Baukran in Hauptstraße wird für Fastnachtszug abgebaut
Damit die Narren unbeschwert feiern können: Das Sicherheitskonzept wurde angepasst. Mehr als 1500 Aktive laufen mit. Es gibt kein Glasverbot für den Marktplatz.

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Das Heidelberger Karneval Komitee (HKK), Polizei und Stadt sind sich einig: Sie alle rechnen am Dienstag, 21. Februar, mit deutlich mehr Besuchern zum Fastnachtszug als das letzte Mal im Februar 2020. Wegen stärkerer Sicherheitsvorschriften in Rheinland-Pfalz haben viele linksrheinische Karnevalsvereine ihre Züge abgesagt, in Mannheim fanden die Organisatoren zu wenige Ehrenamtliche. So ist der närrische Lindwurm durch Bergheim und die Altstadt in diesem Jahr der größte in der Region. Und damit steigen auch die Sicherheitsanforderungen.

"Wir rechnen mit bis zu 150.000 Besuchern", sagt Joe Schwarz, Schriftführer des HKK und Hauptverantwortlicher für die Organisation des Fastnachtszugs. Zum Vergleich: In normalen, guten Jahren zieht es rund 100.000 Menschen in die Stadt. Im regnerischen 2020 waren es hingegen nur 60.000.
Für die aktuelle Saison haben bislang 65 Zugnummern ihre Teilnahme zugesagt. Demnach laufen 1550 Aktive mit. Tendenz steigend. Bis nächsten Mittwoch können sich nämlich noch weitere Vereine, Einrichtungen oder Privatgruppen anmelden.
Damit keine Zuschauer verletzt werden und die Narren wohlbehalten durch die enge Hauptstraße kommen, hat das HKK einen privaten Sicherheitsdienst engagiert. "Dabei geht es auch um das besondere Schutzbedürfnis der minderjährigen Tanzgarden", sagt Schwarz. Die Motivwagen, von denen es in diesem Jahr mehr geben wird, sind in der eng bebauten Altstadt ebenfalls eine Herausforderung.
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Die Stadt lässt daher auf eigene Kosten den Baukran in Höhe der Hauptstraße 40 ab- und später wieder aufbauen. Nach den Angaben eines Stadtsprechers kostet dies einen "niedrigen fünfstelligen Betrag". Er begründet den Schritt mit dem "Aspekt ausreichend breiter Fluchtwege". Schwarz: "Wenn dort ein Motivwagen liegen bliebe, hätten wir mit dem Baukran ein Problem."
Hintergrund
> Der Heidelberger Fastnachtszug feiert in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Der erste fand am 6. März 1848 statt. Damals spielte die Stadt den Einzug Friedrich des Siegreichen in seine Residenz Heidelberg nach. Damit groß gefeiert wird, gibt die Stadt einen
> Der Heidelberger Fastnachtszug feiert in diesem Jahr sein 175-jähriges Bestehen. Der erste fand am 6. März 1848 statt. Damals spielte die Stadt den Einzug Friedrich des Siegreichen in seine Residenz Heidelberg nach. Damit groß gefeiert wird, gibt die Stadt einen Extra-Zuschuss von 160.000 Euro.
> Das Heidelberger Karneval Komitee (HKK), der Dachverband der hiesigen Fastnachtsvereine, in dem der Heidelberger Carneval Club "Blau-Weiß", die Karnevalsgesellschaft Polizei, die Kurpfälzer Trabanten, die Perkeo-Gesellschaft, die Pfaffengrunder Karneval Gesellschaft und die Ziegelhäuser Karneval-Gesellschaft zusammengeschlossen sind, organisiert den Zug. Es sind auch viele auswärtige Vereine und Gruppen dabei.
> In diesem Jahr fällt der Fastnachtsdienstag auf den 21. Februar. Um 14.11 Uhr gehen die Gruppen in der Bergheimer Straße los. Von dort geht es zum Bismarckplatz und durch die Hauptstraße bis zum Marktplatz.
> Vereine, Einrichtungen oder Privatgruppen, die noch mitlaufen wollen, können sich noch bis Mittwoch, 15. Februar, online anmelden unter dem Link www.hkk1952.de oder per E-Mail an: fastnachtszug@hkk1952.de. hob
"Die Themen Müll und Sicherheit werden beim Fastnachtszug gemeinsam gedacht", sagt der Stadtsprecher. Inzwischen sind die Gespräche zwischen HKK, Polizei, Stadt und Stadtreinigung abgeschlossen. "Wir werden noch mehr Mülleimer aufstellen, Reinigungsfahrzeuge einsetzen, der Kommunale Ordnungsdienst ist mit voller Manpower vor Ort."
Die Stadt hatte sich gegenüber dem Land bei der jüngsten Verlängerung der Sicherheitspartnerschaft dazu verpflichtet, den KOD von 23 auf 30 Stellen aufzustocken. 27 städtische Ordnungshüter sind bereits ausgebildet und werden am Rande des Fastnachtszugs, besonders aber bei der Abschlussparty auf dem Marktplatz mit der Polizei, die mit mehr als 100 Beamten vor Ort sein wird, für Ordnung sorgen.
Die Erfahrungen von 2020 zeigen, dass dies auch nötig ist. Noch am Fastnachtsdienstag zog Uwe Schrötel, Leiter des Polizeireviers Mitte, damals eine negative Bilanz: mehr Körperverletzungen als ein Jahr zuvor und viele Jugendliche mit "erschreckend hohen Alkoholwerten" im Blut. Und so hatten auch die Rettungsdienste mit Betrunkenen, aber auch mit Schnittverletzungen einiges zu tun.
Ein Verbot von Glasflaschen auf dem Marktplatz sei in diesem Jahr zwar diskutiert, letztendlich aber wieder verworfen worden, klärt Schwarz auf. Was in den Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf schon seit Jahren praktiziert wird, hält er in Heidelberg für "nicht umsetzbar". Es gebe schlicht und ergreifend zu viele Zugänge zum Marktplatz. Er müsste, um ein Glasverbot polizeilich durchsetzen zu können, komplett eingezäunt werden.
Die Getränkestände, die das HKK für die Show nach dem Umzug organisiert habe, seien aber angehalten, vorwiegend Mehrweg-Plastikbecher zu nutzen. "Wir sorgen aber auch am Marktplatz für zusätzliche und größere Müllbehälter, damit die Besucher dennoch ihre selbst mitgebrachten Flaschen entsorgen können."
Auch vom Stadtsprecher heißt es: "Wir setzen auf die Vernunft der Besucher." Und so hoffen alle Beteiligten auf einen unbeschwerten Fastnachtszug. Schwarz freut sich besonders, dass die Maschggra aus dem italienischen Salurn in diesem Jahr mit dabei sind, mit einem eigenen Perkeo.
Der Fastnachtsverein Ilvesheim ist zum ersten Mal mit mehreren Nummern dabei. Es kommen auch die Karnevalisten aus Eppelheim und Neckargemünd. Letztere liefen zum letzten Mal vor 25 Jahren in Heidelberg mit. Bei der Abschlussparty auf dem Marktplatz werden sie sich alle treffen. Schwarz: "Der DJ legt dort Partykracher auf."




