OB-Wahl Heilbronn: Entschieden hat der "Harry-Faktor"
Überraschend großer Vorsprung für den SPD-Kandidaten: Harry Mergel wurde vom eigenen Lager, aber auch weit darüber hinaus gewählt.

Die Oberbürgermeisterwahl in Heilbronn hat einen Ausgang genommen wie ihn ehrlicherweise niemand erwartet hatte: Der neue Heilbronner OB Harry Mergel (55,9 Prozent) lag um 24,5 Prozent der Stimmen vor Martin Diepgen (24,5 Prozent). Bis zum Schluss waren alle von einem Kopf-an-Kopf-Rennen, bestenfalls von einem knappen Wahlsieg für Harry Mergel ausgegangen. So deutlich ist dies noch keinem Heilbronner OB gelungen - sieht man von Himmelsbachs Wiederwahl 2007 ab, bei der seine Gegenkandidaten von vornherein nur Außenseiterchancen hatten.
Nicht nur bei der Heilbronner CDU, aber hier vor allem, fragt man sich nun, wie dieses Ergebnis zustande kam. Mergel hatte im Vorfeld der Wahl gesagt: "Die Menschen in Heilbronn wissen, was sie an mir haben!" Sie hätten auch wissen können, was sie an Martin Diepgen haben, der im Laufe seiner Tätigkeit als Finanzdezernent und im Wahlkampf selbst weder eine schlechte Figur abgegeben und noch einen entscheidenden Fehler gemacht hat. Wenn es eine Erklärung für den Mergel-Sieg gibt, dann ist es der "H-Faktor". "H" für "der Harry" - von einem "Herrn Mergel" sprach niemand in Heilbronn. "H" steht aber auch für "Harmonie", "Heimat", das "Heimische" und "Herz". Auch wenn Diepgen mit dem Slogan "Mit Herz und Verstand" antrat, Mergel hat die Emotionen in seinem Wahlkampf ebenso bedient wie die sachlichen Aspekte - und man nahm es ihm ab.
Der am Wahlabend vom Ergebnis fast geschockt wirkende Thomas Strobl sprach dann auch als erster davon, dass die Heilbronner einen "Ur-Heilbronner" gewählt hätten. Diese Formulierung machte dann die Reihe und eröffnete den CDU-Mandatsträgern gleichzeitig die Möglichkeit, das Wahlergebnis zu entpolitisieren. Denn betrachtet man die Ergebnisse der einzelnen Wahlbezirke, in denen die Wahlbeteiligung merklich über den amtlichen 39 Prozent lag, viele liegen in den bürgerlichen, auch teuren Wohngebieten wie dem Heilbronner Osten mit der klassischen CDU- und FDP-Wählerschaft, so holte Mergel auch hier seinen Vorsprung.
Ihm gelang es, nicht nur die eigene Klientel, die SPD, die Gaffenberg-Connection, seine "Sportsfreunde" aus seiner aktiven Fußballerzeit und weite Kreise aus der Kultur zu gewinnen, sondern auch viele Heilbronner darüber hinaus, nicht wenige davon mit Meinungsmacht. Damit dürfte auch die Frage beantwortet sein, ob ihm die Fürsprache von Dieter Schwarz genutzt oder geschadet hat.



