Hirschberger Ex-FDP-Rat

Hartmut Kowalinski schwamm nicht gern mit dem Strom

Hartmut Kowalinski blickte im RNZ-Gespräch auf seine Zeit als Gemeinderat zurück - Sein Rat: die Verschuldung zurückfahren

10.04.2017 UPDATE: 11.04.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

"Ich denke schon, dass die manchmal etwas irritiert von mir waren", sagt der 72-jährige FDP-Altgemeinderat Hartmut Kowalinski über die Zusammenarbeit mit den anderen Gemeinderäten. Aber das sei ja auch gut so: "Denn: Wer irritiert ist, wird wach." Foto: Dorn

Von Annette Steininger

Hirschberg-Leutershausen. Eifrig drehen sich die gelben Windrädchen mit FDP-Logo im Blumenkasten vor dem Haus. Da wird schnell klar: Hier wohnt einer, der den liberalen Gedanken liebt und lebt. Hartmut Kowalinski, seit wenigen Tagen FDP-Altgemeinderat erwartet hier, in der Ladenburger Straße, die RNZ, um auf seine Zeit im Gremium zurückzublicken.

In seinem Garten, einem wunderschönen, liebevoll bunt bepflanzten Stückchen Erde, plaudert der 72-Jährige munter aus dem Nähkästchen. Und bestätigt sogleich, was sich angesichts des blendend aufgelegten Liberalen schon fast erahnen lässt: "Nein, in mir kommt keine Wehmut auf." Dieser Schritt sei schließlich kein "Hinschmeißen" gewesen, sondern "logische Planung". Kowalinski, der fast 13 Jahre im Gemeinderat vertreten war, will einfach mehr Zeit für die Familie haben.

Doch warum ausgerechnet das Gemeinderatsmandat? Schließlich engagiert sich der diplomierte Wirtschaftsingenieur doch noch in vielen weiteren Ämtern: Er ist Kreisrat und sitzt in diesem Zusammenhang im Aufsichtsrat der GRN-Kliniken; zudem führt er den "Verein für Naturpflege Hirschberg". Und ist zudem ein begeisterter Hobby-Imker. Die terminliche Gebundenheit sei bei der Gemeinderatsarbeit einfach am stärksten, erläutert Kowalinski. Beim Kreistag verteile sich die Arbeit auf mehrere Schultern.

Immerhin musste der Liberale die Gemeinderatsarbeit zuletzt nicht alleine tragen und schulterte sie gemeinsam mit Oliver Reisig, der auch sein Amt als Fraktionsvorsitzender übernimmt. Das war am Anfang ganz anders: Da musste sich Kowalinski als Einzelgemeinderat - und das immerhin fünf Jahre lang - Gehör verschaffen. Dann gewann die FDP einen Sitz hinzu und erlangte somit Fraktionsstatus. Als Kowalinski nun gefragt wird, wie die Zusammenarbeit mit den Gemeinderäten so war, huscht ein schelmisches Schmunzeln über seine Lippen: "Ich denke schon, dass die manchmal etwas irritiert von mir waren." Aber das sei ja auch gut so: "Denn: Wer irritiert ist, wird wach." Außerdem sei er einfach nicht so "Mainstream". Das durfte man oft auch im Gemeinderat erfahren. Er scheute sich nicht, seine Meinung zu sagen, auch mal anzuecken. Mitunter wurde er zum Philosophen und unterstrich seine Ausführungen gerne mit dem einen oder anderen weisen Spruch. Als "mahnende Stimme" im Gemeinderat habe er sich gesehen, sagt Kowalinski. Und sich stets der Sparsamkeit verpflichtet gefühlt. "Eigentlich kein schöner Job", gibt er unumwunden zu. Aber er glaube schon, dass er etwas bewirkt habe. Und wenn es nur das war, mit seinen immer wiederkehrenden Sparvorschlägen andere Gemeinderäte zum Nachdenken zu bewegen.

Besonders "erquicklich" sei das Projekt "Seniorenzentrum" gewesen, sagt er zurückblickend. "Eine tolle Geschichte." Da hätte Bürgermeister Manuel Just durch seine Grundstücksverhandlungen sein "Gesellenstück" abgeliefert. Sowohl mit ihm als auch mit dessen Amtsvorgänger Werner Oeldorf habe er gut zusammenarbeiten können.

Kowalinski bedauert nur, dass der "Sterzwinkel" zum Neubaugebiet geworden ist. "Da habe ich ausnahmsweise mal mit der GLH gestimmt", erinnert er sich. Er hätte ein Neubaugebiet gegenüber dem Fahrzeughaus Eichler befürwortet: "Da hätten wir uns auch den zweiten RNV-Bahnhof sparen können." Und den Edeka-Markt hätte er lieber im Ortskern statt im "Sterzwinkel" gesehen. Zum Beispiel im Erdgeschoss der Alten Tabakfabrik mitsamt Tabakhof.

Aus seiner Sicht ist es auch Aufgabe des Gemeinderats, darauf zu achten, dass der Ortskern Großsachsens nicht ausstirbt. Was Kowalinski dem Gremium noch gerne mit auf den Weg geben möchte: "Die Haushaltssituation ist schon bedenklich." Deshalb sei es wichtig, die Verschuldung zurückzufahren: "Wer keine finanziellen Handlungsfähigkeiten mehr besitzt, hat auch keine Gestaltungsmöglichkeiten mehr."

Während er sich nun wieder verstärkt Frau und Tochter sowie seinen Lieblingsbüchern über Philosophie und Wirtschaftstheorien widmen kann, darf sein Nachrücker Tobias Rell im Gemeinderat ran. "Ich habe ihn als Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Leutershausen erlebt und weiß, dass er recht zupackend sein kann", sagt Kowalinski. Außerdem könne er sowohl sachlich als auch emotional sein. "Eine gute Mischung", meint Kowalinski nickend, lehnt sich zurück und genießt die Sonne.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.