut und Unkrautvernichtungsmitteln übernehmen. Der entsprechende Kaufpreis für den Deal, der im Zusammenhang mit der von Bayer geplanten Monsanto-Übernahme steht, beträgt 5,9 Milliarden Euro in bar, wie die Vertragspartner am Freitag mitteilten.

"Mit dieser Investition ergreifen wir die Gelegenheit, äußerst attraktive Geschäftsfelder in wichtigen Feldkulturen und Märkten zu erwerben", sagte BASF-Vorstandschef Kurt Bock. Es wäre laut BASF die größte Übernahme des Unternehmens in der jüngsten Zeit. Der bislang größte Zukauf der Firmengeschichte war die Übernahme des US-Spezialchemie- und Katalysatorenherstellers Engelhard. Den hatten sich die Ludwigshafener im Jahr 2006 rund fünf Milliarden US-Dollar kosten lassen.

Der Deal mit Bayer soll aber nur zustande kommen, wenn dem Pharma- und Chemiekonzern aus Leverkusen die geplante Übernahme des Saatgut- und Agrarchemiekonzerns Monsanto tatsächlich gelingt. Der Teilverkauf an BASF soll den Weg für die Genehmigung durch die Kartellbehörden ebnen. Die Leverkusener hoffen, dies Anfang 2018 abschließen zu können. Dann soll auch der Teilverkauf an BASF vollzogen werden.

Mit der Übernahme stärkt die BASF ihre Agrochemie-Sparte im Wettbewerb, der durch eine Fusionswelle in der Branche verschärft wird. Nun hat BASF nach eigener Darstellung die Möglichkeit, ihr Pflanzenschutzgeschäft zu erweitern, ihr Herbizid-Portfolio auszubauen und in wichtigen Agrarmärkten in ein eigenes Saatgutgeschäft einzusteigen.

Das Unternehmen will sich Bayers globale Unkrautvernichter-Sparte mit dem Wirkstoff Glufosinat-Ammonium einverleiben, außerdem Teile des Saatgutgeschäfts für Feldkulturen in einzelnen Märkten. Dazu zählen Raps in Europa, Baumwolle in Nordamerika, Südamerika und Europa sowie Soja in Nord- und Südamerika.

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Die Transaktion beinhaltet das geistige Eigentum, die Standorte und den Übergang von mehr als 1800 Beschäftigten vor allem in den USA, Deutschland, Brasilien, Kanada und Belgien an BASF. Die Ludwigshafener rechnen mit einem Gewinnbeitrag ab dem Jahr 2020.

Die betroffenen Bereiche kamen 2016 den Angaben zufolge auf einen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro. Der operative Gewinn betrug 385 Millionen Euro. Insgesamt erzielte Bayers Agrarsparte Crop Science einen Umsatz von 9,9 Milliarden Euro und lieferte beim Konzern ein um Sondereffekte bereinigtes Betriebsergebnis von 2,4 Milliarden Euro ab. Ende 2016 beschäftigte die Sparte etwa 22.400 Mitarbeiter.

Die Übernahme sei "eine strategische Ergänzung" des BASF-Pflanzenschutzgeschäfts und der Biotechnologie-Aktivitäten, sagte Bock. Das für das Segment Agricultural Solutions zuständige Vorstandsmitglied Saori Dubourg sagte, nun könne man Landwirten eine größere Auswahl an Lösungen anbieten und den Bedarf an hochwertigem Saatgut sowie chemischem und biologischem Pflanzenschutz besser decken.

Bock hatte bereits im April erklärt, es gebe Interesse, das strategisch wichtige Pflanzenschutzgeschäft weiter zu stärken. "Dazu zählen Akquisitionen, das können wir uns durchaus vorstellen", sagte er damals. 2016 hatte die BASF-Agrochemie, zu der neben Pflanzenschutz auch Saatgutbehandlung, Wassermanagement und andere Produkte gehören, knapp 5,6 Milliarden Euro umgesetzt.

BASF müsse zwar einen "saftigen" Preis zahlen, strategisch sei die Transaktion aber sinnvoll, schrieb Analyst Knud Hinkel von der Equinet Bank in einer ersten Einschätzung zu dem Deal. Denn nun könnten die Ludwigshafener ihr Pestizidgeschäft, in dem sie bereits zu den Marktführern zählten, mit dem Saatgutgeschäft zusammenführen.

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