Mosbach: Ehemalige Neckartal-Kaserne wird zum Trainingscenter
Auf dem Areal der ehemaligen Neckartal-Kaserne entsteht in mehrfacher Hinsicht Besonderes - Minister Hauk ist schon mal angetan

Naturnahe Spielwiese: Die ehemalige Neckartalkaserne wird in ein naturnahes Betriebsgelände (des Entsorgungsunternehmens Inast) mitsamt Trainingscenter Retten und Helfen (TCRH) des Bundesverbands Rettungshunde umgewandelt. Archiv-Foto: Heiko Schattauer
Von Heiko Schattauer
Mosbach-Neckarelz. Konversion - das klingt nicht nach ganz großem Kino. Eine Kaserne, die nicht mehr in ihrer eigentlichen Funktion benötigt wird, einer neuen Nutzung zuzuführen, das scheint zunächst einmal vor allem ein langwieriger, mäßig aufregender Prozess zu werden. Und es stimmt ja auch: Langer Atem war nämlich auch im Fall der (längst ehemaligen) Neckartalkaserne nötig. Rund fünf Jahre nach der militärischen Entwidmung, entsteht auf dem 27 Hektar großen Areal nun allerdings durchaus Besonderes. Nicht auf den ersten Blick, wohl aber auf den zweiten: Der Bundesverband Rettungshunde (BRH) richtet am Hardberg ein Trainingscenter Retten und Helfen ein, das es in dieser Form deutschlandweit offenbar nicht gibt. Und das Mosbacher Entsorgungsunternehmen Inast als neuer Eigentümer der Konversionsfläche will zudem mit einem "naturnahen Betriebsgelände" Mustergültiges schaffen.
Hauk: "Besser als vorher"
Was das Konversionsprojekt so besonders macht, vermittelte man dieser Tage dem Minister für den ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, vor Ort. Auch wenn es da noch nicht allzu viel zu sehen gibt von Trainingscenter und beispielhafter Betriebsgeländegestaltung. Noch nicht. "In fünf Jahren wird man über das Areal laufen können und zahlreiche Beispielgestaltungen für andere Vorhaben finden können", umriss Sven Schulz von der Bodenseestiftung, was man gemeinsam mit Inast auf der ehemaligen Bundeswehr-liegenschaft vor hat. Rund um die Betriebsgebäude, Sortier- und Lagerflächen des Entsorgungsspezialisten soll die Natur sich auf besondere Art entfalten können, eine besonders große Artenvielfalt entstehen. Der Experte der Stiftung, der schon rund 90 Unternehmen zum Thema beraten hat, spricht von einer "pragmatischen Aufwertung" des Geländes.
Der pragmatische Ansatz hat auch die Verantwortlichen bei Inast, seit Sommer 2015 Eigentümer des Geländes, überzeugt. Zwar nimmt man für die naturnahe Gestaltung des neuen Betriebsgeländes auf dem Hardberg noch einmal zusätzliches Geld in die Hand. Damit könne man aber bei darüber hinausgehenden Ausgleichsmaßnahmen deutlich einsparen, ebenso bei der Unterhaltung. Wie viel die Naturnähe mit heimischen Pflanzen, alternativ geplanten Regenrückhaltebecken usw. konkret mehr kostet, lasse sich schwer beziffern. "Da werden erhebliche Geldmittel vergrünt", erklärt Sven Schulz. Rund 2500 Bäume, so Inast-Prokurist Michael Hörtkorn, habe man bereits gepflanzt. Aber das sei erst der Anfang. Den firmeneigenen Slogan "Im Dienst der Umwelt" wolle man eben auch auf dem Betriebsgelände umsetzen.
Auch interessant
Minister Hauk ist überzeugt, dass dieser Dienst gelingt: "Das Gelände wird am Ende ökologisch besser dastehen als während der Kasernenzeit, besser als davor - aufgrund einer größeren Artenvielfalt." Die naturnahe Umsetzung sei ein "genialer Ansatz", so Hauk begeistert.
Durchaus angetan war der Minister auch von der zweiten Besonderheit, die man ihm auf dem Hardberg und im Beisein der Bürgermeister Keilbach und Stuber sowie Feuerwehrvertretern präsentierte. Im oberen Teil des Areals soll eine "Spielwiese" für alle Einrichtungen, die im Katastrophenschutz tätig sind, entstehen. Was spaßig klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Schließlich müssen Retter auch trainieren, wie im Notfall möglichst effektiv Hilfe zu leisten ist.
Dazu wird der BRH die unterschiedlichsten Szenarien "aufbauen", dabei bestehende Altgebäude für Übungen nutzen. DRK, THW und Feuerwehren waren zum Trainieren schon vor Ort aktiv. Künftig soll - so der Plan des BRH-Landesbeauftragten Peter Göttert - möglichst jede Woche eine neue Übungsgruppe am Hardberg testen. Denn: "Eine Einrichtung wie hier gibt es in Deutschland kaum." Der Bundesverband der Rettungshunde selbst ist immer (und bereits seit einem Vierteljahr) an den Wochenenden weiterbildend aktiv. Rund 2,5 Mio. Euro investiert der BRH in sein Trainingscenter in Neckarelz, die 80 Unterkunftsplätze und Schulungsräume sind bereits fertig. Die sogenannten "Trümmerflächen" sind als nächstes dran.
Der eigentliche Eigentümer, der in Bälde auch den Ausbau des Hardhofwegs angehen will, kommt dann im Laufe des nächstes Jahres auf dem Gelände dazu: Inast will seinen (200 Mann starken) Betrieb im ersten Halbjahr 2017 auf den Berg verlagern. Noch stünden Genehmigungen aus, so Hörtkörn, die Zielgerade der Langstreckendisziplin Konversion (2011 gab es erste Kontakte) vor Augen.



