Jetzt wird auch der Junior Bürgermeister
32 Jahre lang war Werner Oeldorf Gemeindeoberhaupt von Hirschberg - Sohn Christoph tritt sein Amt in Wilhelmsfeld an

Wie der Vater so der Sohn: Nicht nur äußerlich sind sich Christoph (l.) und Werner Oeldorf recht ähnlich. Foto: Kreutzer
Von Annette Steininger
Hirschberg/Wilhelmsfeld. Der 1. Juli 1975 wird für die Familie Oeldorf immer ein besonderes Datum bleiben: An diesem Tag trat Werner Oeldorf sein Amt als Bürgermeister von Hirschberg an - und hatte es insgesamt 32 Jahre lang inne. In knapp eineinhalb Monaten, ebenfalls am 1. Juli, wird sein Sohn Christoph nur wenige Kilometer entfernt in Wilhelmsfeld als Bürgermeister anfangen.
Nicht die einzige Gemeinsamkeit der beiden: "Man sagt uns nach, wir würden uns ähnlich sehen", sagt der Altbürgermeister schmunzelnd. Das sieht auch der Neubürgermeister so und ergänzt: "Und wir sollen eine ähnliche Art zu sprechen haben." In der Tat.
Christoph Oeldorf (38) weiß recht genau, was als Bürgermeister auf ihn zukommt. Als er zur Welt kam, war sein Vater Anfang 30 und bereits im Amt. "Er war schon ein lebhaftes Kind, aber keines, das sich zur Schau gestellt hat", sagt sein Vater rückblickend. "Alle meine vier Kinder sind brave Kinder und wohl geraten", urteilt er nicht ohne Stolz.
Dass Christoph Oeldorf als Bürgermeister-Sohn in seiner Kindheit "Freud’ und Leid" erlebt hat, davon ist der heute 70-Jährige überzeugt. Dieser kann das nur bestätigen: "Es war schön, auf vielen Veranstaltungen dabei zu sein und auch mal länger aufbleiben zu dürfen." Allerdings spielte der Terminkalender des Vaters dafür oft bei Unternehmungswünschen des Sohnes nicht mit.
Häufig wurde der "kleine Oeldorf" gefragt, ob sein Vater mal dies oder mal jenes machen könnte. "Man steht schon ständig in der Öffentlichkeit", sagt Christoph Oeldorf über seine Kindheit. "Wenn mich jemand vor zehn Jahren angesprochen hätte, ob ich Bürgermeister werden will, wäre ich wohl schreiend davongelaufen", sagt er heute ganz deutlich.
Aber die Zeiten änderten sich: Christoph Oeldorf, der studierte Politikwissenschaftler, wurde für die Freien Wähler in den Hirschberger Gemeinderat gewählt und interessierte sich zunehmend für die Verwaltungsarbeit. So sehr, dass er beschloss, neben seinem Job als Arbeitsvermittler, noch ein Aufbaustudium "Master of Public Management" an der Verwaltungshochschule in Kehl zu absolvieren. "Das war aber rein interessehalber, um die Verwaltung noch besser zu verstehen", betont der künftige Bürgermeister.
Dann wurde er darauf angesprochen, ob er sich nicht in Wilhelmsfeld bewerben wolle. "Die Anregung kam nicht von dort, aber aus der Region", verrät sein Vater. Und prompt gelang es seinem Sohn im zweiten Wahlgang: Die zweifache "Bürgermeister-Freude" war perfekt. Vorher hat es natürlich Gespräche zwischen den beiden gegeben - das Für und Wider wurde abgewogen. "Ich habe mich aber sehr gefreut, als er dann gesagt hat, er bewirbt sich", gibt Werner Oeldorf zu. Und er ist überzeugt davon, dass sein Sohn den Beruf gut meistern wird. "Die Arbeit mit Menschen liegt ihm", findet der Hirschberger Ehrenbürgermeister. Er sei wie er ein "geselliger Typ" und ein "Vereinsmensch".
Beide lieben übrigens auch italienisches Essen und lesen gerne mal ein Buch. Es gibt aber auch Unterschiede. "Ich würde vielleicht sagen, dass Christoph etwas sensibler ist als ich", erklärt der Vater. Das streitet der Sohn nicht ab, formuliert es aber etwas anders: "Ich sehe manches mehr durch die sozialwissenschaftliche Brille." Kein Wunder, haben die beiden Oeldorfs doch jeweils einen ganz unterschiedlichen Lebensweg. Während Werner Oeldorf schon mit 14 Jahren seine Ausbildung bei der Stadt Heidelberg begann, startete der Sohn aufgrund von Abitur und Studium erst viel später ins Berufsleben.
Prägend für Christoph Oeldorf war auch ein mehrmonatiger Aufenthalt in Vietnam, wo er als Teil eines kleinen deutschen Teams die dortige Regierung in Fragen der sozialen Sicherung beriet. Nichtsdestotrotz: "Wir sind uns ähnlich, wenn es um Strukturierung geht", findet Christoph Oeldorf. Und beide sind stolz aufeinander.
"Er hat sehr, sehr viel richtig gemacht", sagt der Sohn über den ehemaligen Bürgermeister und will ihn auch gerne mal um Rat fragen. "Ich würde mich freuen, wenn ich auch nur einen Teil davon verwirklichen könnte, was er geschafft hat." Er überlegt kurz: "Vielleicht schaffe ich ja sogar noch mehr. Mann muss ja schließlich Ziele haben", meint er schmunzelnd. Einen "Oeldorf 2.0" werde es jedenfalls nicht geben. "Nachmachen gibt’s nicht."



