"Erstis" zogen wieder über Neckarwiese und Altstadt
Die Studienbeginner lernen in dieser Woche Stadt und Uni kennen. Es ist ein oft chaotisches Spektakel.

Von Martha Pfeifer
Heidelberg. Schon von der Theodor-Heuss-Brücke hört man lautes Gelächter. Auf der Neckarwiese feiern glitzernd verkleidete Gruppen von Erstsemestern und feuern sich gegenseitig bei Trinkspielen an. Vor den Toiletten unter der Brücke kniet ein junger Mann, der Bier aus einem Trichter schlürft. Es sind wieder "Ersti-Wochen" in Heidelberg – das oft chaotische Spektakel zum Auftakt des Semesters.
Die Veranstaltungen vor dem eigentlichen Studienstart sollen neuen Studenten den Einstieg ins Unileben erleichtern. Neben der offiziellen Begrüßung durch das Institut und vielen Infos zu Uni und Studium erhalten die "Erstis" dabei meist auch eine informelle Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und Heidelberg kennenzulernen.
Die angehenden Biochemiker machten das am Mittwochnachmittag zum Beispiel bei einer Tour durch die Altstadt. Dabei sollten die Neustudenten etwa herausfinden, in welcher Kneipe ein Akazienbaum zu finden ist.
Das Programm, das die angehenden Studenten erwartet, ist sehr vielfältig: Auf der Stadt-Rallye der Politikwissenschaftler müssen die Erstsemester in Teams kreative Aufgaben lösen und so lernen, sich in Heidelberg zurecht zu finden.
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Darunter war zum Beispiel das Rätsel: ,,Alex ist gern unter Freunden in der Nachbarschaft unterwegs. Am liebsten im März." Damit waren der Spirituosenladen "Alex", die Pizzeria und das Café in der Märzgasse gemeint.
Eine weitere Aufgabe war es, einen Affen zu finden, der seinen Hintern zur anderen Neckarseite zeigt. Das führte sie zur Bronzestatue des "Brückenaffen" an der Alten Brücke. Zur Erstiwoche der künftigen Politologen gehören zudem Infoveranstaltungen, Wanderungen und ein gemeinsames Essen. "Am schönsten fand ich eigentlich einfach das Kennenlernen beim Pizzaessen", sagt die 19-jährige Sofie.
Bei den Medizinern scheint in den Abendstunden vor allem das Trinken im Vordergrund zu stehen – darunter das Trinkspiel Flunkyball, das laut Fachschaftsmitgliedern auch traditionell nach Klausuren gespielt wird. Die Erstis ziehen geschminkt als ,,Heidelbären" oder mit Warnwesten, auf denen "HDAC – der Heidelberger Abschleppdienst" steht, durch die Straßen. "Ich würde gern von meinen Highlights berichten, aber ich bin schon ganz ballaballa im Kopf", ruft eine Studentin am frühen Abend mit Becher in der Hand.

Einige Menschen, die in der Altstadt wohnen, sind schon daran gewohnt, dass kurz vor Semesterbeginn etwas mehr los ist. Dort findet ein Großteil der Erstiaktionen statt. Besonders in der Unteren Straße ist es dann auch an Wochentagen bis spät in die Nacht laut.
"In diesen Wochen liegt immer viel Müll auf den Straßen. Der wird aber sehr rasch und gründlich von der Stadtreinigung beseitigt", berichtet die 26-jährige Julia Franke, die in der Hauptstraße wohnt. Altstädterin Gertrud Weber, 62 Jahre, stört sich ebenfalls nicht an dem Spektakel: "Man muss den jungen Menschen ihre Freude über den Studienbeginn lassen. Es ist ja schließlich auch nur zweimal im Jahr."



