Eine Ära endet

Ilona Böhm verliert nach sieben Jahren das Mathaisemarkt-Festzelt

Stephan Finke wird neuer Betreiber. Er signalisiert Gesprächsbereitschaft. Es gab vier Bewerbungen.

14.10.2023 UPDATE: 14.10.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
So richtig kam Ilona Böhms Zelt bei den Mathaisemarkt-Besuchern nie an – im Gegenteil: Es gab in den letzten sieben Jahren mehr Kritik als Lob. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Nach sieben Jahren (und fünf Mathaisemärkten) endet die Ära von Ilona Böhm: Am Freitag beschloss der Markt- und Kulturausschuss einstimmig, das Festzelt ab nächstes Jahr an die Frankenthaler Firma von Stephan Finke zu vergeben. Der betreibt das Zelt auf dem Ketscher Backfischfest, dem Andechser Bierfest in Haßloch oder dem Frankenthaler Oktoberfest – und überzeugte am Dienstag den Ausschuss, als dieser den Bewerbern die Chance gab, sich nicht-öffentlich zu präsentieren. Zumindest hörte man bei den Beiträgen der Räte eine gewisse Vorfreude heraus. Man habe "eine gute Wahl" getroffen, so Michael Mittelstädt (CDU).

Das war gestern auch die andere große Überraschung, als bekannt wurde, dass es tatsächlich vier Bewerbungen gegeben hatte. Damit hatte keiner gerechnet, wie Bürgermeister Christoph Oeldorf und Ordnungsamtsleiterin Julia Geiss zugaben: "Wir hatten schon Bauchschmerzen bei der Neuausschreibung", sagte Geiss. Denn es hätte ja auch sein können, dass sich niemand meldet.

Und im Falle Böhms habe es immer geheißen, man müsse sie nehmen, es gebe ja sonst keinen anderen. Jetzt sagte Geiss: "Umso schöner ist es, zu sehen, dass das Interesse doch groß war und es eine echte Konkurrenz gab. Am Dienstag waren es immerhin drei, die ihre Pläne vorstellten, ihre Namen wollte Geiss aber nicht nennen.

Vor fünf Monaten hatte man fristgerecht den bisherigen Vertrag mit Böhm gekündigt – da Oeldorf eine Neukonzeption des Festes angekündigt hatte. Allerdings stand es Böhm frei, sich aufs Neue zu bewerben. Und das tat sie dann auch, wie sie der RNZ bestätigte. Allerdings sagte sie am Donnerstag, dass sie nicht damit rechne, den Zuschlag zu erhalten: "Wegen der Umfrage zum Mathaisemarkt."

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Tatsächlich erhielt das Festzelt bei den drei Umfragen vor, während und nach dem Mathaisemarkt fast durchgängig schlechte Noten. Auch sonst wurden immer wieder die lieblose Gestaltung, die Schmuddeligkeit oder die unschöne Eingangssituation, aber auch der Umgang mit ihren Mitarbeitern kritisiert. Und wer mit ihr dienstlich zu tun hatte, berichtete von nicht eingehaltenen Absprachen und mangelnder Kommunikation.

Stephan Finke, der Gewinner der Ausschreibung, war am Freitagnachmittag als einziger der drei Bewerber im Marktausschuss. Er konnte und wollte noch kein fertiges Konzept für das gastronomische Angebot oder das Programm im Zelt vorstellen, denn da würden noch Gespräche mit der Stadt geführt: "Es ist noch nichts in Stein gemeißelt. Wir werfen alle Ideen in einen Topf und sehen dann, was umsetzbar ist."

Vor allem würde er gern von der Stadt wissen, welche Art von Programm sie sich wünscht. Allerdings sagte er auch: "Wieso sollte man etwas ändern, wenn es funktioniert – wie die Mallorca-Party." Ein eigenes Zelt hat er nicht, er mietet es für die jeweilige Veranstaltung an.

Den Mathaisemarkt kennt Finke gut, schließlich hat er einst am Heinrich-Sigmund-Gymnasium Abi gemacht und war regelmäßig auf dem Fest. Was war sein Eindruck vom bisherigen Zelt? "Ich äußere mich nur ungern über Mitbewerber, aber da gab es ein paar Dinge, die ich meinen Gästen nicht zumuten würde."

Es wirkte alles etwas schmuddelig und düster. Er sei "für ein helles und freundliches Zelt", aber kein Freund von zu viel Tüll, er mag es "eher klar und schlicht". Er findet, dass seine Branche gerade im Wandel ist: Die traditionellen Festwirte – diesen Begriff mag er nicht, sondern nennt sich lieber "Betreiber" – verharren lieber im Altgewohnten, dabei "muss man doch offener sein, gerade angesichts der Technik".

Und wie erklärt sich Finke, der seit 2015 in der Eventbranche ist – eigentlich startete er mit einer Werbeagentur –, dass es nun auf einmal etliche Bewerber gab? "Schriesheim ist ein guter Platz, es ist das erste Fest in der Region."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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