Heidelberger Alt-Polizeidirektion

Land verkauft ehemalige Polizeidirektion in der Rohrbacher Straße

Bis 1937 war das Haus eine der nobelsten Herbergen der Stadt Heidelberg

26.05.2017 UPDATE: 28.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

1877 wurde das Grand Hotel in der Rohrbacher Straße eröffnet, 60 Jahre später zog die Polizei dort ein. Noch heute lässt das Treppenhaus die alte Grandezza erahnen. Fotos/Repro: Rothe

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Nein, die Annonce im RNZ-Immobilienteil lügt nicht: Tatsächlich ist ein veritables Grand Hotel in bester Innenstadtlage zu verkaufen. Doch diese so glorreichen Zeiten sind schon lange vorbei, denn 1937 wurde das 1876 errichtete Haus zwangsversteigert, im selben Jahr noch zog dort die Polizeidirektion Heidelberg ein. Die blieb bis zum Neubau in der Römerstraße 1993, dann kam die Verkehrspolizei rein, die heute immer noch dort residiert - auch wenn sie heute Verkehrskommissariat Heidelberg heißt. Und die wird auch noch gut drei Jahre drin sein, bis das neue Domizil in den Campbell Barracks fertig ist.

Denn das ist der Grund für den Verkauf, wie Bernd Müller und Uwe Baumann vom Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg erklären: Auf dem Gelände des ehemaligen Nato-Hauptquartiers in Rohrbach sollen die bisher auf fünf Standorte im gesamten Stadtgebiet verteilten Polizeidienststellen zusammengeführt werden. Dort wäre dann der Sitz der Kriminal- und Verkehrspolizei für das gesamte Polizeipräsidium - oder für ein eigenes Heidelberger Präsidium, sollte die Stadt doch noch eines bekommen. Müllers und Baumanns Idee: Aus den Verkaufserlösen der alten und der ganz alten Polizeidirektion sollen die auf rund 40 Millionen Euro taxierten Neu- und Umbauten in Rohrbach finanziert werden - nachdem die Landesbehörde dieses Areal erst einmal ankaufen musste. Bekanntlich wurde bereits vor eineinhalb Jahren die ehemalige Polizeidirektion in der Römerstraße für 34 Millionen Euro an den Rhein-Neckar-Kreis veräußert. Was jetzt noch an Geld fehlt, soll möglichst durch den Verkauf der noblen Immobilie in der Rohrbacher Straße 11 hereinkommen.

Eine Bruchbude hat der neue Besitzer nicht zu befürchten, denn immerhin wurde das Gebäude zwischen 1995 und 1997 aufwändig saniert - für damals 15 Millionen D-Mark. Denn vorher war das gesamte Anwesen fast schon eine Ruine, über Jahre hinweg schützte ein hölzernes Notdach die Fußgänger in der Rohrbacher Straße vor herabfallenden Fassadenteilen. "Das Haus ist jetzt wirklich in einem guten Zustand", sagt Baumann, "und dann auch noch in einer so attraktiven Lage." Deswegen ist er wie auch Müller zuversichtlich, dass ein ordentlicher Betrag zusammenkommt - zumal es solch ein Objekt nicht alle Tage auf dem Immobilienmarkt gibt.

"Wir verkaufen gegen Höchstgebot", sagt Müller. Konkrete und verbindliche Angebote habe es bisher noch nicht gegeben, die trudeln bei Müllers Amt erst nach dem Stichtag 31. Juli ein. Aber immerhin gab es bisher "mehr als zehn Besichtigungen". Doch wenn man einen Quadratmeterpreis wie beim Verkauf der einstigen Polizeidirektion zugrunde legt - rund 6000 Euro -, dann dürfte das ehemalige Grand Hotel kein Schnäppchen werden: Seine 3572 Quadratmeter (verteilt auf ein Unter-, ein Erd-, drei Ober- und ein Dachgeschoss) kämen dann auf über 21 Millionen Euro. Es sei denn, der Stuck, die vielen Spiegel, die prächtigen Deckengemälde und der imposante Wintergarten zum Adenauerplatz hin rechtfertigten nicht einen Aufpreis.

Der Käufer hat ansonsten außer dem Denkmalschutz (und der Beachtung der Gesamtanlagenschutzsatzung für die Weststadt) keine weiteren Auflagen, wie er die Immobilie nutzen kann: vom Hotel wie früher über ein Büro- oder Praxenhaus wie in der nahen Seegartenklinik bis hin zu Wohnungen ist alles drin - auch wenn eine Hotelnutzung wohl die unrealistischste wäre, denn es müssten überall Duschen eingebaut werden. Und der Käufer muss Geduld haben, denn er verpflichtet sich, dass die Verkehrspolizei bis "Mitte/Ende 2020" noch drin bleiben darf und das Haus zurückmietet - für 29.502 Euro im Monat.

Die jetzigen Nutzer, die insgesamt 58 Polizisten und Bürokräfte, weinen schon jetzt dem Prachtbau manche Träne nach: "Wir sind vom Umzug nicht so begeistert. Wir werden dann auf jeden Fall kleinere Räume haben", sagt Harald Bernhart, der Leiter des Verkehrskommissariats. Und auch Verkäufer Baumann fällt das alles nicht leicht: "Das tut uns schon weh. Das ist ein wunderschönes Haus."

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