Plus Buga Mannheim

Mit fast zwei Millionen Besucher "Maßstäbe" gesetzt (Update)

Organisatoren sind mit Verlauf der am 8. Oktober endenden Großveranstaltung hochzufrieden.  Geschäftsführer kontert auf kritische Fragen.

28.09.2023 UPDATE: 28.09.2023 20:36 Uhr 3 Minuten, 4 Sekunden
Foto: Uwe Anspach/dpa

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Nach den emotionalen, freudigen und lobenden Worten der drei Redner vergisst Pressesprecherin Corinna Brod am Dienstagmorgen, 26. September, bei der letzten Buga-Pressekonferenz – die Presse. Vor den Gruppenbildern im Freien wollen die Journalisten noch die eine oder andere Frage stellen. Geschäftsführer Michael Schnellbach wirkt bei seinen Antworten sichtlich gereizt. Manch kritischer Unterton gefällt ihm nicht. Warum zum Beispiel Besucherinnen und Besucher bei gleißender Hitze eine Stunde vor der Seilbahn anstehen mussten, bis sie in die Gondel einsteigen konnten, und ob in dieser Zeit keine Busse auf dem Spinelli-Gelände verkehrten. Die wären in dieser Zeit sehr wohl gefahren, kontert Schnellbach, zwei bis drei an der Zahl.

Was das Warten betrifft, habe es auch an den Gästen und ihren Bedürfnissen gelegen. "Wir hatten bei einer Bundesgartenschau noch nie so viele Rollstühle, Kinder- und Bollerwagen", so der Mannheimer Buga-Chef. Und in eine Gondel passten eben zehn Personen, spielt Schnellbach darauf an, dass etwa viele Familien partout zusammen fahren wollten, was ebenfalls zu Verzögerungen führte. Andererseits: "Es ging ja in der Schlange immer vorwärts."

Knapp 3000 Gäste beförderte die beliebte Seilbahn pro Stunde und Richtung. Ein echter Publikumsmagnet, weshalb Schnellbach, wie er gesteht, schon das eine oder andere Tränchen verdrückt hat. Denn am 8. Oktober endet nicht nur die Buga, sondern auch der Transport in luftiger Höhe. Zwar bleibt die Seilbahn bis spätestens 31. März nächsten Jahres erhalten, in dieser Zeit steht sie aber ausschließlich Ingenieuren für Testzwecke zur Verfügung. Neben dem undichten See in der Feudenheimer Au und der in Verzug geratenen Neckarrenaturierung – beides gehört nicht zu den Ausstellungsgeländen – ist die wegen Baumängeln nur zu kleinen Teilen fertig gewordene Unterwasserwelt im Luisenpark der dritte "Schönheitsfehler" der Buga. Schnellbach sagt, das habe man, zum Beispiel auf der Homepage, klar kommuniziert. Es verwundert nicht, dass der Geschäftsführer viel lieber über den Erfolg der fast 180-tägigen Mammutveranstaltung spricht, die er mit zahlreichen Zahlen und Fakten untermauert. "Wir sind ambitioniert gestartet und konnten die Erwartungen erfüllen", sagt er selbstbewusst.

Zugleich wirbt Schnellbach für eine Visite in den herbstlich bepflanzten Parks. "So schnell wird es sicher keine Bundesgartenschau mehr in Mannheim geben." Überhaupt kamen die Blumenschauen und Landschaftsgärten bei den Gästen hervorragend an. Zwischen Frühjahrs- und Sommerflor schillerte der Klatschmohn in sattem Rot und bildete die Kulisse für Tausende Fotos bei Facebook, Instagram und Co.. Die angestrebte Verjüngungskur bei einer Bundesgartenschau ist ebenfalls gelungen: Jeder vierte Besucher war unter 25 Jahren, knapp jeder dritte über 60. Das Konzept, mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen wie Energie, Nahrungsmittel, Nachhaltigkeit oder Klimaschutz neue Zielgruppen zu erreichen, ist aufgegangen. "Mannheim hat Maßstäbe gesetzt", sagt Jochen Sandner, Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft. Kommunen, die Interesse an einer Buga in den 40er-Jahren haben, hätten "selbstverständlich" Anschauungsunterricht in der Quadratestadt genommen.

Oberbürgermeister Christian Specht freut sich, dass das besonders hitzegeplagte Mannheim mit dem Spinelli-Gelände einen Naturraum erhält, der Teil des sogenannten Grünzugs Nordost mit mehr als 200 Hektar Grünfläche ist und die Frischluftzufuhr in angrenzenden Stadtteilen wie Feudenheim, Käfertal, aber auch in der City erhöht. Die bisher gemessenen Werte hierzu seien besser als von Wissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) angenommen. Hitzeresistente Pflanzen, horizontal wachsende Bäume – die Buga hat viele innovative Beispiele im Kampf gegen die Erderwärmung geliefert. Specht kündigt an, so manchen Ausstellungsbeitrag, der ab 9. Mai eigentlich zurückgebaut werden soll, retten zu wollen.


Die Zahlen:

> 1,98 Millionen Besucher.

> 62,1 Millionen Euro betragen die Kosten für die Vorbereitung und die Durchführung der Buga in beiden Parks (inklusive Seilbahn).

> 45 Prozent der Gäste besitzen eine Dauerkarte (insgesamt 81.000).

> 53 Prozent der Besucher reisen mit öffentlichen Verkehrmitteln an.

> 95 Prozent der Gäste waren mit der Buga insgesamt sehr zufrieden.

> 31 Prozent der Besucher stammen aus Mannheim, 25 Prozent aus Baden-Württemberg und 43 Prozent aus andern Bundesländern.

> 71 Prozent der auswärtigen Gäste wollen Mannheim in den nächsten zwei bis drei Jahren wieder besuchen.

> Über 6000 Veranstaltungen, davon rund 2800 auf dem Buga-Campus mit über 88.000 Teilnehmern.

> 2,75 Millionen Seilbahnfahrten insgesamt, durchschnitt 16.500 Zustiege täglich.

> Über 600 Beschäftigte arbeiten täglich auf den beiden Geländen.

> Mehr als 60 Aussteller haben das Experimentierfeld und die U-Halle gestaltet.

> Rund 9600 Insektenburger wurden gegessen.

> Über 11.000 ehrenamtliche Stunden hat der Buga-Freundeskreis geleistet.

> 19 Blumenschauen fanden in der U-Halle statt.

> 14 Freilandwettbewerbe wurden ausgetragen.

> Rund 30 Gärtnerinnen und Gärtner pflegen täglich die Pflanzen im Luisenpark, 20 sind es im Spinelli-Park.

> Knapp 100 Große Goldmedaillen wurden bei Hallenschauen und Freilandwettbewerbern der Deutschen Bundesgartenbau-Gesellschaft auf der Mannheimer Buga vergeben. Dazu kamen rund 90 Ehrenpreise.

> 13 Rosenneuheiten wurden vorgestellt und eine davon auf den Namen "Spinelli" getauft. Eine Fuchsie wurde "Rhein-Neckar-Perle" getauft.

> Mehr als 800 Veranstaltungen (Vorträge, Workshop-Präsentation) mit deutlich über 25.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gingen im Bildungs- und Informationszentrum i-Punkt Grün über die Bühne.

> 107 Bäume im Gegenwert von 90.000 Euro wurden für die Buga gespendet. alb

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