Klimaschützen schmackhaft gemacht
2680 Kilometer am ersten Tag: In Haßmersheim startete das "Stadtradeln" mit einer Frühstücksstraße.

Von Ursula Brinkmann
Haßmersheim. Schon am ersten Tag erstrampelten die Haßmersheimer "Stadtradler" 2680 Kilometer. Diese Zahl zeigte die Stadtradeln-Homepage am Montagmorgen an. Der Startschuss zu dem Wettbewerb – der 16. seiner Art – war am Sonntagmorgen am Neckarufer in der Schiffergemeinde gefallen. Um (nicht nur) den Haßmersheimern die Kampagne, die sich für die klimafreundliche Variante der Mobilität einsetzt, so richtig schmackhaft zu machen, hatte ein loses Bündnis von Bürgerinnen und Bürgern zum Frühstück eingeladen. Unter den Schatten spendenden Bäumen war eine lange Biertischtafel weiß eingedeckt und mit Mitgebrachtem appetitlich bestückt worden. Davor, bereit zur Abfahrt: Räder aller Art.
Sie sei immerhin schon einen Kilometer hergeradelt, sagte Anna Leischner lachend. Sie sitzt für die Bürgerliste-Bündnis 90 / Die Grünen im Gemeinderat und hatte schon für das erste Stadtradeln in Haßmersheim 2021 eifrig geworben und mitorganisiert. "Unser Organisationsteam mit Inge Kurpjuweit, Pascal Dzanic und Wolfram Löffler ist inzwischen gut eingespielt, das macht es mit jedem Jahr leichter." 39.485 Rad-Kilometer standen 2021 unter dem Strich, im vergangenen Jahr waren es 51.674. Was neben der konkreten Radverkehrsförderung und der langfristigen Infrastrukturverbesserung durch die Kampagne zähle, sei der durch Rad statt Auto fahren vermiedene Kohlendioxid-Ausstoß. Fürs Neckardorf mit seinen 17 gemeldeten Teams wären das nach einem Tag immerhin 434 Kilogramm. Der Rechner der Stadtradeln-Homepage aktualisiert die Ergebnisse laufend. Für alle 2779 Teilnehmerkommunen betrug die CO2-Vermeidung am Montagmorgen 21.061 Tonnen.
"Wir haben von Mosbach quasi den Staffelstab übernommen", sagte Bürgermeister-Stellvertreter Christian Dorn kurz vor dem Startschuss am Neckarufer. Zusammen mit einer Handvoll Gemeinderäte war er mit dem Fahrrad gekommen. Dorn benutzt zwar auch die Bezeichnung "Wettbewerb" fürs Stadtradeln, betonte aber, dass es in erster Linie darum gehe, möglichst viele Alltagswege mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Denn das Stadtradeln richtet sich von Anbeginn an die Kommunalpolitik, handelt es sich bei der Kampagne doch um eine des Netzwerks Klima-Bündnis, das ein eingetragener Verein von Kommunen ist. Die Quote stadtradelnder Gemeinderatsmitglieder in Haßmersheim ist mit vier von 18 jedenfalls deutlich höher als in der Großen Kreisstadt Mosbach. Was auch am Schmackhaftmachen liegen könnte und dem appetitlichen Auftakt am Neckarufer.
Das Anliegen der Frühstücksgastgeber deckt sich mit den Zielen der Stadtradler und geht noch darüber hinaus. Da wird im übertragenen Sinn für ein gutes Klima in der Kommune geworben. "Unser Anliegen ist, Jung und Alt, Alleinstehenden und Familien, Zugezogenen und Alteingesessenen die Möglichkeit zu bieten, sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen", beschreibt eine bunte Karte die Idee des "Bürgervereins". Der sei zwar kein eingetragener Verein, erläuterte Melanie Krieg-Bergmann, "aber Gemeinderat, Gemeindeverwaltung und Bürgermeister unterstützen uns."
Letzterer hätte gern den Startschuss miterlebt, war jedoch verhindert. Doch erkundigte sich Christian Ernst via Smartphone über den Fortgang der Dinge in seiner Gemeinde und bat um ein Foto vom Startschuss. Den gab Oberschützenmeister Bernhard Heck vom KKS Hochhausen ab. Das Foto der ersten stadtgeradelten Meter kann Bürgermeister Ernst auch hier in der Zeitung sehen.