Hat Hüller Hille den Wendepunkt erreicht?
Die Angestellten haben nach langem Warten ihre Gehälter für Dezember und Januar erhalten. Außerdem gibt es ein Versprechen von der Geschäftsführung.

Von Caspar Oesterreich
Diedesheim. Sechs Tage nach Ablauf der vom Arbeitsgericht Mannheim festgesetzten Frist kam endlich was. Am Donnerstag haben die Angestellten von Hüller Hille ihre langersehnten Gehälter erhalten – für ihre Arbeit im Dezember und Januar.
Geschäftsführer Li Meng nennt das "einen bedeutenden Wendepunkt" für das Maschinenbauunternehmen an der Diedesheimer Steige. Obwohl sich die zugesagten Investitionsmittel aus China verzögert hätten, stünden sie nun zur Verfügung. Die Belegschaft stimmt das halbwegs optimistisch, wie mehrere Angestellte gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung berichten.
Im Februar war noch von fehlendem Toilettenpapier in dem traditionsreichen Betrieb die Rede gewesen – und von Monteuren, die zum Aufstellen einer Maschine nach Budapest mit dem Dienstwagen der Geschäftsführung fahren mussten.
Die Buchung eines Mietwagens war angeblich wegen einer nicht gedeckten Kreditkarte gescheitert. Auch von fehlenden Sicherheitsprüfungen der Kräne in den Produktionshallen wurde berichtet. Eindeutig überprüfen ließen sich die genannten Vorwürfe nicht.
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Die Gehaltszahlungen erreichten die Mitarbeitenden am letzten Tag eines viertägigen "Sonderurlaubs", der von der Geschäftsführung verordnet worden war. "Um uns ruhig zu stellen", sagt einer, "weil nicht viel zu tun ist", ein anderer.
Jedenfalls sei es höchste Zeit für die Zahlungen gewesen, viele Kollegen hätten ihre Girokonten für Miete, Lebensmittel oder Benzin schon überziehen müssen. Die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Normalität sei zwar da in der Belegschaft, sagt Thomas Bohlender von der IG Metall Heidelberg. Ob der Wendepunkt nun eingeläutet sei, müsse die Geschäftsführung aber eben erst noch beweisen.
Dass die Februar-Löhne noch ausstehen, betonen alle Mitarbeitenden, mit denen die RNZ gesprochen hat. Rund 20 Angestellte hätten Hüller Hille in den letzten Monaten bereits verlassen, das sind mehr als zehn Prozent der Belegschaft.
Zudem gehe es bei knapp zwei Dutzend Aufträgen nicht weiter, weil benötigte Teile nur noch gegen Vorkasse geliefert würden. Auch dass genügend Geld für einen den neuen Prototypen (wohl vornehmlich für den asiatischen Markt gedacht) zur Verfügung steht, bezweifeln einige Mitarbeitende. Die dafür gedachten Investitionsmittel seien nun für die Gehaltszahlungen verwendet worden, vermuten sie.
Die Entwicklung und Erprobung einer neuen Werkzeugmaschine, die den langfristigen Erfolg bei Hüller Hille sichern soll, hatte Meng im Januar als Unternehmensziel 2025 noch vor den Profit im laufenden Jahr gestellt.
Man beginne jetzt mit einer schrittweisen Erholung und sei "entschlossen, alle ausstehenden Verbindlichkeiten innerhalb der nächsten zwei Monate zurückzuzahlen, in Abstimmung mit unserem Produktionsplan", sagt Meng.
Gleichzeitig steht das Thema Kurzarbeit im Raum. Es sei möglich, dass man diese zwischen April und August einführen müsse, "ähnlich wie andere Unternehmen der Werkzeugmaschinenbranche", macht der Geschäftsführer auf Presseanfrage deutlich.
Die Hürden dafür sind nicht unerheblich. Ein Auftragsrückgang als Argument kommt mit 20 ausstehenden Bestellungen nicht wirklich infrage. Auch Lieferengpässe lassen sich wohl nur schwer geltend machen, wenn es schlicht an der Bezahlung der Lieferanten hapert – und nicht an der aktuellen Marktsituation liegt.
Nur wenn die Geschäftsführung der Bundesagentur für Arbeit nachweisen kann, dass der Arbeitsausfall unvermeidbar ist und die Kurzarbeit eine geeignete Maßnahme darstellt, um die wirtschaftliche Situation zu stabilisieren, wäre sie wohl denk- und anwendbar.




