"Riesenklotz" Betriebshof wächst in Bergheim und Wieblingen
Zustimmung für den "Riesenklotz": Der Bezirksbeirat stimmte für die Weiterentwicklung des Betriebshofs.

Von Maria Stumpf und Laura Kress
Heidelberg. Der Bau des neuen Betriebshofs für Busse und Bahnen in Bergheim wird mit Baubeginn 2026 wohl sechs Jahre dauern und rund 120 Millionen Euro kosten. Um überhaupt mit dem Platz klarzukommen, soll zweistöckig neu gebaut werden.
Darüber informierten Vertreter der Rhein Neckar-Verkehr GmbH (RNV) in der jüngsten Bezirksbeiratssitzung. Die Planungen mussten den Vorgaben des Gemeinderats folgen. Der Bezirksbeirat stimmte der Beschlussvorlage zu.
Laut Sascha Blüm von der RNV werden dort 32 Straßenbahnen Platz finden. Der Neubau des Betriebshofs muss bei laufendem Betrieb erfolgen. Dazu kommt, dass der Platz in Bergheim nicht ausreichen wird, die Zahl der Fahrzeuge wird steigen.
Angedacht ist deshalb ein weiterer Abstellplatz in Wieblingen (siehe unten) und eventuell sogar noch einer in Rohrbach. 30 Busse, in Zukunft alle elektrisch betrieben, sollen im neuen Betriebshof unterkommen.
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Sie müssen genauso auf dem Dach untergebracht werden wie die Schienenreinigungsfahrzeuge, die Steigerfahrzeuge für die Oberleitungen, die Fips-Fahrzeuge (Kleinbusse mit flexiblen Zielen) und Autos für die Busfahrer, die ganz früh morgens anfangen. Immerhin sollen zukünftig bis zu acht Bahnen gleichzeitig gewartet werden können, so dass theoretisch am alten Platz bis zu 75 Straßenbahnen betreut werden könnten.
"Es wäre besser gewesen, wenn der Betriebshof nicht in Bergheim geblieben wäre", fasste Bezirksbeirat Peter Heil (FDP) den Groll der Räte zusammen. Als ein "Riesenklotz mitten im Stadtteil", bezeichnete auch Friederike Greeb (Grüne) das Bauvorhaben. Doch ohne Betriebshof funktioniere nun mal kein öffentlicher Nahverkehr in der Stadt. "Wir müssen damit klarkommen."
Für mehr Freude sorgten die Infos von Sascha Blüm, dass es Fassadenbegrünungen geben wird und mit der Entsiegelung der Emil-Maier-Straße hin zu einem "Emil-Maier-Park" eine Aufwertung im Stadtteil erfolge. Dass die Kantine im Betriebshof auch für die Bergheimer als Ort der Begegnung angedacht werde und ein Blick von außen in die Werkstatt als Hingucker ermöglicht werden soll, wurde ebenfalls zufrieden aufgenommen.
Für ein bisschen mehr Tempo in der Diskussion sorgte Stadtrat Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) mit seinen kritischen Bemerkungen zur Finanzierung des Projekts. Die Kapazitäten seien im Gegensatz zu den ersten Umbauplänen erheblich erweitert worden und "warum baut man dann einfach in die Höhe?", erkundigte er sich. "Wieso hat man da nicht an das Airfield als Abstellplatz gedacht?"
Eine Frage, die nicht nur Bezirksbeirat Olivier Henry von der CDU erzürnte. "Sie und die Bürgerinitiative zum Erhalt der Ochsenkopfwiese haben nicht dafür gekämpft, dass der Betriebshof raus kommt aus unserem Stadtteil", erinnerte er aufgebracht. Die Debatte um das Airfield sei doch längst durch.
Bezirksbeirat Peter Heil (FDP) stimmte letztlich gegen die Beschlussvorlage zur Weiterentwicklung des Betriebshofs. "Solange geplant wird, kann man Pläne doch noch ändern", meinte er. Mit dieser Meinung blieb er allein.
Sascha Blüm und Frank Dommasch von der RNV sowie Sonja Hildenbrand vom Stadtplanungsamt erläuterten derweil im Bezirksbeirat Wieblingen, was sich seit dem Grundsatzbeschluss von 2021 alles getan hatte. "Der Standort Rohrbach-Süd fällt weg und auch den Bau an der Berufsschule haben wir verkleinert", erkläre Blüm die Entwicklung.

Während die RNV den Standort an der Berufsschule vor allem für Aufenthaltsräume und die Abstellung von Bussen nutzen möchte, soll an der Bergheimer Straße ein zweigeschossiges Gebäude mit Bus- und Straßenbahnhaltestellen entstehen. Im unteren Bereich bringt die RNV die Betriebswerkstatt sowie Stellplätze für 32 Bahnen unter. Auf dem Dach sollen die Busse parken.
Eine Überarbeitung des ursprünglichen Entwurfs war vor allem nötig, weil sich der Flächenbedarf für die Ladeinfrastruktur neue ÖPNV-Dienstleistungen wie den Fips-Bus und zusätzliche Stellplätze für elektrifizierte Busse erhöht hatte. "Die Ausmaße der Grundfläche haben wir aber nicht verändert", erklärte Blüm.
Zudem betonte Blüm, dass auch Klimaschutz in der Planung eine Rolle gespielt habe. "Auf dem Dach wollen wir einen umlaufenen Grünstreifen und Solaranlagen anbringen", erklärte er. Die Fassade des Gebäudes wolle man ebenfalls begrünen. Außerdem ist es der RNV gelungen, die versiegelte Fläche von ursprünglich geplanten 9.000 auf 3.000 Quadratmeter zu verkleinern. Mit den Ergebnissen der ökologischen Gutachten rechnet er in den nächsten Monaten.
Baubeginn beider Projekte ist voraussichtlich 2025. Während die dezentrale Abstellung an der Berufsschule schon 2026 in Betrieb genommen werden soll, ist das bei der Bergheimer Straße voraussichtlich erst 2031 möglich. Bezirksbeirat Dennis Röhner ist trotzdem froh, dass es jetzt bald losgeht. "Das Konzept hat mich überzeugt."



