Anschläge auf Radfahrer: Seil und Draht quer über Waldwege gespannt

Für Radler können diese quer gespannten Seil- oder Draht-Fallen tödliche werden. Die Polizei sucht nun nach Zeugen.

07.01.2014 UPDATE: 07.01.2014 05:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Seit anderthalb Jahren gibt es auf dem Königstuhl eine Downhill-Strecke für Mountainbiker, die bis zur Molkenkur führt. Mitglieder und Gäste des Vereins 'HD Freeride' dürfen hier ganz legal fahren. Andernorts fühlen sich Wanderer oft gestört von den Bikern. Archivfoto: AS Sportfoto/S. Binder

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Manuel K. traute seinen Augen kaum. Als er am Freitag oberhalb von Stift Neuburg mit seinem Mountainbike unterwegs war, versperrte ihm auf einem kleinen Pfad am Dachsbauweg plötzlich eine Schnur den Weg - gespannt auf Kopfhöhe. Sein großes Glück: Er war langsam bergauf gefahren. Wäre er bergab gefahren - mit entsprechender Geschwindigkeit - hätte ihn die straff gespannte Schnur schwer verletzen können. "Solche Aktionen können im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein", sagt der Hobbymountainbiker. "Das sollte niemand tun, egal welche Gründe er hat." Er entfernte die Schnur, übergab sie der Polizei und erstattete Anzeige gegen unbekannt.

Der anonyme Anschlag ist kein Einzelfall. Vier Radler wandten sich am Wochenende an die RNZ und berichteten von der Gefahr im Wald. Die Polizei bestätigt, dass sich seit dieser Anzeige mehrere Betroffene gemeldet hätten. Dabei sei auch von Holzpflöcken auf der Strecke am Königstuhl die Rede gewesen, die als Hindernisse in den Boden gerammt würden.

Am selben Tag wie Manuel K. hatte René Heilemann am Weißen Stein zwischen Schriesheim und Dossenheim ein ähnliches Erlebnis. Hier war es ein Draht, der auf Brusthöhe gespannt war. Heilemann fuhr mit seinem Freund Roald Harter bergab. "Wir hatten Glück, dass einige Äste auf dem Weg lagen, die wir wegräumen mussten." Nur deshalb stiegen die Biker ab - und entdeckten dann den Draht. "Ich will nicht wissen, was passiert wäre, wenn wir in voller Fahrt gewesen wären", sagt Heilemann, hält inne, und fügt dann hinzu: "Mindestens eine schwere Körperverletzung."

Mountainbiken ist Heilemanns Beruf. Der 30-Jährige bietet Touren und Fahrtechniktraining an, fährt oft im Heidelberger Wald. So etwas hat er noch nie erlebt. "Es kommt schon mal vor, dass Wanderer uns beleidigen, aber schon das ist selten." Allerdings hat er von anderen Bikern schon viele Horrorgeschichten gehört - von Baumstämmen, die im Weg liegen und sogar von eigens präparierten Löchern im Boden, die mit Laub abgedeckt waren. Heilemann weiß um die Aversionen, die manche gegen die Mountainbiker haben: "Ich sage meinen Kursteilnehmern immer, dass Rücksicht das Wichtigste ist, dass die Biker immer die passivsten Waldnutzer sein sollten."

Auch Manuel K. setzt auf Deeskalation. "Wir sollten auf keinen Fall irgendeine Gruppe vorverurteilen." Er habe großes Verständnis, wenn sich jemand von den Mountainbikern gestört fühle. "Ich finde es enorm wichtig, dass wir alle Rücksicht aufeinander nehmen." Er plädiert dafür, dass Menschen, die sich über die Radfahrer ärgern zum Forstamt, zum Alpenverein oder eben zur Polizei gehen sollen. "Wir haben einen wunderschönen Wald in Heidelberg und finden sicher für Interessenkonflikte eine Lösung, mit der alle leben können."

René Heilemann war gestern schon wieder mit seinem Rad unterwegs. Aber so richtig genießen konnte er die Tour nicht. "Natürlich fahre ich jetzt mit einem mulmigen Gefühl."

Info: Zeugen, die in diesem Zusammenhang Verdächtiges beobachten, wenden sich an das Polizeirevier Nord unter Telefon 06221/45690.

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